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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-01/0007
Die Markgrafschaft

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Die Mühle aber hat er vollends zusammenfallen
lassen, in der Hoffnung, daß er das Mühlenrecht
, an einen andern Orth transferieren
dörfte, wo er mehrere Mahlgänge benutzen und
beständig Wasser haben könnte. Hierzu hat sich
Heidenreich den Orth Müllheim ausersehen,
weilen er daselbsten ein unbrauchbares Haus
besizet. Um hierzu die Erlaubnüs der Hochfürstlichen
Rentkammer zu erlangen, gründet derselbe
sich auf ein Vorgeben, so er niemahlen wird erweißen
können, daß nehmlich in Müllheim die
Mahlkunden nicht befördert werden könnten,
demnach das gemeine Beste erfordere, durch
erbauung einer weiteren Mühle, solchem Mangel
abzuhelfen. Hierauf und unter Anerbietung eines
stärkeren jährlichen Zinses, wurde Ihme Posthaltern
verwilligt gegen Abgang der Güttinger
Mühle, eine Mühle in Müllheim erbauen zu
dörfen, jedoch ist diese Erlaubnis blos auf den
Fall eingeschränket, wenn er, Heidenreich, sich
mit denen Contradicenten in Güte sezen, oder
den Prozeß gewinnen würde."

Blankenborn führt dann in seinem Bericht
weiter an, daß Heidenreich diejenigen Eigentümer
, durch deren Güter er seinen Kanal auf
seine Mühle führen wollte, „dieses müßten geschehen
lassen, weilen sein löbliches Werk den
Mangel der Mühlen ersetze .. . "

Und obwohl jene Anrainer anfänglich heftig
gegen diese Zumutung protestierten, versuchte
Heidenreich sein Vorhaben durchzusetzen und
kümmerte sich wenig um die Meinung, daß der
zu erbauende Kanal den angrenzenden Häusern
Schaden zufügen könnte.

„Allein oben gedachte Unterthanen scheüen
die weiteren Kosten, wollen kein ferneres rechtliches
Verfahren eingehen, sondern lassen sich
in Unterthänigkeit gefallen, wenn Ihnen ihr
Eigenthum zu des Posthalters Mühlen-Bau durch
Oberherrliche Gewalt hinweggenommen wird . ."

Es scheint also, daß Heidenreich die Widersetzlichen
durch Prozesse in die Knie zwingen
wollte.

Blankenborn erklärt dem Markgrafen, daß
die Müller von Müllheim kein Privilegium exclu-
sivum wollen und daß es in des Landesfürsten
Ermessen stehe, nicht nur dem Heidenreich,
sondern auch anderen Personen die Konzession
zur Erbauung sogar mehrerer Mühlen zu geben.
Da sie und alle Unterthanen jedoch wissen, daß
Serenissimo keinem seiner Unterthanen Schaden
zufügen wolle, „so darf ich mich unterfangen,
Euer hochfürstlichen Durchlaucht kürzlich in
tiefster Unterwerfung mein und anderer Müller
Nothdurft demüthigst vorzutragen."

Freimütig rechnet Blankenborn dem Markgrafen
vor, daß der fürstliche Fiskus zwar durch
die Offerte von Heidenreich etwas mehr Zins
erhalte, auf der anderen Seite aber durch den
Schaden der betroffenen Untertanen diesen
Vorteil wieder verliert. Des weiteren erinnert
der Supplikant den Markgrafen daran, daß die
hiesigen Müller durch die Aufhebung der

Alte Kirche in Müllheim und früheres Schlößchen
des Wolfgang von Habsperg (Blick von Osten) — Aufnahme: F. W.

„Vestungen Freiburg und Breisach" (1744), deren
Garnison durch die Müllheimer Müller beliefert
wurden, viel verloren haben. „Werden nun die
Müllheimer Mühlen weiter übersezet so ver-
liehren dieselben noch mehr am Werth und in
soweit können wir mit Wahrheit sagen, daß des
Posthalter Heidenreichs Gesuch blos allein dessen
Habsucht zum Grund hat und auf unseren
Schaden abzwecket. Auch der eben eingeführte
alljährlich gemeiner werdenden auch an sich
sehr nützliche Grundbieren Bau (Einführung des
Kartoffelbaus) die Mühlen sehr wenig mehr zu
mahlen bekommen".

Zum Schluß bittet Blankenborn noch einmal
den Fürsten, er möchte die bei der hochfürstlichen
Registratur befindlichen Berichte in dieser
Angelegenheit noch einmal durchgehen und dann
nach Befund der Sache, „die dem Posthalter;
unter Bedingnüssen gegebene Konzession aufheben
und denselben an seine zu Güttingen
erkaufte Mühle zu verweisen, die Heidenreich
nach Gefallen reparieren lassen könne".

Zum Beweis, daß in Müllheim und Umgebung
genug Mühlen vorhanden seien, fügt Blankenborn
ein „Verzeichnis der in Müllheim und zwey
Stund von Müllheim befindlichen Mühlen und
Mahlgang" bei, das auch für unsere Leser von
Interesse sein dürfte, weil heute nur wenige der


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