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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1954-09/0017
Die Markgrafschaft

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ten ihren Jahresbedarf, die Verschuldung nahm
fortwährend zu, Auswanderungen nach Ungarn
halfen der Not nicht ab, und nach 1770 waren
zwei Dritteile der Einwohner gantmäßig.

Fecht sagt abschließend, daß die Regierung
wirksam geholfen habe, „es steht heute besser
in Bellingen und es wird besser werden von
Jahr zu Jahr". (Das Dorf wurde im Jahre 1805
badisch.)

Wurstisens Basler Chronik bringt noch einige
interessante Ereignisse, die Bellingen mehr oder
weniger betreffen und die Zustände in vergangenen
Jahrhunderten trefflich beleuchten. Als
im Jahre 1445 die Eidgenossen Krieg führten
gegen Österreich und gegen den Breisgauer
Adel, zogen die Basler, verstärkt durch Bern und
Solothurn, 5000 Mann stark gen Neuenburg, wo
sie 300 Stück Vieh „enttrieben". Tags darauf
kamen sie nach Krozingen. Dort bekamen sie
Feindfühlung mit dem Kriegsvolk des Herzogs
Albrecht von Österreich, es kam aber nicht zum
Gefecht. Die Schweizer zogen sich langsam zurück
und verbrannten mehrere Dörfer, darunter
Tunsei, Grißheim und Zienken. Tunsei wollte,
um verschont zu werden, 1000 Gulden bezahlen,
aber weil die Eidgenossen dort „Kühschinder"
geheißen wurden, mußte das Dorf „herhalten".
Krozingen rettete sich dadurch „vor der Verbrennung
", daß die Bauern vor den Häusern
große Kufen und Fässer voll Wein hinstellten.
Daran labten sich die Basler und zogen weiter.
Südlich von Schliengen kam es zu einem kurzen
Gefecht mit den Österreichern. Dort brachte der
Büchsenmeister von Basel die „Hagelbüchse" in
Stellung und tötete einen Fähnrich und fünf
Mann. (Es soll eine neunläufige Schußwaffe gewesen
sein.) Die Feinde zogen dann nach Neuenburg
, die Schweizer nahmen Nachtquartier in
Bellingen. Dorthin sandten die Österreicher
einen „Brenner", das heißt einen Brandstifter,
„welcher Feuer einlegen und der Eydgenossen
ein Theil im Rauch verschicken sollte: der wurde
ergriffen und enthauptet". Am nächsten Tag
aber „verderbten sie Bamlach und Bellikon mit
Feuer", die Basler kamen ungerupft heim.

Im Jahre 1537 ereignete sich ein eigenartiger
Händel zu Basel und unser Bellingen wurde
hinein verstrickt. D^r gewesene Bürgermeister
von Freiburg in der Schweiz, Wilhelm Arsent,
glaubte gewisse Forderungen an den König von
Frankreich zu haben und wollte sich an französischem
Gut und an französischen Bürgern schadlos
halten. Dies Vorhaben verbot ihm die Stadt
Basel auf ihrem Territorium. Arsent mit einigen
Helfershelfern lockte nun drei französische Studenten
, die in Basel studierten, nach Hüningen,
wo der Schultheiß von Bellingen sie erwartete
und mit einem Schiff weiterführen sollte. Einer
der Studenten wehrte sich und entkam, wurde
aber später tot aufgefunden. Die beiden anderen
wurden bis ins Weilertal hinter Schlettstadt auf
eine Burg geführt und Lösegeld für sie gefordert
. Die Basler waren äußerst erbittert über
Arsent und seine Helfer; mit 300 Mann zogen
sie nach. Bellikon und holten den Schultheißen.

Dem f)cbclFran? jum 19, ©eptcmber 1954

Wer tjenn e 3üed)U 2femmeg|TteUt,
6 ptötjn menggC qxxztX Hörne ötfn,
5er etnt tjet bfdjtet, ber t>er?ellt
ua eufter un ua f)ebela Wzlt
im neue &a% un alte €Mnn.

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vo groß1 un djlefne Ztfdjter,
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Un tjüt FrCegt aüee $leffdj un 3luet
Wter gft pdj b'Iftanb un luegt pdj aa,
mec fteüt |td) vov un lüpft ber Iftuet,
mer fdjtDötjt e Wott un gfpürt fo guet:
Jm Ttame lebt e Stau, ne 'fftaa.

jDrum ffrfj ber l^ebeldjranz au nft
fürs (Brab üom If)ebel gtüunbe.
UÖle-n er üa Ufedjt juem £ebe gft,
fo falle b'Lüt vo eufrer J\t
buc Ü6 am If>ebel gfunbe.

Mit Arsents adligen Helfern wurde zu Schliengen
ein Vergleich geschlossen, der Schultheiß
aber, „als er etlichemal gefoltert worden, wurde
mit Recht enthauptet", Arsent kurz hernach in
Lothringen ergriffen, dem König von Frankreich
überantwortet und erstlich mit dem Schwert
hingerichtet, darnach gevierteilt.

Mit dem, was wir vorstehend über die Geschichte
unseres Rheindorfes schrieben, wollen
wir uns nicht rühmen, eine Ortschronik verfaßt
zu haben. Die Lücken sind gar zu groß und die
neueste Zeit nach Fertigstellung der Eisenbahn
(Oktober 1848 von Schliengen bis Efringen) ist
gar nicht berücksichtigt. Familiennamen und
Flurnamen, die Geschichte der Kirche und der
Fischerei, all dies und noch viel mehr müßte in
einer Chronik Platz finden. Unsere kleine Arbeit
möge als Anregung gewertet werden.

Unsere Quellen:

Zeitschrift f. d. Geschichte des öberrheins, yon Band 4
(1853) ab Aufsätze und Notizen in einer Anzahl von
Bänden.

Badische Landesigeschichte von Jos. Bader; Freiburg 1834.

Badische Geschichte von Friedr. v. Weech, Karlsruhe 1890.

Topographisches Wörterbuch von Baden; von Krieger;
Karlsruhe 1904.

Fecht, C. G. Der Amtsbezirk Müllheim; Lörrach 1861.

Müller, Karl. Geschichte des Badischen Weinbaus. Mit
einer badischen Weinchronik usw. Lahr bei Moritz
Schauenburg, 1953. Ein sehr lehrreiches Werk.

Wagner, E. Fundstätten und Funde im Großherzogtum
Baden. Tübingen 1908.

Scheffelt, E. Die Besiedelung Südbadens. Oberländer
Chronik, Konstanz 1950.

Wurstisen, Christian. Basler Chronik, 3. Ausg. 1765.

Dr. E. Scheffelt


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