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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-06/0009
Die Markgrafschaft

Müllheim, Blick vom Zielberg

Aufnahme: F. W.

herzogin ein völliges Drangeben lieber Gewohnheiten
; aber sie vollbrachte es mit Freuden ihm
zulieb.

In stillen freien Stunden ging sie gern kleinen
Liebhabereien nach, die entweder auf dem Gebiet
künstlerischen Schmuckes lagen oder im Sammeln
von Erinnerungen an- Orte und Menschen
bestanden, um irgendwelches Erleben festzuhalten
; nichts, was ihr wert geworden war, sollte
der Vergessenheit anheimfallen. So wurde auch
von ihr mit gewissenhafter Treue darauf geachtet
, daß jeder Gast, auch wenn er nur wenige
Stunden verweilte, seinen Namen in das immer
bereitliegende Buch eintrug. Den Sinn für Humor
hat sie sich auch in schweren Zeiten bewahrt; für
ein fröhliches, auch scherzhaftes Wort war sie
immer empfänglich. Das sind kleine Wesenszüge,
aber sie gehören zu ihrem Bilde. Andere allerdings
sind gewichtiger und dürfen nicht übersehen
werden, wenn ihre Persönlichkeit richtig
gewertet werden soll. Eine gewisse Befangenheit
befiel sie bei offiziellen Anlässen, besonders
fremden Persönlichkeiten gegenüber und schuf
ihr viel Pein. Im vertrauten Kreise war das mit
einem Schlage verschwunden. So blieb ihr reiches
, frohes Innenleben den meisten verborgen.
Die Gedankenwelt, die sie erfüllte, offenbarte
sich überhaupt in dem, was sie schrieb, noch viel
mehr als im gesprochenen Wort. Was sie schrieb
oder sagte, trug immer den Stempel peinlichster
Wahrhaftigkeit. Im raschen Erfassen der Dinge,
die vor sie traten, war ihr Urteil schnell gebildet.
War es ungünstig, so schwieg sie, vor allem,
wenn es Menschen betraf. Nichts hätte sie dazu
bewegen können, ein „Ja" zu sagen, wo sie
„Nein" dachte, oder eine höfliche Anerkennung
auszusprechen, die ihrem Empfinden nicht entsprach
. Dieser Trieb, wahr zu sein, ging bis in
die kleinsten, scheinbar bedeutungslosen Dinge

hinein und trug wohl auch mit dazu bei, daß sie
nicht immer verstanden wurde.

Die Wahrhaftigkeit gab auch ihrem ganzen
religiösen Leben das Gepräge. Ihre Glaubensüberzeugung
ankerte fest in biblisch - reformatorischem
Grund und konnte ihr durch nichts ins
Wanken gebracht werden. In der Stellung zum
kirchlichen Leben teilte sie die Anschauungen
und Gewohnheiten des Großherzogs. In die verborgene
Welt ihres Glaubens ließ sie nicht leicht
einen Menschen hineinschauen.

So trug ihr Leben Züge genug, die mit denen
des Großherzogs in feiner Harmonie zusammenstimmten
. Was sie ihm gewesen ist als die
Gefährtin seines Lebens, als die Genossin seines
Leidens bis in seine letzte Stunde hinein, wird
wohl niemand ganz ermessen können.

Prälat D. Ludwig Schmitthenner

Aus dem sehr empfehlenswerten Buch: „Hilda, Badens
letzte Großherzogin", herausgegeben von Wilhelm Ilgenstein
und Anna Ilgenstein-Katterfeld im Verlag C. F.
Müller, Karlsruhe.

Sin teurer (Zopf unb ein tüotjlfeUec

Als der letzte König von Polen noch regierte, entstand
gegen ihn eine Empörung, was nichts seltenes
war. Einer von den Rebellen, und zwar ein polnischer
Fürst, vergaß sich so sehr, daß er einen Preis von,
20 000 Gulden auf deni Kopf des Königs setzte. Ja, er
war frech genug, es dem König selber zu schreiben,
entweder um ihn zu betrüben oder zu erschrecken. Der
König aber schrieb ihm ganz kaltblütig zur Antwort:
„Euern Brief habe ich empfangen und gelesen. Es hat
mir einiges Vergnügen gemacht, daß mein Kopf bei
Euch noch etwas gilt. Denn ich kann Euch versichern:
für den Eurigen gäb' ich keinen roten Heller".

J. P. Hebel


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