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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0007
Die Markgrafschaft

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Ein anderer Schriftsteller und Verehrer Hebels
, der Mülhauser Johannes Zetter, bekannt
unter seinem Pseudonym Friedrich Otte, malt
uns in einem seiner Gedichte „ein Hebelsches
Bild" in seinen Erinnerungen an Badenweiler
1840 (Gedichte von Friedrich Otte, Basel 1845,
Seite 74/75), und in einem späteren Band „Vermischte
Gedichte" (1. Buch St. Gallen, Seite 52)
erschien sein Lied „Beim Markgrafler zu singen",
in welchem er das Wiesental besingt:

Freund Hebel, hier im Thale
Wird erst dein Lied mir klar,
Hier, wo im Aibendistrahle
Dein liebstes Plätzchen war,
Burg Rötteln schaut vom Bühle
In Trauer und verwaist,
Was rauscht in Waldeskühle?
Das ist der Dengelgeist!

August Stoehrer, der sich über den Aufsatz
Johannes Zetters über das Wiesental freut,
schreibt an diesen, daß „Hebel selbst, der, von
seinem Heimatthal unzertrennlich, der väterliche
Schutzgeist ist und bleiben wird. Hebel ist nicht
nur den Bewohnern jenseits des Rheines ein
Lieblingsdichter, auch im Elsaß ist er lieb und
wert. Seine Schwänke ergötzen bei uns alt und
jung. Seine Lieder und Idyllen, die ebenso reich
an Sinn als melodisch in ihrer Form sind, lasen,
lesen und werden wir stets mit neuem Entzücken
lesen. Hebel war schon durch seine Persönlichkeit
eng mit dem Elsaß verwandt. Pfeffel,
Arnold und Ehrenfried Stoehrer waren seine
Freunde. In des letzteren „Alsatischen Tagebuch"
(Jahrgang 1807/1808) standen zuerst manche von
seinen schönsten Gedichten. Auch in Mülhausen
kennt man ihn wohl".

Noch ein anderer elsässischer Schriftsteller,
Pfarrer C. Tournier, teilt uns in seinem Buch
„Aus vergangenen Tagen" (Verlag der evangelischen
Buchhandlung, Mülhausen 1905) Erinnerungen
mit, die bis ins Jahr 1816 zurückreichen.
Sein Großvater war bei Koechlin-Baumgartner
in Lörrach beamtet. Der Vater des Schriftstellers
hat bis zu seinem 12. Lebensjahr (1816) Hebels
Sprache gesprochen. Er reiste später mit seiner
Familie nach Rußland, wo er bis zum Tode des
Basler Fabrikanten Burckhardt in Susamino beamtet
war; 1837 kehrte er nach Mülhausen zurück
. Beim Ubergang nach Straßburg über die
Kehler Rheinbrücke war seine Frau sehr besorgt
um eine Reisekiste, welche für die Einfuhr verbotene
Waren enthielt. Beim Anblick der Zöllner
— alles ehemalige Chasseurs d'Afrique —, die
den Reisewagen umstanden, wurde auch der
Gatte beunruhigt. „Einer von ihnen verlangte
die Kiste herunter zu nehmen und zu öffnen. In
diesem Augenblick streckte das fünfjährige Töchterchen
den Lockenkopf zum Wagenfenster heraus
, nahm aus ihrem Körbchen das schönste
Bonbon und reichte es dem wettergebräunten
Douanier hin mit den Worten: ,Tiens Frangais,
voilä du sucre*. Wir Brüder (der spätere Pfarrer
und sein Bruder) erschraken gewaltig. Aber die
unheildrohende Miene des Zollwächters verwandelte
sich und schaute auf das Kindertrüpplein
im Wagen und sagte: ,C'est bien, laissez tout, et

Pfarrhaus in Hertingen Aufnahme: F. W.

passez'. Item, hätte Vater Hebel gesagt, mit
Zucker kommt man immer durch". (S. 39.)

„Später, in den vierziger Jahren, war es meines
Vaters größte Freude, an freien Tagen mit
seinen Kindern Fußturen ins Wiesenthal, die
Heimat seiner Kinder jähre, zu unternehmen, und
wo er auf der Straße mit einem braven Bauersmann
in langschößigem Rock und dem Dreispitz
oder mit einem Markgräfler Mädchen mit der
befranzten Rupfschleife und den langen Zöpfen
ein Gespräch anknüpfte, wie floß ihm da der
markgräfliche Dialekt so lustig vom Munde. Die
alemannischen Gedichte Hebels wußte er alle
auswendig, und wir lernten sie von ihm, und
wenn in diesen Blättern etwas von Hebels Gemüt
und Art durchschimmert, so ist das ein Erbe, das
ich meinem Vater verdanke".

Selbst eine französisch schreibende elsässer
Schriftstellerin, Madame O. Gevin - Casal, erwähnt
Hebel in ihren reizenden „Souvenirs du
Sundgau" (Paris 1891, S. 42) in einem Gedichtlein
, „Die Störche" betitelt.

Im letzten Krieg erschienen in Mülhauser
Zeitungen Artikel von P. Stinz und dem Verfasser
dieser Untersuchung, um den unpolitischen
Hebel wieder wachzurufen, seither nicht wieder!

M.K.


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