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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-08/0016
Die 3Vtark.grafschaft

14

Gedicht „Die Wiese" zitierte. Ich weiß es halt
nicht. Der Schwendi erlebte den königlichen Berg
für sich allein.

Auf dem Abstieg nach Titisee überraschte ihn
ein kräftiger Regenguß und wusch ihn nach
Strich und Faden. Trotzdem kam er fröhlich und
beschwingten Schrittes über Freiburg heim.

Ob sich seine Leute daheim Sorge machten
über sein Ausbleiben, daran dachte er nicht. „By
mir gohts no altmodisch zue", sagte er, „ich tanz
nit, wie die Junge pfiffe; ich flötle my eigeni
Wiis!"

Aber nicht nur die Heimat lockte ihn. Die
Fremde begann wieder zu rumoren in seinem
Blut; er wurde unruhig, und das Reisefieber
packte ihn gewaltig. So erklärte er eines Tages:
„Wenri i scho nümme guet hör, so will i derfür
wenigstens öbbis seh". Und dann fuhr der
Schwendi allein nach Hamburg. Er wollte das
Meer und die vielen großen Schiffe sehen.

Als er wieder daheim war und man ihn fragte,
ob er denn mit seinem Alemannisch durchgekommen
sei, lachte er.

„Jetz looset! Woni an der Elbe stand, hani
gseh, aß ähnedra grad zwei neui Schiff baut
werde. Dunderschieß, hani denkt, das wott i jetz
doch gern vo noochem seh. Aber wie chumm i do
übere? Demo isch einer derher cho un het au
dure gluegt. Dä hani eifach gfrogt. Er het zwor
nit gsait „Kannitverstan", aber er het der Chopf
gschüttlet. Demo hani mit der Hand gschwätzt,
ha uf mi dütet und ha dort übere dütet, un uf
aimol het er's verstände. „Kommen Sie", het er
gsait. Mer sin zue so me Turm gange. Dort bini
igstiege. Abe — unte dure — uffe, un do bini
gsi un ha dörfe selli Schiff bschaue".

Das war dem Schwendi aber nicht genug; er
wollte noch mehr sehen. So fuhr er weiter nach
München, besah sich die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten
und beschloß dann, nach Innsbruck
zu fliegen. Dieses Erlebnis mußte er noch haben,
bevor er wieder in seinem stillen Blauental
landete.

„Maiet, das isch schön gsi, wie numme öbbis",
erzählte er im seligen Erinnern. „Aber denket,
woni yne g'chläderet bi, hän si mer e Gugge gee,
die dieg me bruuche, weme luftchrank werd. Der
Schwendi het si aber nit bruucht!"

Trotzdem der Schwendi dafür war, im Lande
zu bleiben und sich redlich zu nähren, juckte es
ihn doch, ins Ausland zu reisen. Er wollte einmal
auf dem Eiffelturm stehen und auf Paris hinunterschauen
. Französisch konte er ja nicht, aber
er hatte Mut und Gottvertrauen. Also fuhr er
und kam auch wohlbehalten wieder heim.

Und er erzählte: „Mit mym Alemannisch
chumm i halt überall dure, un d'Lüt hän allimol
e Freud, wenn i afang. Seile Schutzmann zTaris
het amel au glacht, woni gsait ha, aß i uf Wersai
will. Un unterwegs hani e bsunder Glück gha.

Woni e zitlang gfahre bi, hani denkt, jetz
bisch wäger do, un bi usgstiege. I ha zueme Yse-
bähnler, wo dort gstande isch, gsait: Wersai?" —
„No, no", het dä gruefe un het mi schleunigst

wieder in Zug gschobt. Also bini wieder an mym
Platz gsesse un ha vor mi hi bruttlet: „He, chunnt
denn das Wersai all no nit?"

Do sait uf eimol e jung Maidli, wo nebe mer
gsesse isch: „Wollen Sie nach Versailles?" Potz-
dunder, han ich Auge gmacht! En Elsässer Maidli
ischs gsi, un was für e netts. Un es isch au uf
Wersai gfahre.

Wie bin ich so froh gsi, un i ha-n-em gli verzeih
, wie's mer göng. „I wott numme emol wieder
e gueti Suppe esse. Was keie mi die fiine
Sache! All gän si mer so Züüg, woni gar nit
chenn. Un mit em Wii bini au nit zfriede. Nüt
as rote chunnt men über, un ich wott doch gern
wiße!"

Do het das Maidli glacht un gsait: „Kommen
Sie, wir gehen jetzt miteinander zum Mittagessen
auf gut deutsch!" Un mer sin in e Wirtschaft
gange, un ich ha mi Wiße kriegt un mi gueti
Suppe".

Die junge Elsässerin war die Verlobte des
dortigen Kellners. Sie erzählte ihrem Tischnachbarn
, daß ihr Bräutigam schon eine Wirtschaft
gekauft habe, die sie miteinander betreiben wollten
. Auf das hin bestellte Schwendi eine Bouteille
vom Besten und lud das Brautpaar dazu ein. Er
wollte nun aber auch wissen, was der Kellner
seiner Braut ins Ohr gesagt habe. „Solch einen
netten Schwiegervater wollte er gerne haben",
flüsterte das Maidli dem strahlenden Schwendi
zu, und versprach ihm, daß sie ihn einmal in
Blauental besuchen würden, wenn sie ins Badische
kämen! Dann schrieb sie ihm noch auf einen
Zettel, wie Weißwein auf Französisch heißt.

Auf die Frage, wie er denn mit dem französischen
Geld zurecht gekommen sei, sagte
Schwendi, er sei ja gerade deshalb nach Frankreich
gefahren, weil man für einen Zehnmarkschein
neunundsiebzig Franken bekäme. Auf der
Bank habe er erklärt, er wolle einmal wieder
Goldstücke, die Franzosen hätten ja alles bei uns
geholt: Da habe der Beamte lachend gesagt:
„Franzos aben nit Gold, alles futü!"

„Gäb Gott, aß es nit my letzti Reis gsi isch,
vor i en alte Chracher bi". Schelmisch lächelnd
zog er sein Käppchen, der junge Alte, und ging.

Ida Pfusch-Müller

Wetterftur?

Es war kaum zu glauben, wie sich alles ändern
konnte. — Einst waren die Lisett und die
Resl ein Herz und eine Seele. Und jetzt? Vor
Zeiten sah man die beiden Arm in Arm nach der
Sonntags-Vesper durch das Gäßlein wandern.
Keine Ruhe hatte die Lisett, bis die Resl dem
zukünftigen Schwiegervater ihren sonntäglichen
Besuch abgestattet hatte. Und immer drehte sich
das Gespräch um den Sohn des Hauses, den
Hans. Der war schon einige Jahre mit der Resl
versprochen. Er war in Gefangenschaft auf der
Krim und wartete tagtäglich auf den Heimtransport
. Aber wie lange mußte er warten! —
Und so machten denn die beiden einträchtig


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