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Die Markgrafscihaft
stattgegeben, obwohl die damaligen Besitzer des
„Bären", die Witwe des Friedrich Kornkauff, und
des „Ziels", Johann Georg Müller, der eine
Kornkauff zur Frau hatte, gegen den Ankauf
Sturm gelaufen waren.
Zur gleichen Zeit werden als weitere Gasthöfe
der „Ochsen" — im Besitze eines gewissen
Stoltz — und die „Schlößle"-Wirtschaft erwähnt,
die aber beide damals vorübergehend geschlossen
hatten.
Außer den genannten Gaststätten, von denen
zwei nicht mehr existieren, gibt es heute noch
weitere sechs Gasthöfe, die alle bemüht sind,
ihren Gästen den Aufenthalt in Grenzach so
angenehm wie möglich zu machen.
Eugen Kehl
Ofottfrieb ^ellety2lnefitoten
„Das kostet fünf Gulden!"
Da der junge Gottfried Keller noch an der
Kunstakademie zu München studierte, weil er
sich zum Maler berufen fühlte, verbrachte er
einmal einen Abend mit lustiger Gesellschaft in
einer Weinstube. Gegen Mitternacht schlug er
vor, das Lokal zu wechseln, und die Gruppe
machte sich singend auf den Weg. Nun gab es
damals in München eine Polizeiverordnung, wonach
von 10 Uhr an jede Ruhestörung auf dem
Nachhauseweg mit fünf Gulden bestraft wurde.
Die Verordnung war eigens für die übermütigen
Studenten erdacht. Es dauerte nicht lange, da
stand vor der weinfrohen Gesellschaft ein
Polizist:
„Das kostet fünf Gulden! Ist Ihnen nicht bekannt
, daß nach zehn Uhr das Lärmen auf dem
Nachhauseweg verboten ist?"
„Das schon", erwiderte Keller, „aber wir
gehen noch gar nicht nach Hause!"
Den verdutzten Mann der Ordnung stehen
lassend, verschwand die Schar, Gottfried Keller
voran, im nahen Weinlokal.
Das zierliche Paar Schühlein
Um Gottfried Kellers Wohlergehen war seine
Schwester Regula sehr besorgt. Einmal mußte
sie feststellen, daß zwei Paar Schuhe des Bruders
fehlten. Da sie annahm, daß ein Dieb sich ins
Haus geschlichen habe, meldete sie das Vorkommnis
der Polizei. Wie erstaunt aber war
Reguli, als sie an einem der folgenden Tage nebst
einem Päcklein folgenden Polizeibericht erhielt:
„Polizist H. sah gestern nacht um ein Uhr Alt-
Staatsschreiber Keller in nicht ganz einwandfreier
Haltung nach Hause zurückkehren, bemerkte
aber, wie derselbe Herr Alt-Staatsschreiber
sich auf die Treppe hinsetzte, hierauf die
„Die Markgrafschaft'
Monatszeitschrift des Hebelbundes
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Hebelbund Lörrach, und
Hebelbund Müllheim (Baden)
Schuhe , auszog und dieselben eigenhändig auf
die Straße hinauswarf, offenbar im Glauben, er
befinde sich in seinem Schlafzimmer. Wir übermitteln
Ihnen das zierliche Paar Schühlein, annehmend
, es mögen die vermißten zwei Paare
bei ähnlichem Anlasse von dem Herrn Alt-
Staatsschreiber verworfen und von weniger ehrsamen
Händen aufgehoben worden sein*1.
Stammtisch der Schweiger
Arnold Böcklin brachte eines Abends seinen
Sohn Carlo mit an den Stammtisch zu Gottfried
Keller. Es wurde nicht viel gesprochen. Dem
temperamentvollen Carlo war es recht unbehaglich
bei den Schweigern. Nun schneuzte sich
Keller die Nase und steckte dann das bunt bedruckte
Schnupftuch aus Versehen neben die
Tasche, so daß es auf den Boden fiel. Dies
erschien Carlo eine willkommene Gelegenheit,
ein Gespräch zu beginnen. Er sagte: ,,Herr Dok-
tar, Sie haben Ihr Taschentuch fallen lassen;
gestatten Sie, daß ich es aufhebe?" Er bückte
sich und überreichte dem Dichter das Tuch. Das
Schweigen aber hielt an.
Auf dem Heimweg nahm Keller Arnold Böcklin
auf die Seite. Er sagte, er habe mit ihm ein
Wort unter vier Augen zu reden:
„Das nächstemal brauchst Du keinen solchen
Schwätzer mehr mitzubringen!"
„Hocken Sie sich nieder!"
Einmal hat Berthold Auerbach, der Verfasser
der „Schwarzwälder Dorfgeschichten", Gottfried
Keller in Zürich besucht. Treffpunkt war die alte
Tonhalle. Keller ^erschien als erster. Auerbach
ließ längere Zeit auf sich warten. Als Auerbach
endlich erschien, begrüßte . er den Dichter des
„Grünen Heinrich" in überschwenglich stürmischer
Art. Als er versuchte, die Arme um Keller
zu schliegen, wies dieser ihn barsch ab mit den
Worten: „Da hocken Sie sich nieder; die Suppe
wird kalt!" Baader
Was ein Wunder ist
Die hübsche Lehrerin frägt: „Nun, Marie
Bogner, kannst du mir sagen, was ein Wunder
ist?" — Marie antwortet ohne zu zögern: „Die
Mutter sagt, wenn Sie nicht den windigen französischen
Sprachlehrer heiraten, so wäre das ein
Wunder".
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