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Die Markgrafschaft
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(Jr tfet) ber Vogt, ber lf>eer tm Hai
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vom 3laue bis an 'Ktjy.
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im ctjleinfte ?tougU gfunb,
un ftoljt boü) frfjo tootjl tjunöert yotje
in Oüjmtf, Iftffe un OTettergfotjr
bo ufern alte (üftfunb.
Uöenivem ber .Hötnb ber Ztolber ftrudjt,
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er jen^let, bis er toieber ctjunnt;
(in beib fld) j'Ueb un s'nufe.
(Jr ifetj ber Dogt in unfrem Hai,
ber edjönft, ber L^ödjft, ber 2*eft7
U0 tiefen Obre fctjöpft ec €5aft,
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bört tjet bie ^yt en anbre ©djlag,
in ftüle Ufer gotyt ber Hag,
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Diesen Beziehungen verdankt die Stadt die Bekanntschaft
mit einer bedeutenden Persönlichkeit.
In Basel lebte zur Zeit der Blüte des Humanismus
, um die Wende des 15. Jahrhunderts, der
gelehrte Buchdrucker Johann Amerbach (1430 bis
1513). Der Humanismus hat der Stadt Basel ihr
eigenes Gepräge gegeben. Eine Fülle bedeutender
Persönlichkeiten fand sich um den Mittelpunkt
des geistigen Lebens, der Universität, zusammen.
Wissenschaft und Kunst fanden durch die emporblühende
Wirtschaft regste Förderung. Auch freie
Gelehrte wurden durch den Ruf der Stadt angezogen
, wie Erasmus und Cono. Eine besonders
starke Entwicklung nahm der Buchdruck. Das
Haus des Buchdruckers Amerbach, der 1475 von
Amorbach nach Basel gekommen war, bot einen
Sammelpunkt der geistigen Kräfte der Stadt.
Von hier liefen Fäden einer inneren Verbindung
hinaus zu den Großen des geistigen und künstlerischen
Lebens der Zeit: zu Albrecht Dürer und
Sebastian Brant, zu Wimpfeling, Erasmus und
Johannes Reuchlin. Der bedeutendste Gelehrte
unter den Mitarbeitern der Druckerei war Johannes
Cono, der 1510 nach Basel kam. Er war einer
der besten Kenner der griechischen Sprache,
deren Studium eines der Kennzeichen des Humanismus
ist. Cono wurde der Lehrer der Söhne
Amerbachs: Bruno, Basilius und Bonifatius.
Zu Anfang des 16. Jahrhunderts weilten die *
Brüder Bruno und Basilius in Paris, um ihr
Studium dort bis zum Magisterium zu vollenden.
Beide sind jung. Sie brauchten bis zum Examen
statt 3^ Jahre deren fünf. Der Vater in Basel
zürnt. Als Bruno krank wurde und dringende
Ersuchen um neue Geldsendungen eintrafen,
meint der Vater, die Krankheit könne nur vom
unordentlichen Lebenswandel kommen.
Bonifatius Amerbach (1495—1562) war es, der
zu Neuenburg in innige persönliche Verbindung
treten sollte. Mit Erasmus von Rotterdam verband
ihn die engste Freundschaft, die diesen ver-
anlaßte, ihn in seinem Testament am 12. Februar
1536 zum Erben seines Vermögens einzusetzen.
Er gab ihm in seinem Testament Anweisung,
wie er das Bargeld verwenden sollte: Dieses und
alles übrige Geld, das sich vorfinden sollte,
möge er nach seinem Gutdünken und auf den Rat
der Testamentsvollstrecker hin zum Nutzen
alters- und krankheitsschwacher Leute verteilen.
Ebenso an heiratende Mädchen, an hoffnungsvolle
Jünglinge, kurz an alle, die sie für würdig
der Unterstützung halten werden. Als Bonifatius
daran dachte, einen eigenen Hausstand zu gründen
, suchte er seine Frau nicht unter den Töchtern
der wohlhabenden und einflußreichen Bürger
der Stadt am Rheinknie, er fand den Weg
nach Neuenburg. Hier lernte er Martha Fuchs,
die -Tochter des angesehenen und reichen Bürgermeisters
der Stadt, Leonhard Fuchs, kennen. Mit
ihr schloß er die Ehe. Eine innige Beziehung
zwischen den beiden Familien blühte auf. Die
hin und her gewechselten Briefe hat uns ein
günstiges Geschick bewahrt. Sie bilden in der
Universitätsbibliothek zu Basel eine wertvolle
Quelle kleinster Einzelheiten aus der Zeit ihrer
Niederschrift und zeichnen das Bild einer Seele
in ihren Nöten, Zweifeln und Kämpfen in dieser
bewegten Zeit neuen Lebens.
Leonhard Fuchs, der Bürgermeister von
Neuenburg, war nach dem Tode der Mutter
Marthas ein Verhältnis mit Küngolt Vischer von
Neuenburg eingegangen. Im Jahre 1534 heirateten
beide, und Bonifatius Amerbach wurde eine
junge» Schwiegermutter zuteil. Endlich erhielt
der Bürgermeister für-seinen im November 1531
wohl an der Pest verstorbenen Sohn Jodocus
einen neuen Erben seines Namens, Alban. Küngolt
gebar ihm noch zwei Töchter, Magdalena
Martha und Susanna. Leonhard Fuchs starb im
September 1546. Es blieb ihm viel erspart. Dieses
jüngste Kind brachte viel Unruhe in die Familie.
Es war ein leidenschaftliches Mädchen. Ihm fehlte
die strenge Hand des Vaters. Mit einem Knechtlein
im Hause, Hans Jölin, tat es sich zusammen.
Als die Folgen sichtbar wurden, schickte die
Mutter das noch nicht 15jährige Mädchen in das
Amerbach'sche Haus nach Basel, wo es am
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