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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-04/0013
Die Markgrafschaft

11

Da Niederweiler ein Bestandteil der Herrschaft
Badenweiler ist, hat es in guten und
schlechten Zeiten die Schicksale des Amtssitzes
geteilt, einerlei, ob Vögte der Zähringer Herzöge,
der Grafen von Freiburg oder schließlich der
badischen Markgrafen auf der Burg walteten.
Bekanntlich nennt man jetzt den Rebberg über
Niederweiler nicht mehr Innerberg, sondern
Römerberg, weil es ziemlich sicher ist, daß die
Römer dort schon den Weinstock kultiviert
haben. Einige römische Scherben wurden in den
Reben gefunden. Wichtiger erscheinen uns zwei
Nachrichten aus alten Ortsbeschreibungen. Dr. G.
Wever, der erste großherzogliche Badearzt in
Badenweiler, schrieb im Jahr 1843 sein erstes
Buch über „Badenweiler mit seinen Umgebungen
" und sagt von unserem Dorf, das er als
„groß, hell, reinlich" schildert, folgendes:

„Die Stelle, über die sich jetzt das Dorf N.
ausbreitet, war ohne Zweifel, wie unten ausführlicher
nachgewiesen werden wird, früher von
Römern bewohnt, und man ist schon oft bei
Grabungen auf verschiedene Gerätschaften gestoßen
, die zu einer derartigen Vermutung Veranlassung
und Beweis geben". Leider führt der
Verfasser in seinem weiteren Text nur noch an,
daß eine brauchbare Ziegelerde bei Niederweiler
zu finden sei, die bei den Römern schon Verwendung
gefunden habe.

Im Jahr 1861 beschreibt Professor Fecht den
Amtsbezirk Müllheim und sagt über Niederweiler
: „Seine Entstehung verdankt der Ort
offenbar den römischen Ansiedelungen der Gegend
, wie denn auch hier Überreste römischer
Bauten entdeckt wurden". Ein noch älterer Forscher
(Preuschen 1787) berichtet über ein „römisches
Gewölb" im Rebberg. Es ist nicht anzunehmen
, daß die drei Forscher ihre Nachrichten
glatt erfunden hätten, vielmehr darf man versichert
sein, daß vom römischen Badenweiler
(Aquae Abnobae) aus Siedlungen (Landhäuser,
Gutshöfe) bis nach Niederweiler herunter sich
erstreckt haben. Erfreulich wäre zu wissen, welchen
Verlauf die Römerstraße von Müllheim über
Niederweiler nach Badenweiler genommen hat.
Die Straße zur Gasfabrik kommt als Hauptweg
wohl nicht in Frage, eher die Wasengasse. Niederweilers
Töpfertone, dem weißen Jura (Malm)
angehörig, wurden sicher in der Geschirrfabrik
unter der Römerstraße verarbeitet.

Nach dem Abzug der Römer siedelten sich die
Alemannen in unseren fruchtbaren Lößgefilden
an; Gräber im Rebgewann Rust geben Zeugnis
von einem alemannischen Niederweiler im 5. oder
6. Jahrhundert (s. „Markgrafschaft", Juni 1952).
Im Jahr 774 werden Reben bei Oberweiler genannt
, sie gehören dem Kloster Lorsch (bei Bensheim
). Es ist anzunehmen, daß damals auch auf
Niederweilers Gemarkung Wein gepflanzt wurde.
Später hatten die Johanniter (Sitz Heitersheim)
und das Kloster Adelhausen in Freiburg Rebbesitz
hier. Wichtig ist die Jahreszahl 990 in der
Geschichte Nieder- oder Oberweilers. Da schenkt

der Breisgaugraf Birthilo (Bezelin, Berthold),
Ahnherr der Zähringer Herzöge, dem von ihm
gegründeten Kloster Sulzburg einen Hof in
W i 1 a r e . Fecht meint, das sei Niederweiler.
Auch einen Ortsadel „von Weiler" gab es; das
Geschlecht war auch in Neuenburg ansässig. Im
Jahr 1261 stritt der Abt von St. Blasien gegen
Ritter Rudolf von Wilare um Müllheimer Güter.
Die Müllheimer Chronik nennt auch einen C. de
Wiler und einen Mangold von Wiler. Wir brauchen
uns unter dem Sitz der Herren von Wiler

Georg Dahinten
Ein Original aus dem Weilertal / Zeichnung von K. Wolfsberger

keine Burg vorzustellen; sie werden ein festes
Haus in der Stadt Neuenburg gehabt haben und
einen Hof in Niederweiler und Müllheim. Vielleicht
sind sie im Mannesstamm ausgestorben,
ihr Besitz kam an die Neuenfelser.

Im Jahr 1324 war der Herr von Baden (so
hieß damals Badenweiler) noch jung, er hieß
Immer, Graf von Straßberg. Seine Mutter Margarete
war Patronin der Kirche, die damals
„Peterskirche" hieß. Heinrich von Bräunlingen
war Pfarrer, „kilchherre ze Baden". Zur Kirche
gehörte der Köpsinshof in Niederweiler.
Von diesem Anwesen hatte das Kloster Adelhausen
(irrtümlich?) Güter verkauft und muß
dafür' von seinem Hofgut in Buggingen Entschädigung
zahlen, in Neuenburger Währung.
Das Siegel des Kilchherrn, das .der betreffenden
Urkunde angeheftet ist, zeigt das Bild der
Apostel Peter und Paul.


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