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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-05/0018
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Die Markgrafschaft

Vom Hebelbund Müllheim

Es ist uns von Anfang an klar gewesen, daß wir uns
nicht in einer nutzlosen Hebelei verlieren dürfen, sondern
bestrebt sein müssen, der Heimat zu dienen. Es war uns
deshalb auch nie gleichgültig, wie es in unserer Stadt
aussieht. Wir haben diesbezüglich auch nicht versäumt, zu
mahnen, wo es zu mahnen galt. „Trotz allem" ist manches
erreicht worden, über das wir uns heute herzlich
und dankbar freuen. Das Interesse, das Bürgermeister
Erich Graf unserer Sache entgegenbringt, ist ein weiterer
Grund dankbar zu sein.

Wir möchten aber nicht nur Mahner sein, sondern
dort selbst Hand anlegen und mithelfen, wo es gilt,
unserer Heimat, unserer Stadt, ein schöneres Gesicht zu
geben. Neben den Ruhebänken (es werden diesen Monat
elf gesetzt) geht unser Bemühen dahin, dem Marktplatz
als schmückenden Mittelpunkt wieder einen Brunnen
zu geben. Der Hebelbund kann jedoch dieses Vorhaben
allein nicht ausführen, er ist auf die Einsicht und Hilfe
aller Heimatfreunde angewiesen.

Selbst in Amerika regt es sich für diese Idee. Wir
bringen nachstehend einen Brief aus Buenos Aires zum
Abdruck, aus dem unsere Leser ersehen können, wie
»man dort über unsere Arbeit denkt und wie hoch die
Heimat dort eingeschätzt wird.

Buenos Aires, den 16. März 1954

Liebe Hebelfreunde!

Mit viel Freude habe ich Ihren ausführlichen Bericht
gelesen. Bei der Ankunft jeder neuen Ausgabe der
von uns allen so sehr geschätzten „Markgrafschaft"
kommt mir der gleiche Gedanke: Hut ab vor den
wenigen Idealisten, deren Sinn und Heimatliebe uns
die ewigen Werte unserer Heimat neu und lebendig
gestaltet und gerade noch in einer Zeit voller Widersacher
und geistesarmer Anschauungen. Schaffen Sie
nur so weiter in dem „stillen Winkel". Auf die Dauer
ist es vielleicht besser, von wenigen richtig verstanden
und gewürdigt, als vom Beifall einer oberflächlichen
, unbeständigen Masse geblendet zu werden.
Der Hebelbund hat sich ein schönes Ziel gesteckt,
und wir wollen nur wünschen, daß die verantwortlichen
Stadtväter mithelfen, daß endlich auch etwas
für das Auge geschaffen wird. Wie oft hörte man, in
Müllheim ist nichts zu sehen. Bei meinem letzten
Besuch mußte ich in den Nebenorten einen laufenden
Brunnen suchen, weil bei uns alles vernachlässigt
war. Wie Sie richtig sagen, das Müllemer Stadtbild
steht in keinem Verhältnis zu seiner einzigschönen
Umgebung. Badenweiler beherbergt jährlich tausende
von Fremden, welche alle durch unsere Stadt fahren
ohne Halt zu machen. Und warum? Weil noch nie
etwas getan worden ist, dem Auge des Touristen
etwas zu bieten. Da sich ein gesteigerter Touristenverkehr
auch wirtschaftlich günstig auswirken würde,
sollte nichts versäumt werden.

Die neueste Idee, auf dem Marktplatz wieder einen
Brunnen erstehen zu lassen, läßt einem alten Märt-
platz - Buben das Herz höher schlagen. Aber bitte
einen Brunnen, dessen Form, Linien und Ausführung
in den Rahmen paßt. Die „verrostete Gotik" war
keine Zierde. Mit Freuden werde ich für die Idee
werben und Ihnen nächstens im Namen von A. S. und
meinem einen Betrag zukommen lassen. O. S. wird
separat folgen. — Hoffentlich findet Ihr Ruf im
dollarstarken Norden ein günstiges Echo. Aber auch
daheim dürfte — trotz allem — noch ein wenig mehr
Begeisterung aufkommen. Das ist doch ein Geschenk
für alle. Der Heimat einen Gruß! N. N.

