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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-06/0016
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Die Markgrafschaft

Aussicht" ab und von dort führt der Weg weiter
zum „Rötelsteinfelsen". Der Rötelsteinfelsen hat
seinen Namen von dem toneisernen Gestein, dem
Rötel, den er birgt. Man versteht darunter aber
nicht in erster Linie den Felsen, der von Bäumen
und Sträuchern überwachsen ist, sondern den
großen Platz, auf dessen Seite Bänke stehen.
Erwähnenswert ist hier, daß auf dem Rötelsteinfelsen
eine seltene Baumart vorkommt: der
Frühlingsahorn.

Im großen und ganzen ist der Grenzacher
Wald Mischwald, wenn auch einzelne Gewanne

reiner Tannenwald uns begegnen. Neben vielen
Fremden nimmt auch die Bevölkerung Grenzachs
die Gelegenheit wahr, an schönen Sommertagen
in ihrem Wald Erholung zu suchen. Der Wald
zählt heute über fünfzig schöne neue Ruhebänke,
für deren Aufstellung die Mitglieder des
Schwarzwaldvereins manche Stunde und manchen
Tropfen Schweiß geopfert haben. Diese
Bänke, die wir an allen markanten und schönen
Punkten des Waldes antreffen, und die schön
gepflegten Wege machen den Grenzacher Wald
besonders anziehend. Eugen Kehl

?u 7ot)ann fletec Liebele fetten

Ich weiß es nicht wie esl zuging. Auf alle Fälle
kam man auf die Hast der Zeit zu sprechen, die
auch auf dem Lande obenauf ist. Von den Bauern,
die zum Sonntagsskat oder einem gemütlichen
Plauderstündchen beim Viertele um den runden
Wirtshaustisch versammelt waren, suchte jeder
eine Erklärung dafür ins Feld zu stellen. Der
eine fand die Schuld beim Finanzamt, der andere
sah sie in der Industrialisierung und dem damit
zusammenhängenden Landarbeitermangel, wieder
ein anderer führte die Geldentwertung und die
erhöhten Ansprüche an. Es wurde geredet mit
Eifer, daß die Köpfe rot wurden und die Hälse
trocken. Da schlug der alte Hannes mit der Faust
auf den Tisch und meinte: „Mir sin halt 150 Johr
z'spot uf dr Welt! Was sin doch das no für Zyte
gsi selbigmols, wo de Hebel glebt het! Do isch
de Bur no z'friede gsi! Kennet ihr das Gedicht
,Der zufriedene Landmann?4 Mir hen's glehrt in
der Schuel un i ha's sider nit vergesse". — Und
ich traute meinen Ohren nicht, er fing van zu
deklamieren und trug das ganze Gedicht ohne
einmal zu stocken mit rechter Einfühlung vor
und alle wurden still, ließen ihre Viertele stehen
und lauschten. Und dem alten Hannes leuchteten
die Augen, als er zu Ende war und sie ihn mit
Klatschen und Bravo lobten. Dann entspann sich
aber eine nette Unterhaltung hin und her, die
ich hier ablaufen lassen will, so wie ich sie hörte
und sie mich erfreute.

E z'friedene Landmann? Gits das denn hüt
überhaupt no? — Er ghört mindestens zue de
Selteheite, aber das isch jo au kai Wunder. Uf
em Dorf herrscht hüt nümmi die Rueh un Ab-
gschiedeheit wie früeiher. Au uf em Dorf wird
pressiert un ghetzt, immer schneller mueß es
goh, mit Maschine un Traktore. Me het kai Zyt
me fürenander, ainer will de ander übertrumpfe.
Un der Bur findet nümmi wie domols e gmüet-
liche Fiirobe. Zue Hebels Zyte, jo, do sin d'Lüt
zobe no ufern Bänkli gsesse vor em Huus un hen
enander verzellt un schöni Volkslieder gsunge un
nebenem Verzelle her e Tubakspfiffli graucht. Un
was 's Wichtigst gsi isch: si sin zfriede gsi! —

Spenden für den Marktplatzbrunnen

können unter der Bezeichnung „Marktbrunnen" auf unser
Girokonto Nr. 655 bei der Bezirks-Sparkasse Müllheim

einbezahlt werden.

Un d'Märtwiiber sin z'Fueß uf Basel uf de
Märt. Am Tag vorher hen si usgrueiht, daß si de
wyt Weg besser gmeisteret henn.

So wyt het me domols no laufe chönne?
Mensch, sin das no gmüetlichi Zyte gsi! —

Un 's het no kai Kino ge un kai Radio; chum
isch emol e Zytig ufs Dorf use cho — un me isch
doch zfriede gsi!

Wer verreise het welle, het der Hogestecke
gno un isch uf Schuesters Rappe durs Land
gwatet. —

Un der Dokter isch uf em Rößli zue de
Patiente gritte cho. —

Wer in sellere Zyt e größeri Reis het mache
welle, isch mit der Postkutsche gfahre. Düsse an
der Kalte Herbrig isch au e großi Poststation gsi.
Do het der Postillion bloose, wenn er zfahre cho
isch vo Basel oder vo Friberg. —

(Und ich staunte, der alte Hannes erhob sich,
nahm Haltung an, als ob er zwei feurige Rosse
lenke und die Zügel in der linken Hand halte.
Die Rechte führte er zum Munde, als ob sie eine
Trompete sei und sang in einem reinen Tenor:
„Trara! trara! trara!, der Postillion ist da!", daß
ihn alle wieder jubelnd beklatschten.)

Ufern alte Landströßli sin aber au Lastwage
gfahre, d'Lastwage vo de Kauflüt. Die hen aber
numme zwei oder vier oder sechs PS gha, aber
richtigi vierbeinigi! Die Kauflüt sin mit ihre
Wage uf d'Meß gfahre.

Gel, uf d'Mustermeß uf Basel oder uf d'Frank-
furter Meß?

Jo, so ungfähr!

Zue Hebels Zyte hets kai Auto ge un kai
Motorrad, no nit emol e Fahrrad. Un 's Chanderer
Bähnli isch au no nit gfahre!

Der Hebel wurd denki stuune, wenn er jetz
uf Basel chöm oder uf Lörrech in de Verchehr.

Jo, un mir träume scho dervo, daß me e Weltraumrakete
ins Rucksäckli stecke chönne un der-
mit uf de Mond flitze, go luege, ob sich der
Wellemacher vom Lieler Schlag änderst bsunne
het. —

Wenn's au die Errungeschafte vo de moderne
Technik no nit ge het, so hets eineweg großi
bedütendi Manne gha, denke numme in sellere


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