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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0005
Die Markgrafschaft

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Wie die Markgräfler Tradht entstand

Im Jahre 1839 fuhr der Dichter Victor Hugo dem original ufsatz etwas Confus geschrieben,
von Freiburg nach Basel. In seiner Beschreibung also habe ich ends bemelter als Zunftschreiber
der Reise lesen wir über die Tracht, die er schon auf sämtlicher Meister Bitten bei gehaltener
in Freiburg bewundert hatte: „Der große, Zunft wie gegenwärtig zu sehen, Sauber decoschwarze
Schmetterling, das ist der anmutige pieret, geschehen den 1. Juli 1697". Vier Wochen
Kopfschmuck des Landes. Breite, schwarze Sei- später wurde die Ordnung neu beschlossen, als
denbänder sind über der Stirn in Form einer Johannes Bartenschlager „als ein siebzigjähriger
Schleife zusammengenäht und an einem eben- alter Mann Handwerk und Zunft quittiert" und
falls schwarzen Käppchen befestigt, dessen obe- seine Stelle als Zunftmeister an Jung Fritz
rer Teil manchmal goldgestickt ist. Die Haare Bickel abtrat. Es muß ihm leicht geworden sein,
sind in zwei lange Zöpfe geflochten, welche sein Amt niederzulegen. Denn dem Handwerk
ebenso wie die beiden
Enden des dicken,
schwarzen Halstuches
über den Rücken herunterfallen
. Zu diesem
Kopfschmuck tragen
die Mädchen einen
schwarzen oder brau-»
nen, ziemlich kurzen
Rock mit weiten Falten
und ein Männerwams
(Mieder) aus
schwarzem Tuch, welches
an Taille und
Ärmeln mit Zwickeln
aus roter Seide besetzt
ist. Einige Mädchen
tragen an Stelle des
Kopfschmuckes ein rotes
Taschentuch, das
unter dem Kinn zusammengeknotet
ist. So
sehen sie entzückend
aus. Das hindert sie

aber nicht daran, Sich Partie an der Kander Foto: Trenkle, Kandern

mit den Fingern zu
schneuzen".

Nicht immer war die Markgräflerin so ge- ging es so schlecht, daß man der Zunftordnung
kleidet. Denn Tracht unterlag von jeher einem eine Klage über die schlechten Zeiten beilegte.
Wandel, nur erhielt sich eine einmal als schön Und darin steht ein Satz, der auf den Wandel
erkannte Tracht länger auf dem Lande, schon vom Hut zur Kappe hinweist. „Das Handwerk
aus dem äußerlichen Grunde, weil die Anschaf- hat sich in aller Untertänigkeit höchlich zu be-
fung schon etwas kostete und weil es sich um klagen, indem ein merklicher Abgang eingeris-
gute, solide Stoffe handelte, die aushielten, ob sen, indem die alte Tracht meistens abgangen,
es sich nun, um mit Hebel zu reden, um den daß die Weibspersonen anstatt der vorher getra-
Hauptstaat handelt: „zwenzig Ehle lang und genen Hüte anjetzo insgemein seidene und anbreit
e Mailänder Halstuech", oder um die dere Kappen tragen".

„Chappe, wasserblaue Damast und gstickt mit Hier haben wir also den Übergang zur Kappe,

goldene Blueme" oder um den Rock „vom breit nicht zur Kappe'in der späteren Form, sondern,

verbendlete Liibli fallt bis zue de Chnödlenen wie Hebel uns anschaulich beschreibt: „Zieh der

abe Fältli an Fältli". Das war ja mit ein Grund, Bendel a, wo in de Ricklene durgoht, unter de

weshalb wir uns immer wieder um die Erhaltung Zupfe dure, du Dotsch, und über den Ohre fürsi

der Tracht bemühten, weil der Sinn für das mit em Letsch und abe gegen em Gsicht zue!"

Solide, Gute damit gefördert wird. Und Hermann Noch ist die Kappe aus wasserblauem Damast

Burte hatte wohl nicht unrecht, wenn er einmal die Hauptsache, die Bänder dienen nur zum

bei einer Veranstaltung davon sprach, daß ein Halten und der Letsch liegt flach auf dem Kopf.

Mädchen in der schmucken Tracht mit der Hör- Bis der Letsch zu Victor Hugos schwarzem

nerkappe nicht so leicht beim ländlichen Fest Schmetterling wurde, verging noch lange Zeit,

auf Abwege komme. Für dieses Stück der Markgräfler Tracht haben

Für den Ubergang zur Kappe besitzen wir in wir also einen einwandfreien Beleg, der uns

den Akten der „Hutmacher-Zunftordnung der zeigt, daß die Tracht nicht auf die nüchternen

Herrschaften Rötteln und Badenweiler" aus dem Erwägungen des Obervogts Wallbrunn zurück-

Jahre 1651 einen Beleg. „Da solche articull in geht oder gar auf einen Befehl von oben, wie


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