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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1953-11/0017
Die Markgraf schalt

15

Laridsdbafi im Nebelmeer
am Blauen

Aufnahme und Gedidjt
von Jda Preusdb-Müller

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Uber dem Nebel

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Dezemberluft ging um den Berg.
Ein Himmel, zart wie Seide
erglänzte überm Gitterwerk
des Waldes im braunen Kleide.

Tief unten lag der Nebel dicht,
rann in des Tales Breite.
Der Wogen silberweißes Licht
versdiimmerte in's Weite.

Verzaubert schien die stille Welt,
in der allein ich lebte,
der Fels, auf den ich mich gestellt,
um den der Nebel webte.

Am Sehkreis sich der Himmel neigt'
zur Erde tief hinunter,
und langsam aus der Tiefe steigt
ein traumhaft dunkles Wunder.

Wie Geisterinseln taucht es auf,
und hebt und senkt sich leise;
unirdisch schwimmt die dunkle Pracht
im lichten Nebelkreise.

War Land der Seligen mir nah,
das nie ein Mensch betreten?
Was war's, als ich dies Wunder sah?
Ein Jauchzen oder Beten?

entbrannt schleudert er den nun nutzlosen
Schuh auf den Weg, kehrt um und geht mit
schwerem Schädel ins Wirtshaus zurück, wo inzwischen
der „rot Mucki", vielbejubelt, mit dem
Kälble angekommen ist und sich an dem gewonnenen
Liter gütlich tut.

Scheinheilig erkundigen sich alle, als der
Igelmetzger wieder die Wirtsstube betritt, wo er
denn das Kälble gelassen habe.

„Losgerissen hat sich das blöd Viech!" döberet
der Igelmetzger und gibt sein Erlebnis zum
besten.

„Hab ich nicht gesagt, daß dem Hagenwald
bei Vollmond nicht zu trauen ist", mischt sich
der „rot Mucki" ein.

„Halt deine dumme Gosche!", fährt ihm der
Igelmetzger über den Mund. „Von dir brauch ich
grad gute Ratschläg". Er kann eben den „roten
Mucki", der es immer faustdick hinter den Ohren
hat, nicht schmecken.

Schweren Herzens greift der Igelmetzger
nochmals in den Beutel und ersteht ein anderes
Kälble. Daß es dem verschwundenen ähnelt, wie
ein Ei dem andern, fällt ihm bei der kümmerlichen
Beleuchtung im Stall nicht auf. Außerdem
sind seine Augen auch schon etwas umnebelt.

Eben ist der Igelmetzger mit dem Kälble
abgezogen unter dem schadenfrohen Grinsen der
Gäste, ruft der „rot Mucki": „Beizer, wenn du
noch 'nen Liter spendierst und 'ne Bratwurst

dazu, schaff ich auch das zweite Kälble zurück.
Aber verraten darfst du mich nicht, sonst geht
mir der Igelmetzger zu Kleide".

Da lachen alle und verschwören sich, wie das
Grab zu schweigen; denn diesem aufgeblasenen
Protzen gönnen sie einen doppelten Reinfall.

Und der Beizer, der auch mit allen Salben
gesalbt und allen Wassern gewaschen ist, verspricht
: „Wenn du das fertigbringst, Mucki, wird
das Kalb geschlachtet, und zum Samstag lad ich
euch alle zu eingemachtem Kalbfleisch mit
Spätzle ein. Der Igelmetzger hat's ja gut gezahlt".

Da verdrückt sich der „rot Mucki" und eilt
auf Schleichwegen dem Metzger wieder nach.

Wie der nun wieder zu der Stelle kommt, wo
erst sein Kälble verschwand, hört er plötzlich
vom Waldinnern her ein Blöcken, so wie eben
ein Kälble in seiner Not zu blöken pflegt.

„Aha!* denkt der Igelmetzger erfreut und
erleichtert, „da ist er ja, der Ausreißer! Natürlich
hat sich das unvernünftige Vieh vorhin losgerissen
und irrt jetzt im Wald umher".

Aber natürlich kann er, mit dem Kälble am
Strick, nicht in das Walddickicht eindringen. Also
bindet er das Kälble an den nächsten dünnen
Baum, und geht nun dem lockenden Blöken nach,
das der „rot Mucki" so naturgetreu nachzuahmen
versteht.

„Komm hierher, Kälble!" ruft er beschwö-


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