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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-08/0008
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DieMarkgrafschaft

Frieden die persönliche Freiheit ihre praktische
Anerkennung in der Freiheit des Glaubensbekenntnisses
fand. Durch diesen Übertritt zur
Reformation erlitt das Landkapitel Neuenburg
eine empfindliche Einbuße. Zur Regelung der
dadurch entstandenen Veränderung in den Einkommensverhältnissen
der Kirche fand 1661 in
Neuenburg eine Versammlung der vorderösterreichischen
Prälaten und Stände statt, in der
zwischen ihnen und dem Markgrafen Karl ein
Vertrag hierüber abgeschlossen wurde. 1563
wurde wieder einmal ein Münztag nach Neuenburg
einberufen.

Während in dieser zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts für Deutschland eine glückliche
Zeit des Friedens gekommen war und der Wohlstand
sich hob; während auch in dem seiner
Preisgegebenheit überantworteten Neuenburg
eine Erholung von den schweren Rückschlägen
eintrat, vollzogen sich rund um das Herz Europas
die Kämpfe gegen den spanischen Absolutismus
.

Es starb 1566 Sultan Suleiman vor dem Sturm
auf Ofen, bei dem der heldenmütige. Zriny fiel.
Cervantes, der Dichter des Don Quixote, kämpfte
in der Seeschlacht vor Lepanto mit gegen die
türkische Flotte. Die stolze Königin der Meere,
Venedig, stand auf der Höhe ihrer Macht. Die
Niederlande kämpften ihren Freiheitskampf gegen
Herzog Alba. Es fielen am 5. Juni 1568 die
Häupter Egmonts und Hoornes. Am 12. August
1572 verbluteten in der Bartholomäusnacht
Tausende von Hugenotten. Es war die Zeit der
Königin Elisabeth I. von England und der unglücklichen
Königin Maria Stuart. Am 8. Februar
1587 mußte sie im Tower zu London ihr Haupt
auf den Richtblock legen. Im Hochsommer 1588
trat für Spanien durch die Vernichtung seiner
„unüberwindlichen" Armada der entscheidende
Wendepunkt zum Niedergang ein, gleichbedeutend
für Spanien wie 2XA Jahrhunderte später
der russische Feldzug für Napoleon. Der Weg
zum englischen Imperium war geöffnet. Die
ersten Kolonisationsversuche in Nordamerika
durch Walter Raleigh, die Gründung der Ostindischen
Kompagnie und die Fahrten Drakes
leiteten sie ein. Nach Philipps II. qualvollem
Ende am 13. September 1598 war die spanische
Weltpolitik überall' geschlagen. Sein Sohn
Philipp III. überließ die Regierung weitgehend
dem Herzog von Lerma, der eine der spanischen
Lage angepaßte Friedenspolitik verfolgte.

Im Norden Europas trugen Dänemark und
Schweden ihre Gegensätze aus. Im Osten entwickelte
sich der Kampf Polens, Rußlands und
Schwedens um die Ostseeküste Livlands. Es
wurde um das große Ziel der Gegenreformation
gespielt: Polens Stärke sollte zur Beseitigung
des schwedischen Protestantismus und zugleich
zur Unterwerfung der russisch-griechischen Kirche
unter Rom eingesetzt werden. Damit aber
wäre durch die Einkreisung Deutschlands von
katholischen Mächten die Auslöschung der Reformation
ermöglicht worden. Wie im Westen
durch den Untergang der Armada, so scheiterte
im Osten am Widerstand Rußlands und Schwedens
, wie an der inneren Schwäche des polni-.
sehen Königtums der großangelegte Plan.

Während *um 1547 in Neuenburg der Streit
zwischen den Johannitern und der Stadt um
Weiden und Gehölzer auf Sundgauer Seite ausgetragen
wurde, ließ sich Iwan IV., der Schreckliche
, in seinem 17. Lebensjahr krönen und legte
sich den Titel Zar zu, um sich damit als Nachfolger
des byzantinischen Kaisers und des
Mongolenchans zu bezeichnen und damit dem
russischen Reiche den Stempel des Hauptes
Asiens aufzuprägen. Während Neuenburg die
Bestätigung seiner alten Rechte durch Maximilian
IL erwartete, die dann am 27. Februar
1571 erfolgte, zog Iwan der Schreckliche mit seiner
Schar, der Opritschniks, vor Nowgorod und
vernichtete die Stadt, tötete unter entsetzlichen
Martern fast die ganze Einwohnerschaft, um des
Reichtums, der Blüte und der Macht ihrer Stadt
willen.

In Deutschland hatte auf Ferdinand I. dessen
Sohn Maximilian II. im Jahre 1564 den Kaiserthron
' bestiegen. Unter seinem Nachfolger
Rudolf II. erhielt Neuenburg am 6. März 1579
von dessen Schlosse zu Prag aus und am 13.
August 1582 von Augsburg aus nochmals die
Bestätigung seiner Privilegien, die am 17. April
1599 zum dritten Male erneuert wurden.

Im Protestantismus hatte sich eine innere
Spaltung vollzogen. Es kam zu theologischen
Streitigkeiten und zur Uneinigkeit der evangelischen
Fürsten. Nach einer Schätzung aus dem
Jahre 1557 gehörten sieben Zehntel aller Deutschen
dem Luthertum an, zwei Zehntel verschiedenen
Sekten, und ein Zehntel hatte an dem
katholischen Glauben festgehalten. Durch die
Gründung des Jesuitenordens am 15. August 1534
in der Marienkirche auf dem Montmartre zu
Paris und seine päpstliche Anerkennung 1540,
sowie durch die Beschlüsse des Trienter Konzils
hatte dagegen der Katholizismus eine starke
innere Kräftigung erfahren. Auch nach Neuenburg
kamen um das Jahr 1600 Jesuiten, von der
vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim
geschickt, um in mehrjähriger Tätigkeit den
katholischen Glauben wieder zu festigen. Im
Jahre 1610 starb einer der Jesuiten hier an der
Pest. Es ist uns auch der Name eines der Patres
überliefert: Pater Jacobus Stitius. Vom Jahr 1595
ist uns berichtet, daß der frühere Bürgermeister
Peter Gryphen willens gewesen sei, aus religiösen
Gründen seine Heimatstadt zu verlassen und
nach Auggen zu ziehen. 1611 wurde ein Verfahren
eingeleitet gegen Hans Schryger wegen
Schmähung des katholischen Glaubens. Es war
auch die Zeit, da an vielen Orten die Scheiterhaufen
der Hexenverbrennungen flammten. Es
spricht für die Bürger der merkwürdigen Stadt,
daß diese Feuerzeichen menschlichen Wahnes
hier nicht entzündet wurden. Es ist der Name
einer unglücklichen Frau aus Schliengen, Maria
Seiffert, verzeichnet, die mit zwei anderen
Frauen aus Schliengen in Birseck als Hexen
gerichtet würden.

Noch eine Episode voll friedlicher Heiterkeit
und männlichen Übermuts ist aus dieser Zeit zu


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