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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-10/0014
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Die Markgrafschaft

lag die tiefere Ursache dafür, daß aus dem
päpstlichen Günstling Friedrich II. der große
Gegner des Papstes in jahrzehntelangen Kämpfen
wurde. Ein Kampf des Gewissens auf beiden
Seiten. Um während seiner dauernden Bindung
in Italien nicht eine Gefährdung seiner Herrschaft
in Deutschland befürchten zu müssen,
hatte er seinen Sohn Heinrich zum deutschen
König wählen lassen. Deutschland war für ihn
nur noch mehr oder weniger eine Quelle militärischer
Kraft. Hiergegen stemmte sich Heinrich,
der durch die Stärkung der Fürsten eine unaufhaltsame
Schwächung der Zentralgewalt sich
vollziehen sah. Auch hier erhob sich der Gewissenskampf
. In dieser tragischen Verkettung stand
Neuenburg auf der Seite des Kaisers. Heinrich
brach von seinem Sitze Breisach auf und zog
gegen die zum Kaiser stehenden Städte zu Felde.
Ums Jahr 1230 wurde so Neuenburg durch diese
Kämpfe, die in seinen Frieden von außen hereinbrachen
, zum erstenmal verheert. Wohl blieb der
Sieg schließlich auf Seiten des Kaisers, und Heinrich
starb in einem Kerker Unteritaliens. Aber
für Neuenburg hatte damit eine Zeit der Unruhe
und der inneren Aufrührung begonnen. Zum
ersten Male versuchte in der Folge die Stadt sich
gegen ihre Preisgegebenheit aufzulehnen und
selbsthandelnd ihr Geschick aus eigener Kraft zu
gestalten. Es begann der Kampf eines Gemeinwesens
gegen sein Schicksal. Hiermit erhebt sich
die Geschichte dieser Stadt aus dem nur Vegetativen
, wird handelnd und damit tragisch. Damit
aber ist der Punkt erreicht, an dem ihr
Schicksal unsere Teilnahme fordert und ihre
Geschichte beispielhaft wird und sich in ihrem
weiteren Verlaufe vor unserem Auge zeigt als
ein Drama der menschlichen Seele, das nicht des
Schlusses in neuester Zeit entbehrt, das sich in
Kraft ungebrochen wieder erhebt und von neuem
aufbaut, um ein Neues zu beginnen. Indem sich
aber so ihre Geschichte ins Allgemeingültige erhebt
, verliert das Einzelne seinen in sich selbst
ruhenden, auflösenden Wert, um noch als Maßstab
gelten zu können. Der einzelne Stein gibt
seinen Farbwert nur noch an die Gesamtwirkung
des Mosaiks. Mag der einzelne Bürger in täglichen
Äußerungen klein sein, in Fehl verstrickt,
mag an seinen Füßen Schmutz hängen, indern die
Gesamtseele Leben gewann, prägt ihr Gesicht
Ausdruck und Wert und wird ihr Geschick zum
dramatischen Kunstwerk. Dies aber gibt die
Berechtigung und die Pflicht, das Lied der Stadt
zu singen in seiner Gesamtschau, hineingestellt
in das Gesamtwerden deutschen Schicksals, deutschen
Auftrags und europäischer Werdung.

Am 25. Juli 1236 starb Egeno II. Er hinterließ
zwei Söhne, Konrad und Heinrich. Heinrich, der
jüngere, erhielt die Besitzungen im Kinzigtal und
auf der Baar. So wurde er zum Stammvater der
Grafen von Fürstenberg. Konrad trat in das Erbe
der Herrschaft Freiburg und Badenweiler ein.
Inzwischen hatte der Papst auf der Kirchenversammlung
zu Lyon am 17. Februar 1245 über
den Kaiser den Bann verhängt. Aus der Vernachlässigung
Deutschlands aber war die Saat
aufgegangen. Auf Betreiben der klerikalen Partei
war als Gegenkönig Heinrich Raspe von

Thüringen gewählt worden. Und wieder begann
die große Geschichte auf Neuenbürgs Zukunft
auszustrahlen. Der Graf von Freiburg, Konrad I.,
nutzte die Verworrenheit der Lage und kündigte
seinen Anspruch auf die Rückgabe Neuenbürgs
an. Er gab um der Stadt willen sein Gesicht preis
und trat in das Lager des Papstes und des Gegenkönigs
über. Der augenblickliche Erfolg war der
erstrebte: noch von der Kirchenversammlung zu
Lyon wurden ihm Offenburg und Neuenburg zugesagt
. Da starb Raspe, der Gegenkönig, von des
Kaisers Sohn Konrad geschlagen, hilflos auf der
Wartburg im Jahre 1247. Neuenburg aber entschloß
sich zu eigenem Handeln. Es hielt an dem
Kaiser fest und vereinigte sich mit den schwäbischen
Reichsstädten zu einem Trutzbunde und
wurde mit diesen Städten im Januar 1249 in den
Kirchenbann genommen.

(Fortsetzung folgt.)

Badenweilers älteste Goldmünze

Kein Markgraf und kein Großherzog hat die
Goldmünze prägen lassen, die im Jahre 1785
„beim Wegführen des Schuttes aus dem Badgebäude
" gefunden wurde, sondern ein Herrscher,
der lange vor Christi Geburt regiert hat im fernen
Makedonien. König Philippos ist's, dem die
Münze zugehört, aber es ist eine keltische Nachprägung
. Im Zeitraum von 359 bis 336 vor Chr.
hat Philipp regiert; er hat das südlich davon
gelegene Griechenland gedemütigt und seinem
Sohn Alexander dem Großen den Weg zu seinen
Eroberungszügen vorbereitet. Die Masse der Kelten
kam erst später, sie überfluteten mit 200 000
Kriegern (Weiber und Kinder ungerechnet) die
unteren Donauländer und Makedonien und faßten
festen Fuß in Kleinasien, wo sie das Reich
Galatien gründeten (vergl. die Ähnlichkeit mit
Gallien). In Makedonien fanden sie noch Goldmünzen
des alten Königs, die ihnen so gut gefallen
haben, daß sie Nachprägungen herstellten.
Ein solches Stück ist auch nach Badenweiler
gekommen, denn damals beherrschten keltische
Völker Mitteleuropa bis nach England-Irland hin
und hatten Fühlung mit ihren Stammesbrüdern
auf dem Balkan und in Kleinasien. Viel später,
als irische Mönche das Christentum predigten,
freuten sie sich, daß sie im fernen Kleinasien, in
Galatien, in ihrer Muttersprache reden konnten.
Also, die Kelten kannten auch Badenweiler und
seinen warmen Quell, wahrscheinlich auch die
Silber- und Bleibergwerke über dem Ort. Man
könnte noch fragen: woher hatten die Kelten das
Gold? Großenteils aus den Flüssen; der Rhein
und die Flüsse der Schweiz und des Schwarzwaldes
lieferten dieses kostbare Metall damals in
ansehnlichen Mengen; sogar ein badischer Fürst
konnte 2000 Jahre später noch Taler aus Rheingold
prägen lassen. Auch keltische Silbermünzen
fanden sich in Badenweiler und vieles andere,
über das später noch zu berichten wäre. — (Die
Philippos-Goldmünze trägt im badischen Münzkabinett
die Nr. I.).

Scheffelt


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