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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0010
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Die Markgrafschaft

Bischof von Basel lag gerade mit Heinrichs Bruder
Egeno III. in arger Fehde. So mußte er ein
guter Helfer und Bundesgenosse werden. Sie
wandten sich an Basel um Hilfe, und Basel sagte
zu. Nun standen sich zwei Lager gegenüber:
Neuenburg im Bunde mit Basel und die gräflichen
Brüder im Bunde mit den Grafen von Pfirt
und ihrem Verwandten, dem Grafen Rudolf von
Habsburg. Auf der Seite der Brüder stand auch
ein Neuenburger Geschlecht, die Sermenzer mit
anderen Rittern, darunter der Minnesänger
Braunwarth von Auggen. Der Streit griff selbst
in das Gefüge der Stadt Basel und spaltete die
Stadt in zwei Lager, die riefen: ,,Hie Habsburg
und Heinrich!" und die riefen: ,,Hie Bischof und
Neuenbürg!" Zum Glück war der mächtigere Teil,
die Sitticher, auf Seiten des Bischofs. Der Bischof
schickte den Neuenburgern bewaffnete Hilfe den
Rhein hinunter. Frohlockend empfingen die
Neuenburger die Reisigen und nahmen sie in
die Stadt auf. Indessen saß Graf Heinrich hinter
den dicken Mauern seiner Burg am oberen Tor
und hoffte auf Hilfe. Er wußte nicht, daß er im
eigenen Hause den Verrat beherbergte. Er hatte
wohl den Jubel am Abend in der Stadt gehört,
den er nicht zu deuten wußte. Er sollte die Deutung
bald genug erfahren. Die mitternächtliche
Stunde war angebrochen, da schlich sich durch
die Gassen der Stadt der bewaffnete Haufen und
näherte sich der Burg. Verrat öffnete ein Nebentor
der Burg, und der Haufen brach ein. Waffenlärm
hob an und erfüllte die Nacht; bald schlugen
die Flammen hoch. Heinrich gelang die
Flucht. Wahrlich, es war ein anderer Rückritt
auf galoppierendem Pferde durch die Nacht, indes
hinter ihm die Flammen aus Dach und Fenster
seiner Burg schlugen; ein anderer Rückritt,
als er ihn sich von seiner Huldigungsfahrt gedacht
hatte.

Nun war die Zeit gekommen, das Bündnis
zwischen Basel und Neuenburg zu einem festen
zu gestalten. Es wurde mit Unterschrift und
Siegel versehen am 22. März 1272. In einer
männlichen Sprache, aus der die Entschlossenheit
der Bürgerschaft spricht, nun das Geschick der
preisgegebenen Stadt zu wenden zu eigener Bestimmung
, hebt die Bündnisurkunde an: ,,Wir,
der Schultheiß, der Rat und die Bürger von
Neuenburg im Breisgau, tun kund allen denen,
die diesen Brief sehen oder hören, daß wir zu
Schirm und Hilfe übereinsgekommen sind durch
allgemeinen Rat mit dem ehrbaren Herrn Heinrich
, von Gottes Gnaden Bischof zu Basel, mit
seinem Gotteshause und seinen Nachfolgern, bis
daß ein gewaltiger Kaiser oder König ersteht, der
von den Fürsten recht und redlich erwählt wird
und auf den Thron nach Gepflogenheit gesetzt
wird, vom Papste zu Rom anerkannt, geweiht
und gekrönt". Das Schreiben schließt mit den
Worten: „Zur Urkunde dessen haben wir diesen
Brief besiegelt mit unserm Ingesigele. Datum
Nuwenburg, anno domini 1272 in crastino beati
Benedicti abbatis".

Kundschafter brachten die Meldung, daß Rudolf
von Habsburg über die Burg Tiefenstein im
Albtal hergefallen sei, die dem Bischof von Basel
gehörte und sie bezwungen habe. Die Taktik des

Habsburgers war damit klar, den Feind an seinen
schwächsten Punkten zu treffen. So war als
nächster Schritt der Angriff auf Neuenburg mit
Sicherheit zu erwarten. Als die Früchte auf den
Feldern vor den Toren der Stadt heranreiften
und eine gute Ernte versprachen, erschien Rudolf
von Habsburg, der von Tiefenstein über das Gebirge
in Eilmärschen herbeigezogen war, mit
seinen Mannen vor den Mauern der Stadt. Die
Neuenburger waren wachsam gewesen und hatten
die Tore rechtzeitig geschlossen. Rudolfs
Überraschungsplan war an der Klugheit und
Wachsamkeit der Bürger gescheitert. Da er die
Stadt nicht nehmen konnte, rächte sich Rudolf
von Habsburg, indem er die Ernte auf den Halmen
verbrannte und die übrigen Felder niederreiten
ließ. Dann zog er weiter nach Freiburg,
um sich mit Egeno III. zu vereinigen. Voller Zorn
sahen die Neuenburger sich um die Früchte ihrer
Arbeit betrogen. Als Rudolf von Habsburg abgezogen
war, setzten sie mit dem Haufen der
Bischöflichen über den Rhein und fielen über das
elsässische Gebiet des Grafen her. Es war, wie
es immer zu sein pflegt, die Unschuldigen mußten
die Last der Großen tragen. Der Stammvater
der Habsburger hatte seinen Sitz im Elsaß. Der
Enkel des Stammvaters Guntram war der Stifter
des Klosters Othmarsheim. Also überfiel der
Haufe Othmarsheim und ließ den Turm in Flammen
aufgehen. Zu Rixheim hatten sich die Habsburgischen
hinter den festen Mauern des Friedhofs
verschanzt. Die Angreifer erstürmten den
Friedhof. Selbst die Ruhe der Toten wurde im
Streit der Welt gestört. Im Rausch ihres Erfolges
überrannten sie den Ort Blodelsheim und brannten
ihn gänzlich nieder mitsamt dem dortigen
Kloster. Dann kehrten sie siegesfroh nach
Neuenburg zurück. Was lag nun näher, im Gefühle
des Erfolges, als Vergeltung zu üben an
denen, die aus den eigenen Reihen zum Feinde
übergegangen waren? So unternahmen sie einen
zweiten Ausfall in anderer Richtung nach Auggen,
um Strafgericht zu halten über die Sermenzer
und den Minnesänger Braunwarth von Auggen.
Sie brannten ihre Rittersitze nieder. Dies war
leichter und rascher erledigt, als die Arbeit des
Wiederaufbaues, den sie später leisten mußten.
Aber das konnten sie ja noch nicht voraussehen.
Oft schützt auch die beste Voraussicht nicht vor
Torheit, wenn die Leidenschaft spricht. Ritter
Braunwarth wurde 1281 Schultheiß von Neuenburg
. Die Fehde aber ging weiter.

Inzwischen war in diesem Sommer 1272 Rudolf
von Habsburg mit Egeno in Freiburg zusammengetroffen
. Die Verwandtschaft zwischen dem
Habsburger und den gräflichen Brüdern war
erneuert durch dessen Gemahlin Heilwig, die
heute im Münster zu Basel ruht. Sie war eine
Tochter der Anna von Kyburg, der wir schon als
Erbin der linksrheinischen und schweizer Besitzungen
Bertholds V. begegneten. Hier wurde
erneut die Erbteilung bestätigt. Egeno versprach,
seinem Bruder Heinrich mit allen Kräften beizustehen
und nicht zu ruhen, bis er Neuenburg
wieder sich unterworfen habe. Es war eine Lage,
die fast aussichtslos für die Stadt schien. Es gehörten
mutige Herzen dazu, stark zu bleiben und


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