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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-09/0009
Die Markgrafschaft

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Vor längeren Jahren war in einem Basler
Antiquitätengeschäft eine nachgotische Monstranz
zum Kaufe ausgeboten, die dem Leiter der Kreisstelle
Lörrach für Denkmalpflege und Heimatschutz
auffiel, weil sie unten im Fuß die Wappen
der Deutschherren und der Grafen Stadion aufwies
, also zweifellos von der Ordenskomturei
Beuggen stammte oder doch durch diese gestiftet
worden war. Ein Graf Stadion muß Komtur in
Beuggen gewesen sein. Sein Wappen findet sich
auch am Erker des Wohnbaues auf dem Hagenbacher
Hof zwischen Lörrach und Rheinfelden,
der mit zu Beuggen gehörte.

Die Komturei Beuggen muß sehr großen
Besitz in ihrer näheren Umgebung gehabt
haben und es wäre an der Zeit, daß die Geschichte
der Deutschherren von Beuggen und
ihres Schlosses geschrieben würde. Die Arbeit
von Zeller (Basel 1894) ist veraltet und behandelt
weniger die Kunst- und Kulturgeschichte
jenes Ortes. Und doch dürfte Beuggen ein wichtiger
Mittelpunkt für das geistige Leben der
Gegend gewesen sein. Dürften Beuggen doch
auch die beiden herrlichen Madonnen im Heimatmuseum
Lörrach zu danken sein, in die Kunstgeschichte
eingeführt als „Madonna vom Dinkelberg
" und „Madonna von Karsäu". Die Monstranz
zeigt im Aufbau noch ganz gotischen Stilcharakter
, bietet aber* in dem reichen Detail schon genügend
Elemente der Renaissance. Aus stilkritischen
Erwägungen wurde sie um etwa 1580 angesetzt
. Das Wappen Stadion widerspricht aber
einer solchen Datierung. Denn ein Graf Johann
Caspar von Stadion wird in Beuggen frühestens
1609 erwähnt und letztmals 1625. Er muß also
als Stifter dieser Monstranz angesehen werden,
deren Bekrönung (das Jesuitenwappen) übrigens
eine spätere Zutat sein dürfte. Der Lörracher
Denkmalpfleger suchte die Monstranz für die
Heimat zu retten; da ihm Mittel für den Ankauf
nicht zu Gebote standen, bemühte er sich, einen
privaten Gönner dafür zu finden. Das gelang
ihm auch in der Person eines Kunstfreundes in
der Nachbarschaft, der die Monstranz erwarb
und wieder instand setzen ließ, um sie dann der
Kirche in Eichsei zu schenken, einer der ältesten
Kultstätten des Landes, weitbekannt durch die
dort ruhenden drei hl. Jungfrauen Kunigundis,
Mechtundis und Wibrandis, deren Fest jeweils
im August in dem sogenannten Eichsler Umgang,
einem uralten Kirchen- und Volksfest gefeiert
wird. Bei dem Eichsler Umgang 1954, der zugleich
als 450. Gedenktag gefeiert wurde für die
1504 durch den päpstlichen Legaten Kardinal
Peraudi erfolgte feierliche Elevation der Reliquien
der Heiligen, wurde die Monstranz, nun
zur Reliquienmonstranz umgestaltet, in der Prozession
mitgetragen. Diese Elevation wurde
übrigens im Druck festgehalten durch eine
schöne Basler Inkunabel, betitelt „Processus
habitus et factus".

Wie die Monstranz in den Basler Kunsthandel
kam, läßt sich heute nicht mehr feststellen.

Jenem Gönner ist auch der Hinweis auf einen
früheren Aufbewahrungsort der Monstranz zu
danken. F. X. Kraus in „Kunstdenkmäler des
Großherzogtums Baden" Bd. V (1901) führt nämlich
die Monstranz als Eigentum der Kirche
Warmbach auf. Nachfragen in Warmbach ergaben
, daß dieser Kirche vor Jahren eine neue
Monstranz gestiftet worden war und unsere
Monstranz daraufhin in die Diaspora weitergeschenkt
wurde. Wie sie aber dann in den Basler
Kunsthandel gelangte, darüber konnte nichts
ermittelt werden.

Vom Lörracher Denkmalpfleger wurde eine
Verwendung der Monstranz in Eichsei befürwortet
, weil die Reliquien der hl. Kunigundis,
mangels eines würdigen Behälters, in einem einfachen
Glas aufbewahrt waren, während für
ihre beiden Gefährtinnen wertvolle Behältnisse
vorhanden sind. Nun sind auch die Kunigundis-
Reliquien würdig untergebracht — eben in jener
Monstranz. Damit hat die alte Wallfahrtsstätte
Eichsei wieder einen herrlichen Schmuck für ihre
Kirche gewonnen, sehr zur Freude der Bevölkerung
von nah und fern.

Eine kunstwissenschaftliche Würdigung der


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