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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0009
I

Die Markgrafschaft

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ten Blattes mit dem Text und dem zugehörigen
Holzschnitt wieder freigegeben
worden. Aber durch den Herrn Stephan,
für dessen Entlassung gleich nach Ende des
Feldzuges wieder Hebel gesorgt hatte, war
Anfang Oktober „ein 20 Taler wertiges",
das heißt ein vollständiges Exemplar nach
Weil gegangen.

Als 1821 der „Herr Vogt" kurz vor
Weihnachten gestorben war, mußten Frau
und Schwägerin aus dem Pfarrhaus ausziehen
. Der Herr Stephan blieb dort. Es
blieben auch seine Beziehungen zu den
Ausgezogenen und blieb seine gelegentliche
Hilfe bei ihnen, un<3 zwar auch dann, als
er nach seiner Heirat mit einem Mädchen
aus guter Weiler Familie am Stephanstag
1824 gleichfalls das Pfarrhaus verließ. Wie
Hebel im Januar 1824 an Gustave einige
Bändchen seiner Biblischen Geschichten
zum Verteilen in der Gemeinde geschickt
hatte, da freut es ihn, daß sie auch den
Herrn Stephan bedachte. Denn „es war
immer mein Wunsch und Bestreben, daß
.sie auch für Erwachsene gut seyn, und den
Kindern nicht nur in der Schule, sondern
auch so lang sie leben, werth bleiben mögen
". Nach der Kunde von der Verheiratung
schließt er seinen Brief an Gustave:
„Grüßen Sie von mir den jungen Ehemann,
den Herrn Stephan. Ich umfasse alles mit
Liebe, was einst zu Ihrem Hause gehörte".
Und Ende August 1825 schreibt er der
„geliebten Freundin": „Wie steht es um
Ihre beiderseitige" — die eigene und die
von Frau Günttert — „Gesundheit, um
den schönen Blumenflor, den Sie ja doch
fort halten werden, um die Reben, wenn
wir schon keine mehr haben? Oder haben
Sie sich ein Privat-Rebstücklein zugelegt und
baut es der Herr Stephan gut?" In Weil einkehren
mochte er nicht mehr, so wenig wie sonst
in der Oberländer Heimat. Denn so konnte er
sich denken, der Freund lebe noch, „und es hilft
dazu freilich die Abwesenheit, weil man die Veränderung
nicht sieht". Und das Jahr vorher
meint er: „Am 20ten" — also am Todestage —
„rauche ich aus seinem Pfeif lein, das mir eine
werthe Reliquie ist, und von seinem Tabak, von
dem ich auch noch habe, und denke an ihn und
an Sie".

Am 20. September 1826 ist Hebel selbst auf
seiner Amtsreise zu den Schulprüfungen von
Mannheim und Heidelberg in Schwetzingen gestorben
, nachdem er am Tage vor der Wegfahrt
an Gustave wegen des Sohnes ihres Bruders
Eberhard den letzten seiner Briefe geschickt
hatte, und was er nach der Heimkehr in der sie
bedrückenden Sache noch weiter mitzuteilen versprach
, blieb ungeschrieben. Da alle an Hebel
gerichteten Briefe vernichtet worden sind, wissen
wir nicht, ob Gustave noch antwortete, noch wie
die Nachricht vom Tod des durch ein Leben durch
Geliebten sie unmittelbar berührte. Um so ergreifender
der verhaltene Nachklang, der nicht

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Kirche in Haltingen

lange nachher davon kündet und bei dem wieder
der Herr Stephan mit im Spiele ist.

Die stets für Krankheit Anfällige hatte schon
am 14. Juli 1815 ihre „Letzte - Willens - Verordnung
" errichtet. Ein gutes Jahr nach Hebels
Hinschied muß sie gespürt haben, daß es auch
mit ihr zu Ende gehe. Da hat sie ein als Nachdruck
1826 in Reutlingen erschienenes Bändchen
der „Alemannischen Gedichte" mit dem Titelstich
der Vereinigung von Wiese und Rhein hervorgeholt
oder erst gekauft und neun Wochen vor
ihrem Tode es dem Herrn Stephan geschenkt mit
dem eingelegten Blatte, auf das sie in Wehmut,
aber dann tapfer auch diesmal diese wieder verscheuchend
, geschrieben hatte: „Gang Büchli zum
Her Stephan! un grüß mer en, sag do bin i zum
Adenke an de woni der Name von em ha. De
hesch en jo gut kent, un er het der jo au Guts
tho un e große Gfalle derzu. Denk au an die,
woner allme zue ene cho isch, ins Pfarrhus, an
die Verstorbene, un vergiß die gute Lehre nit,
seyg fromm un ehrli, das währt doch am längste.
Und wenn die wo jetz no do sin, au seile Weg
gange sin, so denk au an sie. Jä so! Glück un
Gsundheit soll i au wünsche, un brave folgsame
Chinder. Das geb Gott der Her. Weil d. 14ten
Februar 1828. G. W. Fecht".


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