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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0015
Die Markgrafschaft

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dir das autoritätshalber getragene „Maleschloß
von dine Läfe" genommen haben und auch von
deinem Herzen, sie erzählen dir vom Mittagessen
, und was der Vater dabei mit der Mutter
spricht, von der Ungerechtigkeit des Schullebens,
mit dem „Bschiß'' in den Noten, auch von ihrer
Technik des Spickens hörst du einiges, aber nur,
was du wissen darfst, und dann mußt du ihnen
erzählen, dabei darfst du ruhig ein bißchen
Dichtung in die Wahrheit mischen. Sag ihnen
ruhig die Resultate vom letzten Fußballmatsch,
den du in kilometerweiter Entfernung sahst, und
spare dabei nicht mit Fachausdrücken, die du

der Käfer in dein Genick. Spürst du das Krabbeln
, bleibe ruhig und nimm die Tiere gelassen
weg! Nun stehst du als Held in ihrer Backfischphantasie
, und du wirst sehen, fortan gehört
die bisherige „faule Wanze" zu deinen eifrigsten
Schülerinnen. Denn das gehört zu den besten
Ergebnissen des Schulausflugs: Deine „Sargnägel
" zeigen sich als prächtige Buben und
Mädchen in Situationen, wo dein geschätzter
Primus versagt.

Wir wollen Spazierengehen! Drum,
lieber Kollege, fahre nicht in D- und Fernzügen,
wo dich die „Abteile" von deinen Buben und

Blütenzauber im Eggenertal

Aufnahme: F. W.

selbst nicht verstehst. Daß du den Unterschied
von Zwei- und Viertakt-Motoren kennst, stärkt
dein Ansehen wesentlich, und schließlich mußt
du mit ihnen Possen und „Gaudi" treiben.
Saturnalien sind heute, mein Freund, deine
Autorität muß sie vertragen können, ja laß ruhig
das Narrenglöckchen läuten, das in dir, wie in
jedem echten Schulmeisterherzen aufgehängt ist.
Denk an den Schulmeister, von dem Jean Paul
erzählt, daß er nur in der Schule schnupfte, weil
er es fürs Leben gern hörte, wenn die Schüler
riefen: Gesundheit, Herr Lehrer! — Lagert ihr
euch, und du merkst, daß du dich in nächster
Nähe eines Ameisenhaufens niedergelassen hast,
(sie haben es feixend schon lange gesehen), so
spring nicht gleich auf! Warte! Sehr bald kommt
deine Sorgenschülerin, dein Klassenkreuz. Mit
mütterlich gespielter Miene sagt sie dir: Herr
Lehrer, stehen sie auf, sie sitzen in den Ameisen!
Du dankst gerührt dem kleinen Luderchen, die
es nicht versäumt, dir beim Weggehen rasch ein
paar Maikäfer auf den Rockkragen zu setzen. Sie
behält dich im Auge und wartet auf den Gang

Mädchen oft stundenlang trennen. Fahre nicht
in fremde Länder und Gegenden, dahin kommen
die jungen Leute alle noch, und es muß auch
etwas zu sehen übrig bleiben. Weiß hier jeder
Junge und jedes Mädchen, wo der Weg nach
Otlingen geht? Wenn es schon eine Bahnfahrt
sein muß, dann mit einer lustigen Bahn, wie
es früher das „Todtnauer Bähnchen" war. Wo
die Wagen noch mit einem weitbauchigen Blechofen
ausgestattet waren, aus dem heraus während
der Fahrt die Stimme eines Tertianers den
Schaffner erschreckte, wo der letzte Wagen an
der Plattform eine Handbremse trug, an der
nicht zu drehen, einem Tertianerherzen ganz
unmöglich war, sehr zum Leid des armen Lokomotivchens
, das die Steigung kaum erschnob, bis
der herbeistürzende Schaffner das Hemmnis
wütend löste, zornig, aber weise genug, nach
dem Urheber nicht zu fragen. Schlimmer war es
schon, wenn Schüler bei der langsamen Einfahrt
in eine Station ausstiegen und nebenherliefen,
eine sichtliche Mißachtung bahnamtlicher Autorität
, von deren strafrechtlichen Wiederherstellung


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