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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-01/0018
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Die Markgrafschaft

jöit nafle ©djli'tttnfatjrt

Der Hausfreund hat viel gute Freunde am Rhein auf
und ab, zwischen Friedlingen und Andernach, unter andern
ein paar? lose. Einer davon versteht sich gut darauf,
Kissen und Säcke auszustopfen, um weich darauf zu
sitzen, und man darf ihn rekommandieren. Zwei andere
gute Freunde von ihm sagten zu einander an einem
schönen kalten Wintertag: „Wollen wir nicht auf dem
Schlitten fahren?" — „Wohin?" — „Zum Theodor". Sie
nannten ihn nur mit dem Vornamen. Theodor heißt er
mit dem Vornamen.

Also spannten sie den Rappen an den Rennschlitten,
und legten einen Sack voll Spreu darauf, der Länge
nach, um weicher zu sitzen. Als sie beim guten Freund
angelangt waren, wurde lustig getrunken — der Wein
lag ihm nie überzwerch im Faß — Schliengener, Bellinger
, Steinenstadter, Vierundachtziger, Achtziger, Vier-
undsiebenziger. Beim Vierundsiebenziger blieben sie
sitzen, bis der Abendstern über dem Wasgau funkelte
und die Betglocken laut wurden in den Dörfern. Als die
Betglocken laut wurden, sagte einer von ihnen: „Jetzt
will ich anspannen, unser Weg ist der weiteste". Der
Theodor sagte: „Wahrscheinlich auch der krümmste.
Hüst um! Dort links ist die Stubentür". Denn der Gast
taumelte nach der Tür eines Milchschranks, in der
Meinung, es sei die Stubentür. Als sie auf dem Schlitten
noch eins genommen hatten, zu Sankt Johannes Segen,
und ungefähr an die Tannen gekommen waren, wurde
es beiden naß zwischen den Beinen. Der vordere dachte:
„Soll mir etwas passiert sein, oder ist mein Kamerad
dahinten nicht wasserfest?" Der andere dachte: „Schmelzen
die Spreu im Spreuersack, oder ist meinem Kameraden
etwas passiert?"

„Gevatter", stammelte endlich der Vordere, „es scheint
mir, Ihr habt's Euch kommod gemacht. Ich hätt' Euch
wohl ein paar Minuten lang das Leitseil halten mögen".

„Gevatter", erwiderte der andere, „mir kommt's vor,

Ihr solltet nicht mehr saufen, als Ihr bei Euch behalten
könnt".

Während sie aber so Wortwechsel treiben und jeder
die Schuld auf den andern warf, wurden sie immer
nässer, und der Sack unter ihnen gab immer mehr nach,
bis sie auf dem harten Brett saßen.

„Mordsapperment, Ihr schwemmt mich noch über den
Schlitten hinunter", fuhr der zweite fort. — „Oder Ihr
mich", erwiderte der erste. „Wenn ich nicht da säße wie
einer, der zwischen den zwei Buckeln eines Trampeltiers
reitet, ich läge schon lange auf dem Boden, und die
Stiefel sind mir bereits mitsamt den Füßen angefroren
am Schlittenkufen". — „Drum eben", erwiderte der erste.
„Woher kommt's, daß Euch das Wasser an den Beinen
herabläuft?"

Als sie aber halbsteif nach Hause gekommen waren
und die Spreu aus dem Sack ausleeren wollten, schoß
etwas ganz anderes als Spreu heraus. Da sagte der eine:
„Ich glaube gar, der Schalk, der Theodor, hat uns den
Sack mit Schnee angefüllt. Drum sind wir so naß
geworden". Der andere sagte: „Es kömmt mir auch so
vor". — Es war auch so.

Jon. Peter Hebel

Den Hebelfreunden teilen wir hierdurch mit,
daß die auf Sonntag, 24. Januar 1954 angezeigte
Jahresfeier nicht stattfindet.

Hebelbund Müllheim

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Redaktionskommission des Hebelbundes
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Lönacher Heimatteil: Max Demmler
Telefon: Lörrach 2900 — Müllheim 358
Manuskriptzusendungen an: Hebelbund Lörrach und Hebelbund Müllheim
Redaktionsschluß jeweils am 1. jeden Monats
Anzeigen-Annahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 3
Postscheckkonto 68889 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)

überall hört man es sagen:
Wer klug rechnet, kauft bei


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