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Die Markgrafschaft
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in „woner" und „ane" sind nicht wiederzugeben.
Leichter wäre es schon, das Alemannische in das
ihm verwandte Englische zu übersetzen. Auch
wer nicht Englisch kann, erkennt sofort das
Original in der Übersetzung:
Look, mother dear, what's in the moon?
Canst thou not see? A man!
Yes, verily, I see him soon,
He has a jacket on.
Das Alemannische hat tonmalende und naturnachahmende
Wörter ersten Ranges, stärker als
so wenige Zeilen und Sätze sind: erschöpfend!
Das ganze All, Himmel und Erde sind von ihr
erfaßt und hingestellt. Wie er den germanisch
großartig geschauten Weltbrand in den Worten
eines bäuerlichen Mundes darzustellen vermag,
ist Hebels Kunst und Kraft. Der innere Schaffensgang
ist derselbe wie in der Zeile „Er glänzt
wie d'Sunn am Schwyzerschnee": Von dem Blitz
seines Geistes stehen wir im widerscheinenden
Glast.
»Lieblicje Ton und Säoall,
wo hesdb dy Gang in de Lüfte?« —
K-K-:-:-:-:-:-:-:-:-
mm
i
Johann Peter Hebel (1760—1826)
Onginal: Universität Basel nach Fedor Iwanowitsch, 1820
jene der Schriftsprachen: chroose, loose, chittere,
pflättere und Dutzende mehr! Hebel hat sie
klassisch angewendet.
»Der Himmel stobt im Blitz
und d'Welt im Glast« —
Dieser gestraffte Satz steht in der „Vergänglichkeit
", die Jakob Burckhardt eine der großen
Dichtungen der Weltliteratur nannte. Sie ist, was
Diesem Hexameter fühlt der Empfindsame
sofort an, daß er aus einer anderen geistigen
Lage entstanden ist als etwa der „Schmelzofen"
oder das „Spinnlein". Die Zeile ist dem späten
Gedichte Hebels, den „Feldhütern" entnommen.
Diese Dichtung, in idealer Gesamtschau empfangen
, spiegelt auf dem einigenden Grunde einer
dunklen Nacht die realen Vorgänge im Leben
zweier Jünglinge, die das Feld hüten und dabei
auf ihren gläsernen Röhren spielen: Eine antike
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