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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-01/0015
Die Markgrafschaft

13

Sch. Mit zwei Roßdecken machte Rosa ihm ein
Notlager zurecht und ging auch zu Bett.

Der Kaminfeger rückte eng an den uralten
Kachelofen und dachte, der hätte es verflucht
nötig, neu aufgesetzt zu werden. Er kannte den
Veteranen von Berufs wegen gut. Aber vorläufig
war er noch warm und also ein angenehmer
Nachbar. Sch. schlief schnell ein. Aber die Nacht
war lang, und der Wind pfiff um das alte Haus
und schlüpfte da und dort durch eine Ritze.

Nach Mitternacht wachte der Kaminfeger auf
und fröstelte. Er schüttelte sich und griff an den
Ofen. Die Kacheln waren nur noch lau und
wärmten nicht mehr. Was war zu machen? So
konnte er nicht wieder einschlafen. Aber halt,
im Ofen drin war es bestimmt noch warm.

seine Suppe essen. In der Stube deckte sie für
die Handwerker. Der Bauer war über Feld gegangen
, die Bäuerin war unlängst gestorben.

Inzwischen war die „Schweizisuppe" fertig.
Die Handwerker erschienen in der Stube und
begannen zu essen. Die Magd richtete den Ofen.
Mit der großen eisernen Ofenkrücke schob
sie die Asche nach hinten, legte Glut aus dem
Herd vorn hin, Reisig darauf und eine Anzahl
Wellenbengel.

Der Kaminfeger schlief immer noch tief und
lautlos. Er träumte, es sei Sommer und er wandere
in der heißen Sonne über die Berge. Da
kitzelte ihn der Rauch im Hals. Er mußte husten
und erwachte darüber. Wo war er denn? Über
den Aschenwall, der sich vor ihm türmte, sah er

Anwesen Kammüller mit Ziegelei in Kandern

Federzeichnung von Julius Kibiger

Schwärzer als er war, konnte er nicht mehr werden
. So schlug er die Decke zurück und schlich
in die Küche, wo er das Ämpele auf dem Herd
spürte. Er zündete es an, holte sich aus dem
Känsterle noch einen großen Stampf Kirsch und
machte das Ofentürle auf. Ja, da lag noch viel
warme Holzasche in dem riesigen Gewölbe. Da
hinein wollte er sich legen.

Er löschte das Ämpele, schloff in den Ofen
und zog das Türchen hinter sich zu. Wie weich
und warm war es da. Ganz hinten hin legte er
sich und schlief bald wieder herrlich.

Als die alte Rosa ihr Tagewerk begann, war
es noch stockfinster draußen. Das kleine Lämp-
chen erhellte die Küche kaum. Rosa begann zuerst
den Herd zu heizen. Sie stellte die Morgensuppe
auf und ging in die Stube, um die Lampe
anzuzünden und auszufegen. Wie erstaunte sie,
als die Kunst leer war. Die Decken lagen halb
am Boden; es sah aus, als ob der späte Gast
gerade geschwind hinausgegangen sei. Sie legte
die t Decken zusammen und räumte auf. Der
schwarze Mann konnte mit ihr in der Küche

den Schein des Feuers. Da wußte er, was Lands.
Er rief: „Rosa, Rosa!" Doch Rosa hörte ihn nicht;
sie war gerade im Stall. Aber die zwei in der
Stube hörten den Ruf. „Wer ruft da und woher
?", fragten sie einander. Dem Ruf folgte ein
Fluchen und Poltern, ein Klopfen und Gebums.
„Sakerlot, das isch im Ofe", wisperte der Schneider
. Das Schreien und Poltern wurde immer lauter
, daß es der Schuster auch mit der Angst zu
tun bekam, und plötzlich gab es einen fürchterlichen
Krach. Der Ofen fiel auseinander und aus
einer Wolke von Asche und Feuer sprang eine
kohlschwarze Gestalt in die Stube.

Mit dem entsetzten Ruf: „Der Teufel, der
Teufel!" sprangen die Handwerker zur Tür
hinaus. Der Teufel, dessen Aufregung sich nun
in einem „Höllengelächter" löste, als er die
Fliehenden sah, setzte ihnen nach in die Küche,
wo die schreckerstarrte Rosa die Hände rang und
jammerte: „Unser Ofe, unser Ofe!" So kam der
Beisihansenhof zu einem neuen Ofen und der
Kaminfeger zu einem Heidenspaß.

Ida Preusch-Müller


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