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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-07/0010
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Die Markgrafschaft

19. Januar 1550 ein Kind gebar. Das verstörte
Wesen wurde im Kloster St. Agnes in Freiburg
untergebracht. Bis 1557 bekam Amerbach als
Rechtsgelehrter dauernd Arbeit durch diesen
Fall. Zuerst war es Hans Jölin, der Sturm lief
und auf Herausgabe Susannas klagte, die . er zur
Ehe begehrte. Sie aber wünschte für immer im
Kloster zu bleiben. Dann war es das Kloster, das
auf die Herausgabe des Erbteils Susannas von
4500 fl drang. 1561 starb Küngolt.

Alban Fuchs, der Erbe, kam auf die Schule
nach Schlettstadt. Sein Vater schrieb am 26. Dezember
1541 an seinen Schwiegersohn Bonifatius:
„Mine kindly wend nitt so glernig sein. Es ist
min schuld, daz ichs nitt so woll zuch, als Ir
thund". Doch wurde trotzdem aus Alban ein
tüchtiger Mann, der es wie sein Vater bis zur
Bürgermeisterswürde in Neuenburg brachte. Im
Februar 1557 heiratete er die Tochter des Goldschmieds
Hieronymus Gerhart aus Freiburg.
Schon am 17. August 1564 schreibt er an den
jungen Basilius Amerbach, den Sohn des Bonifatius
, daß der „Sterbendt" die Stadt Neuenburg
bedrohe. Dann hören wir erst wieder, daß am
5. .Februar 1566 Hans Heuwel, genannt Scheidly,
Basilius zu seiner Hochzeit mit der Witwe Albans
einladet. Der „Sterbendt" hatte Alban selbst
erfaßt.

Doch kehren wir zu Bonifatius zurück. Am
25. Dezember 1528 war ihm von seiner husfrouw
Martha ein Töchterlein Ursula geboren worden.
Mit großer Liebe hing er an dem erstgeborenen
Kinde. Doch bald trat das Leid in das glückliche
Familienleben des Bonifatius Amerbach. Im Jahr
1532 starb ihm das Töchterlein im köstlichsten
Spielalter. Ein loses Blatt findet sich bei den
Papieren des Bonifatius: „Es weis niemand von
lieb oder leid zusagen, dan wer kinder hat ge-
hept". Am Rande des Blattes steht geschrieben:
„Mortua Ursula primgenita inter equitandum
ä Nuwenburgo Basileam, ut tempus et moerorem
follerem".

In einem schmerzerfüllten Briefe stellte er
seinem Freunde Erasmus die ewige P^age:
Warum? Liebevoll schreibt ihm Erasmus: „Sollte
nicht vielleicht Gott mitunter gerade deshalb uns
etwas nehmen, weil wir es zu sehr lieben, während
es doch eine Leihgabe ist, und zwar auf
ungewisse Zeit; der Darleihende will freie Hand
haben, seine Gabe bald wieder zu nehmen". Als
sich der dunkle Schatten der Pest über das Land
legte, suchte Bonifatius mit seiner Familie Zuflucht
bei seinen Schwiegereltern in Neuenburg.
Auch Erasmus waren die Beziehungen seines
Freundes zu Neuenburg bekannt. Als ihm einmal
Bonifatius von seinen Sorgen schrieb, daß es ihm
unmöglich sei, in Basel das Altarsakrament zu
empfangen, antwortete er am 25. März 1532, er
könne dies ja in Freiburg oder bei seinem
Schwiegervater in Neuenburg erlangen. In der
gleichen brieflichen Anfrage hatte Bonifatius an
seinen Freund von seinen Zweifeln in der Stellungnahme
zwischen Melanchthon und Oeco-
lampad in der Frage des Abendmahles geschrieben
. Erasmus erwiderte ihm: „Ich weiß wohl,

daß deine Hemmungen groß sind. Das Vaterland,
die Verwandten und Verschwägerten, die Gattin,
Haus, Familie, Besitz . . . Ich habe gezeigt, was
ich in einer solchen Gewissenslage tun würde.
Nuni gehe zu Rate mit deinem Gewissen und, was
das beste ist, das tue auf Eingebung des Geistes
Christi". Erasmus war nicht zur Reformation
übergetreten. Bonifatius aber stand zwischen
Freund und Familie.

Das Glück der Familie war das am 1. Dezember
1533 geborene Söhnlein Basilius. Es sollte
der lezte Amerbach im Mannesstamm sein. Mit
welchem Stolze schrieb der Vater am 1. Dezember
in seinen Kalender: „Inter primam et secun-
dam secundum horologium Basiiiense ante meri-
diem, cum in die Andree sub noctem laborare
cepisset vseor, natus est mihi filius Basilius
Anno 1533". Das Knäblein wuchs abwechselnd
im Elternhause und im Hause der Großeltern in
Neuenburg heran, wie es im Kreise der Sippe zu
sein pflegt. Auch aus ihm wurde ein namhafter
Gelehrter. 1561 heiratete Basilius der J. Esther,
die Tochter des reichen Jakob Rudin.

Eine Fülle köstlicher Briefe ist uns aus jener
Zeit erhalten. So schreibt 1532 Amalie Rechber-
ger an Bonifatius folgendes trotz seiner Kürze
umfassende prägnante Lebensbild:

„hoch gelerter herz lieber her. ich hat vergessen
, ich laß uch wussen, das der her kuster
(der Custos des Chorherrenstifts Zurzach, Magister
Joh. Prugker von Villingen), so mit uch und
mir uf den machenburg gesteigt ist, von disser
zit ist gescheiden. gott sy im genedig und barmherzig
, ist zu Zürich gestorben, hat drei frowen
verschlissen, aber die fierd lebt noch, hat dem
spittol zurzach 100 gl oemachtt. ist fast rieh
gesin, hat fil den armen gemachtt. do er hat
wellen sterben, hat er nit wellen, das im niem
forsprech, weder bredikanten noch niemen. er
hab sin Sachen geseytt. er arbarmt mich ubel.
gott gnad im trülych.

ouch kan ich uch nit gnug gedanken um das
hübsch kofeckt. es fröwtt mich von grund minß
herez. ich bit uch, körnend wie ir mir geschriben
hand, dan ich frow mich iez dor uf. hie mit sind
gott dem heren befollen".

Leonhard Fuchs hatte eine Schwester Thekla,
die schon 1525 Priorin des Klosters Schönensteinbach
bei Ensisheim war. Sie hatte sich in
den bewegten Zeiten des Bauernkrieges wacker
gehalten und beim Wiederaufbau des verwüsteten
Hauses ihr Teil geleistet. Die Oberen hatten
sie auf ihre Bitte ,,der schweren burd entladen..,
wan ich in der zurgenglichkeit und* wider uf
buwung des closters so vil angst und sorg kan und
fast us gemerglet... und begert min ruw". Vielleicht
war sie auch etwas merkwürdig geworden,
wie es manchmal geschehen soll. Sie schrieb des
öfteren an Martha Amerbach, die Gemahlin des
Bonifatius. Ihre Briefe enthielten dauernde Bitten
um Zuwendungen. Sie schreibt einmal, von
Martha: „Ich merck wol, daz sy Lyenhart Fuchsen
dochter ist, der viel lieber in nympt dann uss
git". Sie hat aber auch für jedes eine kleine


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