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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-04/0015
Die Markgrafschaft

13

kritisieren, die eben
vorbeigegangen war:
„Un e neie Huet het si
ufgha, wissener, sone
Bardiee mach die Laus
tot!" Diese Bezeichnung
hatte es für Hüte, die
ein wenig flott waren.
Mutter sagte oft, wenn
sie von ihm erzählte:
„Jo, das phantäschtig
Wybervölchli het is
ebbis drangsaliert".

Aber das Meieli
machte es wieder gut.
Als. es starb, waren
Mutter und ihre Schwestern
seine Erben.

Das Meieli hatte eine
Schwester, das Bäbeli.
Barbara Glaubrecht war
ein anderer Schlag. Sie
artete vielleicht ihrem
Großvater nach, der
ein frommer Mann gewesen
war. Die Müll-
heimer Chronik berichtet
von ihm:

„Christian Glaubrecht,
geboren von Hagenthal
im Elsaß, trat am 27.
Sept. 1772 hier öffentlich
vom Judentum zum
Christentum über (zuvor
hieß er Benjamin
Mayer) und wurde mit
dem ihm neu verliehenen
Namen der Stammvater
der Glaubrecht.
Bei der Taufe waren
vornehme Bürger aus
Müllheim und Lörrach
als Paten zugegen".

Meine Mutter erzählte
, daß er nicht
aus materiellen Gründen
, sondern aus wirklicher
Frömmigkeit,
nach eifrigem Studium

der Bibel, diesen Ubertritt zum Christentum
vollzogen habe.

Von dieser Barbara Glaubrecht erzählt die
Müllheimer Chronik: „Sie war eine Dichterin.
Ihre hochdeutsche Dichtung war überwiegend
ernster Art und ließ tiefe Herzensfrömmigkeit
ahnen. Ihre mundartlichen Gedichte zeigten
einen gesunden Humor".

Als 1865 die alte Zehnttrotte zum Rathaus
umgebaut werden sollte, mußte das dabei befindliche
„Trottstüblein" abgerissen werden. Barbara
Glaubrecht widmete den Erinnerungen, die sich
an jene Räume knüpften, folgenden Nachruf:

Gang i gedankevoll der Stalten uf,

un lueg i keis vu seile Hüsre a,

dort stoht e Hüsli — 's luegt kei Fremde druf,

Sonniger Morgen

Holzschnitt von Bodo Zimmermann

doch hangt my Blick no froh un freudig dra.
Denn d' Chinderjohr, un was me gmacht het jung,
vu dem blifot eim doch gwiß d' Erinnerung.

In sellem Stübli het e Geist regiert,

er dörfes glauibe, uf mi Ehrewort!

Wie mengmol het er d' Lüt der letz Weg gfüehrt,

hen si au gmeint, si sin am rechte Ort.

Un hen si dinne d'Zehntchnecht au erholt,

so het er's mit Zinnober zierli gmolt.

Er het si Sitz meist hinterem Ofe gha,

wie het er doch als tobt — wie het er gsust!

I hör en no — i denk mi Lebtig dra,

wie het's mer doch ob sellem Winkel grust.

In sellem Fäßli, Chinder, isch's nit ghür,

hen d'Zehntchnecht gsait, drum hanis gförcht wie's Füür.

Just 's ganz Johr het er nit im Stübli gsummt.
Meinsen ebbe numme in der heil'ge Zyt?
Nei, im Oktober — derno isch er verstummt,
wu über ihm vo Mengem 's Urteil lit.


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