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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0014
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Die Markgrafschaft

Aus der Gesdhidote von Steinenstadt

Das Dorf Steinenstadt, rheinwärts von Schlien-
gen, hat unlängst von sich reden gemacht durch
die Entdeckung einer 34 0 C warmen Quelle, die
große Heilkraft besitzen soll. Die Gemeinde
Badenweiler hat den Quellsprudel käuflich erworben
.

Steinenstadt liegt auf einem Sporn des Rhein-
Hochgestades; südlich des Ortes hat einst der
Strom tief ins Land hineingegriffen und wahrscheinlich
eine Ortschaft Rinken weggespült.
Von dieser Ortschaft wissen wir wenig, aber
dieses Wenige soll mit dem, was über Alt-
Steinenstadt bekannt ist, hier mitgeteilt werden.

Nach Krieger (topogr. Wörterbuch des Großherzogtums
Baden) ist Steinenstadt als Stama-
constat „im Herzogtum Alemannien" im Jahr
790 erstmalig genannt. Da gibt die Abtei St.
Martin in Tours (Frankreich) ein Gut, das auf
eine etwas verwickelte, „unerlaubte'4 Weise an
St. Martin gekommen ist, an Karl den Großen
zurück und erhält es vom fränkischen König
(Karl wurde erst im Jahr 800 Kaiser) in formgerechter
Schenkung wieder zurück. Es hatte also
ein fernes, französisches Kloster ein Hof gut hier;
wie lange wissen wir nicht.*)

Bald darauf, im Jahr 993, schenkt der Breisgaugraf
Birthilo seinem neugegründeten Kloster
Sulzburg mehrere Güter aus seinem Eigenbesitz.
Genannt werden Höfe in Weiler (Ober- oder
JNiederweiler), in Buggingen, Rimsingen, Vörstetten
, Reuthe und Rinkosteinenstadt.
Damit ist Steinenstadt in Verbindung gebracht
mit einer verschollenen (ausgegangenen) Ortschaft
Rinken, deren Lage wir dicht am Rhein suchen
müssen.

Graf Birthilo oder Bezzelin kämpfte an der
Seite Kaiser Ottos III. in Italien und erhielt als
Belohnung im Jahr 999 das Marktrecht in seinem
Schwarzwaldort Villingen, das er zur Stadt erhob
. Sein Sohn ist Graf in der Ortenau und in
der Baar; sein Enkel, Graf Berthold, der über
den Breisgau gebietet, schenkt dem Bischof von
Basel, wahrscheinlich einem Verwandten, das
Kloster Sulzburg mit Zubehör, also auch mit
Rinkosteinenstadt.

Rinken („Rincka in der Grafschaft Bertholds")
muß eine günstige Lage am Rhein gehabt haben,
denn König Heinrich II. erhob es im Jahr 1004
zum Marktflecken und Handelsplatz. Der Ort
darf Zölle erheben, die dort handelnden Kaufleute
sollen den Schutz des Königs genießen. Die
königliche Urkunde, die dem Flecken Rinken so
große Vorrechte gewährt, datiert vom Jahr 1004.
Aus welchem Grund verschenkt dann im Jahr
1008 oder 1010 der Graf die Ortschaft (mit Sulzburg
usw.) an das Hochstift Basel? Wir vermuten,
daß damals schon der Rhein in Rinken Verheerungen
angerichtet hat, so daß die Siedlung,
wenn sie überhaupt noch bestand, unwert gewor-

den war. Denn von nun ab hören wir nichts mehr
von Rinken.

In Steinenstadt hauste im frühen Mittelalter
auch ein ritterliches Geschlecht, „ein nobilis vir
(Edelmann) de Steinenstadt" wird fürs Jahr 1113
genannt; es gibt auch einen Flurnamen „Burgäcker
" dort. Das Geschlecht wird, wie so viele
andere, bald ausgestorben oder bürgerlich geworden
sein.

Es ist lehrreich, zu hören, wie zielbewußt
einige Basler Bischöfe ihren Besitz nicht nur in
der Schweiz, sondern auch im heutigen Baden zu
mehren suchten. Zu Anfang des 11. Jahrhunderts
soll außer Steinenstadt auch Schliengen, Altingen
(jetzt nur noch eine Mühle) und Mauchen zu
Basel gehört haben. Im Jahr 1002 erwirbt Bischof
Adelbero gemeinsam mit dem Straßburger
Bischof die Festung Breisach im Kampf gegen
den Schwabenherzog Hermann für König Heinrich
II. Später war das Bistum längere Zeit im
halben Besitz der wichtigen Rheinstadt. Zwischen
den Jahren 1008 und 1103 werden Opfingen und
Haslach, Höfe in Müllheim, Auggen, Bellingen,
Rheinweiler, Istein und Kandern sowie Streubesitz
im Wiesental als zum Hochstift Basel zugehörig
aufgezählt 2).

Zum Schluß wollen wir noch einmal auf das
ausgegangene Dorf Rinken zu sprechen kommen.
Einige Forscher suchten es zwischen Müllheim
und Neuenburg. Dort finden sich die Flurnamen
Renkenrunz und Renkenäcker. Aber der Rhein
floß niemals dort und Rinken sollte doch Handelsplatz
am Rhein werden. In Auggen gab es
einen Renkenhof, in Zizingen (Gemarkung Vögis-
heim) wird 1483 „des Renken seligen Gut" genannt
. 1400 ist Ulman Renk Obervogt von Rütteln
, 1416 finden wir einen Leutpriester Walter
Renke zu Wehr. In seiner Müllheimer Chronik
weist Pfarrer Sievert eine Familie Renk nach,
die ihren Sitz längere Zeit in Neuenburg hatte
und in der ganzen Umgegend begütert war. Sievert
glaubt, daß die Familie eine Abzweigung
des schwäbischen Geschlechts Rink (von Balden-
stein) gewesen sei. Beziehungen zur Ortschaft
Rinken sind nicht nachzuweisen. Daß aber in der
Nähe des neuen Quellsprudels, da wo einst der
Rhein sich bei der Flur „Mährin" bis fast an die
heutige Bahnlinie ins Land hineingefressen hat,
die Ortschaft Rinken stand, ist nach Vorstehendem
doch recht wahrscheinlich. Dr. E. Scheffelt

*) H. Büttner hat in seiner Arbeit „Franken und
Alemannen in Breisgau und Ortenau" (Zeitschrift für
die Geschichte des Oberrheins, Bd. 52, 1939) den Vorgang
dieses Besitzwechsels geschildert. Alemannische Güter
sind an den fränkischen Fiskus und dann an französische
Klöster gekommen. Besitzungen zu Wollbach, Rüm-
mingen, Binzen, Eimeidingen usw. kamen an das Kloster
St. Denis.

2) In der Zeitschrift „Das Markgräflerland" (Beiträge
zu seiner Geschichte und Kultur, Jahrg. 13, Heft 2/1951),
behandelt Dr. Günther Seith „die rechtsrheinischen
Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Basel"
sehr ausführlich. Dort ist auch der ganze ehemalige
Besitz des Hochstifts aufgezeichnet und ein ausführliches
Literaturverzeichnis beigefügt.


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