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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-01/0006
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Die Markgrafschaft

ehrbar sind wie die griechischen und lateinischen,
belebt, verjüngt und tönt er seinen Vortrag. Den
Wärter des grammatischen Gefrierhauses der
Sprache schaudert freilich bei Fügungen wie:
„Bequeme Schiffahrt, wer's dafür halten will",
bei den Satzverschiebungen, Konstruktionsbrüchen
und Anakoluthen, beim Tempuswechsel,
durch den ein Satzteil betont oder gedämpft
wird — bei all dieser fruchtbaren Jugend seines
Wortes, die unsere Lust ist. Emil Strauß

(Aus der von dem Dichter eingeleiteten Ausgabe von
Hebels poetischen Werken.)

3uö bzt Ofofdjidjte alter Wülltjrimet: Samilfen

I. Die Familie Heidenreich

Georg Adolf Heidenreich versucht eine Mühle einzurichten

Wir haben im Novemberheft darüber berichtet,
daß Posthalter Heidenreich in Müllheim eine
Ziegelhütte baute, diese aber wieder schließen
mußte, weil ihm die Beschaffung des Brennholzes
nicht möglich war.

Im nachstehenden Aufsatz stellen wir unseren
Lesern den Posthalter als angehenden Müller vor.

Es war die Zeit vor 200 Jahren. Der Österreichische
Erbfolgekrieg war 1748 im Frieden von
Aachen zu Ende gegangen. Endlich konnte der
Bauer seine Äcker und Reben in Frieden bestellen
. Wohl tobte im Osten desi Reiches der Siebenjährige
Krieg; den Markgräfler aber hat dieses
Ringen weniger interessiert. Dann und wann mag
ein Reisender draußen im neuen Posthaus über
jene Ereignisse berichtet haben. Ja, vielleicht hat
das damalige Müllheim überhaupt nur auf diese
Weise Kunde von jenem Krieg erhalten.

Außerdem waren die Leute in Müllheim und
auch an anderen Orten damit beschäftigt, ihre
wirtschaftliche Lage zu verbessern. 1756 wurde
hier der erste Jahrmarkt abgehalten.

1758 trat wieder einmal der Klemmbach über
seine Ufer und verursachte schwere Schäden an
Häusern und Fluren.

Georg Adolf Heidenreich, der reiche Posthalter
, verwaltete indessen wie ein kleiner König
seinen großen Besitz. Eine stattliche Zahl von
Knechten, Mägden und Taglöhnern — wohl meistens
Leibeigene — standen in seinem Dienst. Er
war ihnen ein strenger Herr und eisern bemüht,
seinen Besitz zu vergrößern.

Um das Jahr 1750 hatte Heidenreich in Güttingen
eine alte baufällige Mühle mit billigem
Geld gekauft und versucht nun seit Jahren, die
auf dieser Mühle ruhende Konzession auf ein
ihm gehöriges Haus in Müllheim zu übertragen
und dieses, trotz heftigem Protest der hiesigen
Müller, in eine Mühle umzubauen.

Doch lassen wir eine Beschwerdeschrift des
Nikolaus Blankenhorn, Besitzer der Mühle in der
Erngupfe, aus dem Jahr 1758 an den Markgrafen
Carl Friedrich sprechen. Es heißt da:

„Es ist der Posthalter Heidenreich von Müllheim
der Gegenstand meines submissesten Bittens
, als welcher unter dem Schein des gemeinen
Bestens, die Nahrung der Müller mit sich Selbsten
zu theilen und zu dem Ende anderer Unter-
thanen Güter seinem Eigennuz auf zuopfern,
sich bestrebet, auch diejenige Unterthanen welche
Ihme wiedersprechen durch prozeßliche Handlungen
niederbeuget.

Vor ungefähr acht Jahren erkaufte Posthalter
Heidenreich eine zu Güttingen befindliche, sowohl
des eingefallenen Bauwesens halber, als
wegen dem sich dabey fast beständig äusernden
Wassermangels, gar schlechte Mahlmühle, um
ein wohlfeiles Geld, gestalten derselbe nur allein
aus denen zur Mühle gehörigen Wiesen mehr
gelöset, als der Kaufschilling betragte.

w. Fü.

Chunnsch uf d' Welt, so arm un bludd,

bal die erste Heimetlut

schliefe sanft an's öhrli ane.

Was de hörsch, mueß Wegli bahne,

spure, dränge, witer schlupfe

bis zuern Döldeli un Gupfe.

Dort, im weiche Hirni zart,

registriert wird's un verwahrt,

nobel ufghebt un verwendet:

wie de's bruuchsch, wird's wieder gspendet.

Ornig isch in sellem Garte!

Holsen was witt, muesch nit lang warte

oder gar in d'Schlange stoh;

nei, me bsorgt's enanderno.

's isch nit wie im Labyrinth,

wo me si nit use find't.

Denk nur: Grad die schönste Wegli,

Ussichtsplätz un gschickti Stegli

sin ällei für d'Muedersproch!

Niene lit e Plätzli broch.

Au die schönste Gärte, Felder,
un die gheimnisvollste Wälder,
grad die saftigste Rabatte,
Bluemebeet un grüene Matte,
un die hellste Vogelpfifli,
au die sichmuckste Segelschiffli,
alles, was die Landschaft bietet,
dort im Hirni, isch vermietet,
's Best verge an d'Muedersproch!

Pfleg si, ehr si, halt si hoch!
Wend si a in alle Lage!
Chasch drin juble, chasch drin chlage.
Un hesch Buuchweh oder Kolik,
oder gohsch grad in Erholig,
in de Freude un im Schmerz,
wird's der weger liicht um's Herz,
chunnsch derbi, de weisen nit wie,
zruck uf d'Muedersproch! Un nie
füehlsch di wohler, füehlsch di frischer!
D' Muedersproch, de Sorgewischer,
macht der wieder neue Muet,
zmol wird alles wieder guet!

's wisse's wäger mänggi Lüt:
Über d'Muedersproch goht nütt


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