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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0011
Die Markgrafschaft

9

zur Sache zu stehen. Die Neuenburger mußten
auf unablässiger Wache bleiben, um gegen jede
Überraschung gefeit zu sein. Es begann ein unerbittlicher
Kleinkrieg. Die Felder sollten bestellt
werden, den Geschäften mußte nachgegangen
werden. Nie war man sicher, daß nicht aus dem
Hinterhalt eine feindliche Schar hervorbrach.
Täglich häuften sich die Jammermeldungen.
Mancher kam nicht mehr von der Arbeit zurück,
war gefangen worden oder man fand ihn erschlagen
neben dem Pflug. Bald waren es über fünfzig
Neuenburger und Bischöfliche, die man mit

knie und schlug vor ihren Mauern sein Lager auf.
Und hier zeigte es sich, daß es wirklich eine
Sternenstunde Neuenbürgs gewesen war, als es
sich zum äußersten Widerstande entschloß, nicht
um des Widerstandes willen, sondern um der
Behauptung der eigenen Seele. Hier vor Basel
erhielt der Graf von Habsburg die Nachricht, daß
seine Wahl zum deutschen Könige bevorstehe.
Das änderte mit einem Schlage sämtliche Voraussetzungen
. Der König Rudolf von Habsburg
mußte anders denken als der Graf Rudolf von
Habsburg. Es war alles in sein Gegenteil gekehrt.

Neuenburg im 14. Jahrhundert

Zeichnung nach einem alten Stich von K. Rauch

abgeschlagenen Füßen blutend und verblutend
in die Stadt brachte. Die Sermenzer, denen man
ihren Rittersitz in Auggen zerstört hatte, fielen
ihrerseits über das Kloster Sitzenkirch her, das
in Verbindung zum Kloster Gutnau bei Neuenburg
stand und äscherten es ein. Graf Heinrich
zerstörte die Gutnau. Durch diesen Kleinkrieg
hoffte man die Widerstandskraft der Neuenburger
zu zermürben und so leichter als durch einen
großen Schlag, der doch nur die Energien stärken
mußte und den Trotz vertiefen, die Bürger
Neuenbürgs in die Knie zu zwingen. In vielen
Häusern war das Leid eingekehrt, und an manchem
Herzen pochte die Kleinmut an. Man überdachte
die Auslösung all dieses jahrelangen Jammers
durch die Liebesverirrung einer jungen
Frau. Was war aus ihr geworden? Wir wissen es
nicht. Aber wir wissen, daß es nur die Auslösung
war, daß die Gründe tiefer gingen, daß sie eben
zu suchen sind in dem heldenhaften Willen, weg
aus der Passivität zur Aktivität zu kommen, aus
der Preisgegebenheit zur Ausstrahlung.

Es lag ganz in der Planung, daß sich Rudolf
von Habsburg gegen den Hauptgegner wandte,
während Neuenburg zermürbt werden sollte. Am
15. Juli 1273 erschien er vor der Stadt am Rhein-

Der Kampf war für ihn widersinnig geworden.
Er schloß am 22. September einen Waffenstillstand
. Mitten in der Nacht vom 30. September
ritt der Burggraf von Nürnberg im Lager Rudolfs
ein und überbrachte ihm die Bestätigung
seiner Wahl und die Einladung in die Kürstadt
Frankfurt. Burggraf Friedrich III., der Rudolfs
Schwester Elisabeth zur Gemahlin hatte, war ein
nachdrücklicher Verfechter von dessen Wahl
gewesen und darum auch zum Boten ausersehen
worden. Als der Bischof von Basel diese Nachricht
empfing, rief er aus: „Lieber Herr Gott,
sitze fest, oder Rudolf nimmt deinen Thron ein!"

In Erfüllung des Bündnisvertrages zwischen
Basel und Neuenburg, war dieses Bündnis mit
der vollzogenen Wahl Rudolfs beendet und die
Stadt nunmehr dem Kaiser zu unterstellen. Sofort
ließ Rudolf alles zum Aufbruch richten.
Boten wurden zu seiner Gemahlin nach der Habsburg
bei Brugg an der Aare geschickt mit der
Weisung, ihm nachzufolgen. Er kam auf seinem
Wege durch Neuenburg. Feierlich zogen ihm der
Rat der Stadt, die Patrizier und die Bürger entgegen
. Nun öffneten sich dem zum Freunde gewordenen
Feinde die Tore der Stadt. Erleichtert
schlugen die Herzen der Neuenburger. Rudolf zog


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