Spenden für den Marktplatzbrunnen

können unter der Bezeichnung „Marktbrunnen" auf unser
Girokonto Nr. 655 bei der Bezirks-Sparkasse Müllheim

einbezahlt werden.

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Löriacher Heimatteil: Max Demmler

Telefon: Lörrach 2900 — Müllheim 358
Anzeigen-Annahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 3
Postscheckkonto 68889 Karlsruhe
Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)

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Unsere Bücherecke
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Hermann Burte: Psalter um Krist. Geistliche Strophen.
2,80 DM. Band 3 der Silberdistelreihe. Verlag Moritz
Schauenburg, Lahr.

Hermann Burte vollendete am 15. Februar 1954 sein
75. Lebensjahr. Der Dichter der „Madlee" und des
„Katte" steht aber noch in voller Schaffenskraft. Das
bezeugen zwei neue Gedichtbände, die in jüngster Zeit
erschienen sind: „Das Heil im Geiste" (Verlag Burda,
Offenfaurg), sowie „Psalter um Krist".

Der Herausgeber der Silberdistelreihe, Prof. Dr. Karl
Friedrich Müller, schreibt im Nachwort: „Im Psalter um
Krist singt und sagt Hermann Burte, ergriffen von der
geistigen Schau auf die überwältigende Gestalt Christi,
den er, wie die deutschen Dichter des Mittelalters Krist
nennt, und versucht, die Vielfalt und die Tiefe des
menschlichen und göttlichen Wesens in einfachen Worten
zu fassen. Als wesentliche Dichtung und klares Bekenntnis
ist der „Psalter um Krist" einzigartig und
bedeutungsvoll".

Schon im „Wiltfefoer" hat Burte vom „Reinen Ohrist"
gesprochen. Nun weiht er ihm diesen schönen Psalm.
Manche der Gedichte dieses Bandes sind früher erschienenen
Gedichtwerken („Anker am Rhein", „Madlee",
„Seele des Maien", „Patricia", „Heil im Geiste") entnommen
; die meisten aber sind seither unveröffentlicht.
Wie schön ist der Auftakt:

Der Name „Krist"

Als unserm Volke Wort und Schrift entstand,

Kam Jesus Christus in das deutsche Land

Von Irland her gegangen übers Meer —

Ihn zu verstehen, fiel den Menschen schwer . . .

Otfried, der Dichter, schrieb um diese Frist

Des Heilands Leiben deutsch und hieß ihn: „Krist",

Ein Name voller Leben, Liebe, Licht,

Das Wort für sich allein schon ein Gedicht!

Es tönt mich an, als ob ein Ahne riefe

Im frischen Geist aus erster Zeiten Tiefe,

Und hat bewahrt bis heute Art und Schlag,

Denn tausend Jahre sind vor Gott ein Tag.

Wie unsere mittelalterlichen Meister der Malerei, so holt
Burte den Heiland heim in unsere eigene Landschaft:

Du gehst vor mir im Heimatlande hin,

Das Dorf hindurch, das Feld, die schmale Schneise,

Auf Wasserwogen, über die Geleise,

Und gegenwärtig wird, was einst erschien.

Ich grüße Dich mit diesem Namen: Krist!

Ich sehe Dich als* Wanderer gehn in meinen
Geliebten Talen, in geweihter Sicht,
Als einen, der die Muttersprache spricht.

Du redest deutsch mit mir, wie wunderbar!
Auf meinem Wege wandelst Du als Gleicher
Und bist mein Kamerad in der Gefahr.

Er singt aber nicht nur vom Krist, sondern auch von
jenem, der den Krist sandte, von Gott selbst:

Alles, was ich habe,
Alles, was ich bin,
Ist entlehnte Gabe
Und fährt wieder hin

In die Hände dessen,
Der mich Armen rief,
Als ich weltvergessen
Fern der Erde schlief.

Das schmucke, blaue Leinenbändchen enthält auch eine
„Laienpredigt" in alemannischer Mundart, sowie das
berühmte Gedicht „Himmlische Erde" von dem Rainer
Maria Rilke schrieb, es sei ein allgemeiner deutscher
Besitz, ein Gut von solcher Reinheit und Gnade, daß es
für sich allein ausreicht, den Reichtum des Dichters
Hermann Burte zu erweisen.

Die „Silberdistel-Reihe" hat durch Burtes Gedichtband
eine wesentliche Bereicherung erfahren.

Emil Baader.


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