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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-01/0017
Die Markgrafschaft

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jöec Srifc/Qtöttf ift tot

Wer der Fritz-Götti war, braucht man im
Markgräflerland und darüber hinaus niemand zu
erklären. Er war überall bekannt, und der Kan-
derner Pferdemarkt ist ohne ihn kaum denkbar.
Seine Liebe galt den Pferden, im gleichen Maße
aber auch der Musik und dem Gesang. Noch
sehen wir ihn, wie er in früheren Jahren mit
dem Scharrebank (nach dem französischen char
ä bancs) über Land fuhr, und wo er hinkam, gab
es ein freudiges Händeschütteln, denn jedermann
wußte, daß jetzt keine Langeweile aufkommen
konnte. Und noch im hohen Alter, als er nicht
mehr so leben konnte, wie er es gerne getan
hätte, suchte er die Geselligkeit. Einer der Höhepunkte
seines Lebens war es, als er im letzten
Spät jähr in Schallbach die goldene Ehrennadel
des Sängerbundes überreicht bekam. Da gingen
seine Gedanken zurück zum großen Deutschen
Sängerfest in Wien, als er mit den Kandernern
hinter einer der ältesten Fahnen im Festzug
marschierte. Und wie strahlte er, als es ihm
gelungen war, eine Militärkapelle mit Musikmeister
Husadel aus Donaueschingen hierher zu
einem Konzert zu bringen. Wie sorgte er sich um
das Wohl der Musiker, genau, wie er sich jedes
Jahr um die Unterbringung der Pferde und Reiter
beim Roßmarkt bemühte. Hier war er ganz
in seinem Element. War doch der Pferdemarkt
und was dazu gehört, zu einem großen Teil seinen
Bemühungen zu verdanken. Deshalb wird
die Stadt Kandern im Spät jähr, wenn die Reiter
auf dem Käppelebuck angetreten sind, der beiden
Kammüller in einer kurzen Ehrung gedenken,
des Fritz-Götti und des Ernst Kammüller, Fuhrhalter
.

Der 4. Januar 1954 war von ihm schon lange
erwartet worden. Sein 80. Geburtstag wäre zu
einem Fest geworden. . Die Eimeldinger Sänger
hatten sich schon gerüstet, ihrem Ehrenmitglied
ein Ständchen darzubringen. Die Reiter waren
schon unterwegs nach Kandern. Da kam die

Fritz Kammüller Zeichnung von A. Glattacker

Nachricht, daß er am Morgen seines 80. Geburtstages
abberufen worden war. Am 6. Januar gab
ein Leichenzug, wie man ihn selten sieht, dem
Fritz-Götti das letzte Geleit. Die Stadtmusik
spielte ihrem Ehrenmitglied am Grabe das Lied
vom guten Kameraden, und wir rufen ihm zu
mit den Worten Karl Berners:

,,Schlof numme, schlof — de weisch jo, d'Heimet wacht;
Si blytot d'r treu, au wo dy Chrüzli stoht". A. E.

vorzeigte. So gern und so viel er früher geschrieben
hatte, er war richtig schreibfaul geworden
. Zu einem einzigen Brief hat er sich in
jener Zeit aufgerafft. „Liebe Leute", so redete
er seine nächsten Verwandten an.

Allmählich kamen ruhigere Zeiten und für
unseren Minister ein Glückstag. Er erhielt eine
Vorladung vom Amtsgericht. Etwas zaghaft ging
er, und frohgemut kam er zurück. „Da Sie die
Phasen des kritischen Alters überschritten haben,
so ist die Vormundschaft aufgehoben", so het
des Frailein vom Amt zue mir gsait. Er hatte
sich diesen Satz gut eingeprägt und wir bekamen
ihn oft zu hören. Nun begannen für ihn
wieder Tage des Glückes. Er war freier Herr,
hatte nun auch seine schöne Rente von der Angestelltenversicherung
, eine Versehrtenrente für
seinen Arm und Verfügungsrecht über sein
Privatvermögen. Da trieb er es manchmal wieder
recht bunt. „Schwer beladen schwankt der
Wageii", so hieß es manch liebes, Mal wieder bei

ihm. Und bei einem nächtlichen Heimweg in
einer Sommernacht des Jahres 1950 hat es ihn
erwischt, es überfuhr ihn ein Lastzug auf der
Bundesstraße. Bald hatte er ausgelitten. Und jeden
Sommer, wenn sich sein Todestag jährt, gedenken
wir seiner, unseres Herrn Ministers. Wir
gedenken dann nur seiner guten Eigenschaften,
daran, daß er uns durch seine Schlagfertigkeit in
Rede und Gegenrede, seine stete Bereitwilligkeit
zu Botengängen in den verschiedensten Angelegenheiten
unvergeßlich bleiben wird.

Und „Die Markgrafschaft41 hatte er wohl als
einer der ersten in unserem Dorf abonniert. Es
konnte dem „Vreneli" passieren, daß es besagtem
Herrn die Zeitschrift nicht aushändigen konnte.
Der Vogel war ausgeflogen, und wer weiß, wie
lange es ging, bis er wieder ins Nest zurückkam.
Drum hän als 's Nochbers im Vreneli 's Heftli
abgnu un hän 's Geld usglegt. Uf die Art hän
si ,,D' Markgrafschaft" in d' Händ überchu un
sinere au treu bliebe. v. . r c . , ^.. vr, & Jäger


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