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Die Markgrafschaft

Dae <$zfzü)t am ^äfertyols auf htm THUUngec 2tog 1702

In allen Erbfolge- und Eroberungskriegen der
Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, die nur aus
fürstlichem Ehrgeiz und Ruhmsucht entstanden,
in denen es nie um die höchsten Güter der Völker
ging, die immer nur Objekte dynastischer
Berechnungen waren, wurden die Lande am
Oberrhein neben der Poebene und den flandrischen
Feldern zum blutigen Kampfplatz ganz
Europas. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges
übertrug Kaiser Leopold I. aus dem
Hause Habsburg dem Markgrafen Ludwig Wilhelm
von Baden-Baden im Jahre 1693 den Befehl
über die Reichstruppen am Oberrhein, demselben
Fürsten, der wenige Jahre vorher in heißen
Kämpfen die Türken aus Ungarn herausgeschlagen
hatte, während im Westen die Franzosen
über den Rhein in seine eigene Markgrafschaft
einbrachen, Ettlingen und Rastatt niederbrannten
, die Stadt Baden-Baden besetzten und ihre
Mauern schleiften. Eine äußerst undankbare Aufgabe
fiel dem „Türkenlouis", wie man ihn
nannte, mit diesem Oberbefehl über die Reichsarmee
im Rheinland zu. Während man von ihm
Taten und Erfolge gegenüber dem französischen
Feind verlangte, hatte er ständig mit der Unvoll-
kommenheit der Ausrüstung seiner Truppen,
dem Mangel an Geld und an allem Notwendigen
zu kämpfen und sah sich dadurch meist nur auf
die Verteidigung beschränkt.

Im Jahre 1701 verursachte das Aussterben des
spanischen Königshauses einen Weltbrand, den
Spanischen Erbfolgekrieg, in dem Ludwig XIV.
mit dem deutschen Kaiser und seinen Verbündeten
in jahrelangen Kämpfen um Spaniens Krone
rang. Gerade in Süddeutschland war die Lage
für den Kaiser aus dem Grunde besonders) heikel,
weil der Kurfürst von Bayern sich auf Frankreichs
Seite stellte und französische Truppen
immer wieder versuchten, die Verbindung mit
den bayerischen Verbündeten durch einen Vorstoß
über den Oberrhein herzustellen. Kaiser
Leopold übertrug auch in diesem Kriege dem
Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden
den Oberbefehl am Rhein. Trotz der ungenügenden
Truppen, die ihm zur Verfügung standen,
gelang es ihm, die Festung Landau zu erobern
und die Vereinigung der Franzosen und Bayern
zu verhindern. Ihm ist auch die Anlage ber berühmten
Stollhofer Linien zu verdanken, die
westlich von Baden-Baden errichtet wurden und
erfolgreich gegen die französische Übermacht
gehalten werden konnten.

Gleich zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges
spielten sich nun am Rheinknie, unmittelbar
an der Schweizer Grenze, harte Kämpfe
zwischen den französischen Truppen des Herzogs
von Villars und den Reichstruppen des Markgrafen
Ludwig von Baden ab, die von hervorragender
Bedeutung für den Verlauf des Feldzuges
wurden. Auf dem rechten Rheinufer, am
Fuße des Tüllinger Berges, stand Markgraf Ludwig
mit den Reichstruppen, während der Herzog
von Catinat die französischen Truppen befehligte,

welche die von Vauban errichtete Festung
Hüningen besetzt hatten. Als der Kurfürst Max
Emanuel von Bayern im Jahre 1702 Ulm überfiel
, wollte sich der Markgraf vom Rhein aus
gegen diesen wenden. Diesen Augenblick benützte
nun Catinats Nachfolger, der Herzog von
Villars. Er überschritt bei Hüningen den Rhein,
griff an und setzte dem Markgrafen am 14. Oktober
im Treffen bei Friedlingen hart zu. Es gelang
Ludwig aber, die Franzosen in einem weiteren
blutigen Gefecht auf dem Tüllinger Berg, beim
sogenannten Käferholz, aufzuhalten, die Schwarzwaldpässe
zu behaupten und Villars, der vergebens
auf eine Vorbewegung der Bayern hoffte,
dadurch zum Rückzug über den Strom zu zwingen
. So hat der Türkenlouis — einst der Schild
des Reiches im Südosten gegen die Türkenflut —
durch seine Feldherrenkunst auch die südwestliche
Flanke der deutschen Front am Rhein geschirmt
und unsere Heimat vor einem erneuten bedrohlichen
Einbruch, durch Feinde bewahrt, die gerade
hier in früheren Jahrzehnten namenloses Elend
über Land und Volk gebracht hatten.

Diese kriegerischen Ereignisse des Jahres 1702
am Rheinknie sind von einem Zeitgenossen in
einem recht interessanten Werk geschildert worden
, das sich „Denkwürdiger Rheinischer Anti-
quarius" nennt und im Jahre 1739 in Frankfurt
am Main erschienen ist. Völker und Staaten,
Städte und Landschaft .der gesamten Rheinlande
werden in diesem aufschlußreichen und gewissenhaften
Buch von dem ungenannten Verfasser in
anschaulicher Schilderung dargestellt, wobei
naturgemäß die geschichtlichen Begebenheiten
der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert einen
breiteren Raum einnehmen. Gerade über das
Gefecht am Käferholz bei Lörrach weiß der
„Rheinische Antiquarius" bemerkenswerte Einzelheiten
anzugeben. Ihm sei daher im Folgenden
das Wort erteilt.

„Von Basel fließt der Rhein auf das dieser
Stadt gehörige Dorf Klein-Hüningen, dabei sich
der Wiesen-Fluß mit der Manbach vermehret und
in den Rhein schleichet... Bei einem Flintenschuß
weit von diesem Klein-Hüningen, doch
etwas weiter vom völligen Rhein und allbereits
im oberen Breisgau, in der Herrschaft Rötteln,
liegt das alte, nunmehr aber verfallene Schloß
Friedlingen, so vor diesem Ottlingen geheißen,
und wo ehedessen in alten Zeiten der Sitz der
Markgrafen von Baden gewesen. Es ist dermalen
daselbst! weiter nichts zu sehen als ohnweit davon
ein Wirtshaus, so den Namen Friedlingen geerbt
hat, wohin die Basier als nach einem Lustort
spazieren gehen. Bei diesem Ort lief anno 1702,
den 14. Oktober, ein Treffen, und zwar auf Seiten
der Deutschen übel ab. Ob sich zwar wohl kein
Teil den Sieg eigentlich zuschreiben konnte, so
mußten sich die Deutschen doch der Schwäche
wegen zurückziehen und den Franzosen die
Sternschanze, Hüningen gegenüber, überlassen,
die sich inzwischen einen Weg über den Rhein
machten, womit es, kürzlich zu erzählen, also


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