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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0013
Die Markgrafschaft

11

Markus und den Stier des Lukas. Die Tierfiguren
ähneln mehr Fabelwesen. Zur Zeit der Entstehung
dieser Deckenfresken kannte man ja
auch noch keine naturgetreue Malerei. Den
Evangeliensymbolen schließen sich Engelgestalten
mit Musikinstrumenten und den Marterwerkzeugen
Christi an. Besonders der Engel mit der
Martersäule ist sehr eindrucksvoll. Seine Arme
umschließen mit schmerzhafter Gebärde die
Säule, seine Züge sind tief traurig. Die Engel
schweben alle! zur Mitte des Chores hin, wo Gotteine
Schlange windet. Hat der Künstler vielleicht
daran gedacht, daß Petrus der Fels ist, auf den
die Kirche gebaut wurde, der jedoch nicht gefeit
ist gegen das Böse. Uberall kann es eindringen,
sich durchschlängeln. Dieses Gemälde ist eine
volkstümliche, sehr eindrucksvolle Arbeit.

Auf der Empore, gegenüber dem Chor, hängt
ein wundervoll gearbeitetes Kruzifix, dessen
Entstehungszeit später liegt als die Malereien in
der Kirche. Im Ausdruck wirkt es erschütternd.
Der leicht geöffnete Mund scheint zu fragen:

Vater Christus am Kreuz in Händen hält, darüber
schwebt die Friedenstaube. Diese Darstellung der
Dreieinigkeit — Gott-Vater, Sohn und Heiliger
Geist (Taube) — schließt das Leiden, Sterben
und die Auferstehung Christi in sich ein. In dem
Feld daneben sieht man die Krönung von Maria.
Von den fünf törichten und den fünf klugen
Jungfrauen führt der Weg über die Evangelisten
(Verkündier von Gottes Wort auf Erden) und die
Engel (Diener Gottes im Himmelreich) hin zur
Dreifaltigkeit und zur Verherrlichung von Maria.

Auch in den Feldern über den Fenstern sind
Bilder, allerdings sehr verblaßt. Man vermutet,
daß sie alttestamentliche Begebenheiten darstellen
. Damit hat der unbekannte Maler in die von
ihm dargestellte Heilsgeschichte auch das Alte
Testament mit einbezogen.

Wir gehen durch das Schiff zurück. Da fällt
neben einem gut leserlichen Grabstein an der
Wand der Rest eines alten Altarschreines auf,
der um 1500 entstanden sein mag. Er stellt Jesus
mit den zwölf Jüngern dar, die ihre Symbole in
den Händen halten; Jesus ist in der Mitte. Er
trägt die Weltkugel; rechts und links von ihm
gruppieren sich die Jünger. Petrus hält seltsamerweise
einen Schlüssel in der Hand, um den sich

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen
?" Gleichzeitig ist diese Frage überwunden
durch eine leicht angedeutete Verklärung: „Es
ist vollbracht!"

Von der Empore führt eine kleine, niedrige
Tür in den Turm, den ältesten Teil der Kirche
(Schiff und Chor sind später entstanden). Von
hier aus hat man durch ein ganz schmales, sich
nach außen verengendes Fenster, das einer
Schießscharte gleicht, einen herrlichen Blick über
das Tal. Zwischen den alten, ungleichmäßigen
Mauern kann man sich, wie beim Betreten der
Kirche, des Eindrucks nicht erwehren, in einer
Burg zu sein. Früher waren ja die Kirchtürme
nicht nur zum Aufhängen der Glocken bestimmt,
sondern dienten den Bewohnern in schweren
Zeiten als Beobachtungs- und sogar als Zufluchtsort
.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden
einige Verbesserungen in der Kirche vorgenommen
, die sich harmonisch dem alten Stil anpassen
. Das kann man besonders vom Altartisch
sagen. Zu Anfang des Bestehens der Kirche, etwa
um 1200, stand der Altar vermutlich unter dem
Turm, weil er dort geschützter war.

Irmgard Schmidt, Ulm/Donau


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