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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-10/0009
Die Markgrafschaft

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rieht im Französischen eingerichtet, den der
Franzose Colthien erteilte. Seit dem selben Jahr
1767 gab es auch Physikunterricht und seit 1772
Zeichnen. - 1787 nahmen folgende Schüler am
französischen Unterricht teil: Touchon, Frommel,
Weiß, Vetter in der ersten Klasse; in der zweiten
Klasse: Bürgelin, Helminger, Fecht, Holliger,
Wilhelm, Sonntag, Gmelin, Herbster, Reinhard,
Roesch, Hitzig, Sievert, Schnaufer, Hoelzer,
Schmidlin, Rupp, Holz, Brodhag, Groetsch, Riedel
. — Das Eindringen der modernen Fremdsprache
in den dem Griechischen und Lateinischen
bisher ausschließlich vorbehaltenen Lehrplan
bedeutete wahrhaftig an sich schon ein
revolutionäres Ereignis, überraschend ist dazu
aber noch die ungezwungene, um nicht zu sagen
moderne Methode des französischen Unterrichts,
die am Pädagogium angewandt wurde. Darüber
berichtet der französische Sprachlehrer 1787:
„Diejenigen Schüler, die schon einige Kenntnisse
der Sprache erworben hatten, haben sich im
Nacherzählen von Fabeln und Geschichten geübt,
sie haben Beispielsätze gebildet zu den schwierigsten
Grundregeln der Sprache. In Form eines
Spieles haben sie Gelegenheit gehabt, über Kunst
und Handwerk, über Tiere, Pflanzen, Gesteine
und anderes zu sprechen; zwei- bis dreimal wöchentlich
haben sie Briefe geschrieben über einen
angegebenen Gegenstand. Diese Briefe wurden
nach Stil und Orthographie vor der Klasse besprochen
. Die Kinder der unteren Klasse wurden
durch kleine Spiele und Übungen in die Lautlehre
eingeführt; sie haben die Konjugation der
wichtigsten Verben gelernt und haben mit entsprechenden
Hauptwörtern Sätze gebildet. Sie
kennen die Bezeichnungen der hauptsächlichsten
Handwerke, können sich über den Gebrauch der
Möbel usw. französisch ausdrücken. Auch diese
Anfänger haben mit Hilfe von Gesellschaftsspielen
einen ziemlichen Wortschatz erworben, der es
erlaubt, sich über natürliche wie übernatürliche
Dinge zu verständigen. Zum Examen werden sie
einige leichte Rätselaufgaben vorbereiten".

Bis zum Jahr 1839 behielt das Lörracher
Pädagogium auf Grund der Statuten von 1719
ungefähr dasselbe Lehrziel und denselben Lehrplan
bei, dann allerdings beginnt ein neuer Abschnitt
in der Entwicklung der Schule, als sie
sich eine sogenannte Bürgerschule angliedert und
sogar der bis dahin verpönte Turnunterricht eingeführt
wurde. Das Pädagogium hatte in seinem
Bestand sehr unter den Nöten der Revolutionsund
Koalitionskriege zu leiden bei den wiederholten
Durchzügen verschiedener Truppenteile
und den damit verbundenen Einquartierungen.
1797 war der Saal der Schule, das Auditorium,
belegt, und oft konnten auswärtige Schüler den
Unterricht nicht besuchen, weil französische Vorposten
sie nicht passieren ließen. Auch das Schulhaus
wurde vielfach beschädigt. Trotz aller Not
und allen noch so ungünstigen Zeitumständen
aber erholte sich die altehrwürdige markgräfler
Kapitelschule, das Lörracher Pädagogium, immer
wieder dank der großzügigen Unterstützung durch
den Landesherrn, der es 1881 zu einem sieben-
klassigen Progymnasium und 1883 zum vollen
neunklassigen Gymnasium erhob, das seit 1926
den Namen Johann Peter Hebels trägt.

Kandern vor ao Jahren^

Der erste großherzogliche Badearzt von Badenweiler
, Dr. G. Wever, hat im Jahr 1843 ein Buch
geschrieben „Badenweiler und seine Umgebung".
Darin schildert er mit Liebe und Verständnis
viele Ortschaften der Umgebung des Kurortes,
und da wir meinen, daß Kandern in dem Buch
besonders gut wegkommt, geben wir Dr. Wevers
Ortsbeschreibung mit einigen Kürzungen und
Zusätzen (in Klammer) wieder.

Das hübsche Städtchen .... zählt 1400 Einwohner
, welche teils vom Feldbau, größtenteils
aber vom Handel und den verschiedensten Gewerben
leben. Es ist hier ein Forstamt und eine
Hüttenverwaltung. Der da befindliche Hochofen
und das Hammerwerk sind Eigentum des Staates
und nicht nur musterhaft eingerichtet, sondern
auch so ausgedehnt und großartig, daß sie eine
große Anzahl der Bewohner des Tales beschäftigen
.

Unter den zahlreichen . . . Punkten, welche
Badenweiler von allen Seiten umgeben, ist Kandern
wohl einer der besuchtesten, denn es ist da
gar manches, was den Freund der Natur oder
den Mann vom Fach lockt. Auf dem kürzeren
Weg längs des Gebirges, dem sogenannten
Botenweg — freilich nur zum gehen und reiten
geeignet — durch anmutige Tälchen und über
sonnige Höhen, gelangt man von Badenweiler
ohne Anstrengung ans Ziel der kurzen Reise (die

Straße Badenweiler—Sehringen—Kandern ist erst
1854 in Angriff genommen worden).

Der offene Charakter, der biedere Sinn, die
heiteren Gesichter, die kräftige Sprache, die den
Bewohnern dieses Tälchens eigen sind, sprechen
den Fremden wohltätig an . . . und manche belehrende
Unterhaltung findet der Gast in den
weitläufigen Gebäuden des Hochofens, in der
von schwarzen Gestalten belebten, unter den
Schlägen der schweren Hämmer erzitternden und
von den sprühenden Fünken der gewichtigen
Luppe grell erleuchteten Hammerschmiede.

Das Hüttenwerk steht unter der Leitung des
Herrn Bergrat Hug, eines ebenso anspruchslosen
als kenntnisreichen Mannes, dessen Sammlung
aus dem Reich der Mineralien unzweifelhaft zu
den . . . kostbarsten gehört, die man bei einem
Privatmann treffen möchte. (Die Fremden durften
die Sammlung besichtigen. Wo ist sie jetzt?).

Überdies besitzt Kandern einige wohleingerichtete
Fabriken, und hier entstand der erste
Gewerbeverein des Oberlandes. Dr. Wever erwähnt
lobend den ältesten Gesang- und Musikverein
des Oberlandes, und die schöne, vollständige
Kapelle der beim Hütteriwerk bedienste-
ten Knappen, deren es mehrere Hunderte sind.
(Auch Badenweiler hatte eine Bergwerksmusik.)

Dr. E. Scheffelt


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