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Die Markgrafschaft 9
Josef Schelb
nen den Flammen eines Bombenangriffs auf
Karlsruhe zum Opfer gefallen war, ging er sogleich
daran, die Lücken wieder zu schließen,
Lfy&ttng ©alm /
Im hohen Schwarzwald, am Fuße des Belchen,
liegt das Dorf lein Neuenweg, das im Jahre 1278
urkundlich erstmals genannt wird. Hier kam am
14. September 1889, vor 65 Jahren, als Tochter
des Hauptlehrers Lohrer, unser „Lohrerli" zur
Welt. (So wurde das Kind, das mit den Eltern
im zarten Alter ins Tegernauer Schulhaus kam,
von seiner Jugendkameradin Hanna Kappus
genannt.) Tegernau, zwischen Hausen, der Heimat
Hebels, und Bürchau, der Heimat Ernst
Niefenthalers, gelegen, ein Dorf im Tal der
„kleinen Wiese": das wurde ihre eigentliche
Heimat. In dieser Landschaft wurzelt ihr dichterisches
Schaffen. Als Hermann Burte im neuesten
von Karl Seith herausgegebenen „Mark-
gräfler Jahrbuch" über „Markgräfler Dichterinnen
" schrieb, kommt er auch auf Hedwig Salm
zu sprechen. Er schreibt unter anderem von ihr:
„Im Kleinen Wiesental, ihrer engen Heimat,
fühlt sie sich von der Welt durch die hohen
IBerge am schmalen Tal entfernt, aber Sonne,
Mond und Sterne, die über die Himmelslinie des
und die Fülle seines Schaffens, das sich auf alle
Gebiete erstreckt, ist schwer zu überblicken.
Zahlreichen Sinfonien und anderen Werken'für
großes Orchester stehen fünf Klavierkonzerte,
Konzerte für Violine, Bratsche, Flöte und alle
möglichen anderen Soloinstrumente mit Orchester
gegenüber, daneben eine Fülle von Kammermusik
der verschiedensten Besetzung und Sonaten
für fast alle Instrumente. Der Bühnenwerke
wurde bereits gedacht; an der Spitze der Vokalkompositionen
steht die Kantate „De sancta
Trinitate" für Chor, Soli und Orchester, der sich
eine Menge von Liedern und Chorsätzen geistlichen
und weltlichen Inhalts anschließen. Liebhaberorchestern
seien die vielgespielten heiteren
Variationen über das alemannische Volkslied
,,D' Zit isch do" ans Herz gelegt, und als Gelegenheitswerke
ganz anderer Art entstanden auch
einige Filmmusiken für die Ufa. Niemals jedoch
gab es für Schelb irgendwelche musikalischen
Kompromisse, und er betont selbst, wie aus der
Schau seines gefestigten geistigen Bezirks ein
weltoffener Blick so gar nichts zu tun hat mit
der Neigung zu „jenen so gefährlich eindeutigen,
manchmal nüchternen, manchmal platt schillernden
Modeartikeln". Solche Kompromißlosigkeit
ist einer Musikerlaufbahn äußerlich nun nicht
gerade förderlich, und bisher hat sich mehr der
Rundfunk als die zünftigen Abonnementskonzerte
um Schelbs Werke bemüht, deren durchsichtige,
meist kammermusikalische Faktur sie allerdings
für das Mikrophon auch recht geeignet machen.
Doch mehren sich die Zeichen, daß die eingangs
zitierte alemannische Statik, das heißt die Stetigkeit
eines „Nicht - anders - sein - Könnens", die
Schelbs Bahn immer gelenkt hat, den heute
Sechzigjährigen schließlich doch auf ein breites
Feld verdienten Erfolges führen wird.
Dr. Franz Hirtler
(Jfne alemanrrifrfje Zrtdjtertn
Gebirges herabglänzen, geben ihr das Gefühl des
Alls". So schrieb das „Lohrerli", als es längst
der alten Heimat fern war, das schöne Gedicht
„Heimat und All":
By der Wacht un uf der Wanne
in mym Chleine Wiesedahl
cha der Blick nit viel umspanne,
d' Berg sin hoch, un d' Stroß isch schmal.
Doch am Himmel stöhn zentumme
hoch d' Frau Sunne, groß der Mo —
Löhnt mi doch, o löhnt mi numme:
Wytte Wält, i sieh sie cho!
Führ-wahr: die Welt von Tegernau: Sie hat
Hedwig Salm zur Dichterin gemacht. Der Gedichtband
, der zum 65. Geburtstag aus ihrer Feder in
der schönen Silberdistelreihe des Verlags Moritz
Schauenburg unter dem Titel „Brunnen am Weg"
(1954, 160 Seiten, Ganzleinen 3,80 DM) könnte
ebensogut heißen „Tegernau" oder „Kleines
Wiesental" oder auch „Heimat und All". Immer
sieht der Dichter in der Heimat auch das All,
das Göttliche, das Ewige, den Kosmos.
Das Schicksal wollte es, daß Hedwig Salm im
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