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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-04/0009
Die Markgrafschaft

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30 Meter. Ratlos stand man lange der Tatsache
gegenüber, daß der Rhein, wie auch seine Nebenflüsse
Mosel und Lahn, aus niedriger gelegenen
Landschaften kommend, das Rheinische Schiefergebirge
in solch tiefen Tälern durchbrechen.
Nahm man zur Erklärung dieser Tatsache früher
das Vorhandensein einer klaffenden Spalte im
Gebirge an, in die der Rhein dann eingedrungen
sei und die er in ständiger Tiefen- und Breitenarbeit
erweitert habe, so ist man sich heute darüber
einig, daß der Urrhein seinen Weg nach
Norden an dieser Stelle schon eingeschlagen
hatte, bevor das Gebirge vorhanden war. Die
rheinischen Schieferschichten hoben sich dann
erst gegen den Flußlauf an, wie das Brett, das
an die feststehende Kreissäge gedrückt wird. Die
Hebung des entstehenden Gebirges in der erdgeschichtlichen
Zeit des jüngeren Tertiär erfolgte
im allgemeinen so langsam, daß der einschneidende
Fluß, zusammen mit seinen Nebenflüssen,
sein Tal im gleichen Zeitmaß entsprechend vertiefen
und seinen Lauf behaupten konnte. Man
nennt einen solchen Fluß, der älter ist als das
von ihm durchquerte Gebirge, „antezedent", zeitlich
dem Gebirge vorausgehend. Nur so lassen
sich insbesondere auch die zahlreichen großen
Schlingen erklären, welche die Mosel schon als

Tieflandfluß gebildet hat und die sie dann, ebenfalls
in vertiefter Ausnagung, in die gehobene
Gebirgsfläche hineinsenkte. Diese Moselmäander
sind stellenweise so lang, daß der Fluß manchmal
nach stundenlangem Lauf bis zu seinem
Ausgangspunkt zurückkehrt. Die Mosel legt auf
der Strecke Trier—Koblenz, die so lang ist wie
die Durchbruchsstrecke des Rheins, einen doppelt
so langen Weg zurück. Zu diesem jugendlichkräftigen
, tiefen Einschneiden wurden der Rhein
und sein Gefolge von Nebenflüssen noch besonders
durch die Tatsache angeregt, daß gleichzeitig
mit der Hebung des Schiefergebirges im Norden
das Niederrheinische Tiefland einsank. Hierdurch
wurde das Gefälle des Stromes aufs neue gesteigert
und schuf so mit der Fülle seiner Wasser-,
massen die einzigartigen tiefen Täler, deren
reben- oder waldbegrünte Hänge sich burgenbewehrt
um 100 bist 200 Meter über romantischen
Dörfern und Städtchen erheben.

Als mächtiger, schiffbelebter Strom durchzieht
der Rhein nach seinem endlichen Austritt aus
dem Gebirge in einer Breite bis zu 800 Metern
die Kölner Tieflandsbucht. Kein Hindernis stellt
sich ihm mehr entgegen auf seinem Wege zum
Meer, den er in gesammelter Kraft und stolzem
Fließen zurücklegt. Dr. A. Baumhauer.«


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