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Die Markgrafschaft
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?ttrtfcfjen Hebel unb ©onne
2)u buntler SBalb, oom Worgenreif oerfilbert,
ibr Dürren ©räfer, raubretf übetftaubt,
babt acbt, Daß m«t $u früb Die flare 6onne
eucb aller SBintermärcbenpracbt beraubt.
Eleib, Siebelfrau, laß Deine garten 6cbleier
noeb fcbü&enb über biefem ©li&ern foebn.
3* tt)tü be* SBintermorgen* 3cwber fangen,
bea füllen halbes SBunberblüten fet)n.
3br froren Sannen tragt auf boben Gipfeln
tote Bei'bnacbtefer^en eure fcblanfe $rucbt,
unb zeigen SSanb trägt febee 23latt ber SRanfe,
Die fletternb £alt am boben ©ramme fuebt.
$u toeißer SBalb, t>om Raubretf biebt bebangen,
ber nur ün ©cbatten feine ©cbönbeit $eigt,
ttrirft lädjelnb unge^äblte tränen meinen,
tt>enn fieb bie ©onne liebenb ^u Dir neigt.
©0 fomm, o ©onne, jtrablenbe ©eliebte,
in biefe* STCorgene toeiße ©ebattenpraebt,
baß überm garten iDunft im ©trablenfranje
Dein bolbe* ^IntU^ bureb bie ©cbleter lacbt.
£tcbtftrablen quellen aus ber golbnen ©cbeibe
in langen 23abnen bureb ben beißen Duft.
Die bünnen Stebelfcbleier finden tiefer,
unb in ber £>öbe frob ein Sögel ruft.
Der toten ©räfer 23luft btqxnnt $u funfein,
in allen Jarben glübt unb fprübt es brin,
bann lö(t fi* 23lüf um 23lüt' in flaren Sröpfcben
unb ftbmiljt im toarmen ©onnenfuß babin.
9tun toeint aueb ibt? i&t retfgefcbmücften 23äume,
»on jebem S^wg, ber in ber ©onne taut.
3cb f(breite feiig bureb ben gflubermorgen
ob all ber SBunber, bie tcb ftill gefebaut.
3ba preufeb^üüer
Rauhreif
Foto: H. Hummel
glücklicher werden!" Sie wurden nicht glücklicher
dadurch. Der Krieg begann heftiger zu
werden. Verschiedene Versuche zum Rheinübergang
wurden abgewiesen. Da war in der Winternacht
des 15. Dezember Feuerschein am nördlichen
Himmel zu sehen. Die Franzosen beschossen
vier Tage lang Breisach und legten es in
Trümmer. Neuenburg gegenüber war eine Insel
namens Münstergrün im Rheine gelegen. Beobachter
bemerkten, wie die Franzosen auf dieser
Insel eine Batterie aufstellten. Ein Schrecken
durchfuhr die Bevölkerung, als diese Geschütze,
um sich einzuschießen, einige Schüsse auf die
Stadt abgaben. In entsetzter Hast wurde das
Bettzeug geschnürt, wurden Kisten und Kasten
verladen, die Kinder auf die Habseligkeiten gesetzt
, und die Flucht begann in Wirrnis und
Bangen. Wird wieder die unter Opfern und Darben
neu gewonnene Heimat in Trümmer sinken?
Die Verzweiflung war groß. Bang lauschte man
von den benachbarten Fluchtorten aus in den
verhangenen Wintertag, beobachtete nachts den
Himmel, ob ihn nicht Feuerschein röte, wie man
es beim Brande Breisachs gesehen hatte. Es war
ein trauriges Weihnachtsfest im Jahre 1793. Doch
kein Schuß fiel mehr und als alles ruhig blieb,
begann man da und dort wieder die Wagen zu
beladen, um in die wiedergeschenkte Heimatstadt
zurückzukehren.
Das nächste Jahr verlief verhältnismäßig
ruhig. Man schöpfte von neuem Mut. Viele Adlige
hatten vor dem Schrecken der Revolution Frankreich
verlassen und lebten als Emigranten im
deutschen Lande. Es war im Hochsommer 1795,
als im Gefolge österreichischer Truppen das Heer
der Emigranten unter der Führung des Prinzen
Conde ins Oberland kamen. Sie bezogen in den
Dörfern ihr Quartier. Hier und dort sah man
nachts die Lagerfeuer der Truppen aufleuchten,
die in den Ortschaften keine Unterkunft mehr
gefunden und nun auf freiem Felde ihr Biwak
aufgeschlagen hatten. Der Prinz von Conde,
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