Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0011
Die Markgrafschaft

9

WuöFetiecüeb a. p. HebcD

Steh' ich im Feld,
mein ist die Welt!

Bin ich nicht Offizier,

bin ich doch Musketier,

steh in dem Glied wie er,
weiß nicht, wo's besser war'!

Juhe ins Feld!

Steh' ich im Feld,
mein ist die Welt!

Hab' ich kein eigen Haus,

jagt mich doch niemand 'naus;
fehlt mir die Lagerstatt,
Boden, bist du mein Bett;

mein ist die Welt!

Steh' ich im Feld,
mein ist die Welt!

Hab ich kein Geld im Sack,

morgen ist Löhnungstag;
bis dahin jeder borgt,
niemand fürs Zahlen sorgt.

Juhe ins Feld!

Steh' ich im Feld,
mein ist die Welt!

Hab' ich kein Geld im Sack,

hab' ich doch Rauchtabak;
fehlt mir der Tabak auch,
Nußlaub gilbt guten Rauch:

mein ist die Welt!

Steh' ich im Feld,
mein ist die Welt!

Kommen mir zwei und drei,

haut mich mein Säbel frei;
schießt mich der vierte tot,
tröst' mich der liebe Gott.

Juhe ins Feld!

Blick auf Schloß Bürgeln

Foto: Haarstick, Badenweiler

glück in ihrem Hause hätte geschehen können,
wenn nicht Gott das Herz der Eltern vor einem
schweren Verbrechen bewahrt hätte.

Am frühen Morgen aber ließ sie beide Eltern
vor sich bescheiden. Beide sahen einander an.
„Was gilt's", sagte sie, „wir bekommen unsere
Freiheit". — „Oder auch nicht", sagte er. Die
Edelfrau aber, als sie hereingetreten waren,
redete sie ernsthaft und gebieterisch an: „Wo
habt ihr euer Kind?" Da glaubten beide in den
Boden zu versinken vor Schrecken und Scham
und schauten einander verstohlenerweise an,
gleichsam ob das andere noch da sei. „Wo ihr
euer Kind habt", wiederholte die Edelfrau. —
„Weil wir denn doch eins haben", stotterte endlich
der Vater, „in der Holzkammer hinter einer
Beige". Als es aber der Bursche holen mußte,
bracht' er es, wie es war in einem alten Felleisen
. Es war reinlich gehalten und gebütschelt
auf einem Bettlein von Heu und weinte, als ob
es schon wüßte, wie man es machen muß. Da
erbarmte sich das Herz der Edelfrau noch mehr,
und als die treue Magd und Mutter reuevoll und
mit Tränen bat, sie und ihr unschuldiges Kind
nicht unglücklich zu machen, konnte die Edelfrau
ihre Rührung nicht mehr verbergen: „Nein,

ich will euch nicht unglücklich machen", sagte
sie. „Ich will euch die Härte vergelten, die ich
an euch begangen habe. Ich will euch den Kummer
versüßen, den ihr getragen habt. Ich will
eure Sünde wieder gut machen. Ich will euch
die Barmherzigkeit vergelten, die ihr an eurem
Kinde getan habt". Meint man nicht, man höre
den lieben Herrgott reden in den Propheten oder
in den Psalmen? Ein Gemüt, das zum Guten
bewegt ist und sich der Elenden annimmt und
die Gefallenen aufrichtet, ein solches Gemüt
zieht nämlich das Ebenbild Gottes an und fällt
deswegen auch in seine Sprache. — „Ihr könnt
euch am Sonntag in der Stille zusammengeben
lassen", sagte die Edelfrau. „Ich will euch ein
angenehmes Heiratsgut stiften. Ich will aus
eurem Kinde etwas werden lassen. Ist's ein Büb-
lein?" — Also wurden sie am nächsten Sonntag
auf Geheiß der Edelfrau zusammengegeben und
lebten seitdem in Liebe und Frieden ehelich beisammen
. Das Büblein aber kann jetzt schon
Haselnüsse aufbeißen und lernt fleißig und hat
runde, rote Backen. — Was aber weiter daraus
werden soll, weiß der, der den Himmel mit der
Spanne mißt und den Staub der Erde mit einem
Dreiling. Johann Peter Hebel


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0011