Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-01/0009
Die Markgrafschaft 7

Äec 3auecn^ unb F)rfmatbfdjtei: Öcnft Hieftnttyaleu

60 7al)cc alt

Am 31. Dezember vollendete der Bürchauer
Bauern- und Heimatdichter Ernst Niefenthaler
sein 60. Lebensjahr. Im Kleinen Wiesental geboren
und im bäuerlichen Elternhaus aufgewachsen
ist der Bauer Ernst Niefenthaler zum Heimatdichter
geworden. Von seinen ersten Versen sind
allerdings keine erhalten geblieben; erst nach
dem ersten Weltkrieg, an dem der junge Wiesentäler
als Feldartillerist teilnahm, hat er seine
Gedichte gesammelt und aufbewahrt. Bis heute
sind in fast ausschließlich heimatlicher Mundart
an die 250 Gedichte entstanden. Im Druck sind
nur wenige erschienen, dagegen hat der Dichter
in zahlreichen Heimatveranstaltungen seine
Werke vorgetragen. Nicht in der Schreibstube
sind diese Gedichte entstanden, sondern bei der
bäuerlichen Arbeit, und sie sind die unver-
künstelte Ausdrucksform eines boden- und
naturverbundenen Menschen. Ernst Niefenthaler
liebt es nicht, in der Öffentlichkeit zu glänzen,
sondern er will, wie er selbst einmal sagt, in
unserem „mammonversklavten, flüchtigen und
oberflächlichen Zeitgeschehen Anker werfen und
Halt suchen auf zeitlosem Grund für Geist,
Seele und Gemüt'

Der Geburtstag des Dichters dürfte Anlaß
genug sein, um sein Schaffen einmal zu erwähnen
und einen größeren Kreis heimatliebender
Menschen damit bekannt zu machen. Der moderne
Mensch scheint ja keine Zeit mehr für das
Besinnliche zu haben; er sucht sich am Erlebnis
und Abenteuer zu erholen, während seine Nerven
dabei aber noch mehr in Anspruch genommen
werden. Das Gemütvolle, Beschauliche und wahrhaft
Gesunde wünscht der heutige Mensch nicht
und leidet dabei an Körper und Seele. Hier im
Schöße der heimatlichen Dichtung aber findet
der Mensch die Kraft und die Erholung, die er
braucht, um frisch und frei seiner täglichen Arbeit
nachzugehen. In den Versen Ernst Niefenthalers
steckt viel Liebe zur Heimat und ihren Menschen
. Oft sprechen auch Wehmut und ein hartes
Schicksal, das der Dichter in seinem Leben erfahren
hat, aus ihnen. Zwei Söhne forderte der
zweite Weltkrieg von ihm und zwei weitere Kinder
sind in jungen Jahren gestorben. Auch sonst
ist dem schwer arbeitenden Bergbauern vom
Fuße des Belchen nichts erspart geblieben. Demütigungen
und Freiheitsberaubung hat er über
sich ergehen lassen müssen. Die Liebe und Kameradschaft
seiner Landsleute haben ihm aber in
den schwersten Tagen seines Lebens über alle
Not hinweggeholfen. Auf diese Tatsache ist Ernst
Niefenthaler mit Recht stolz, und seine Anhänglichkeit
an die einfachen von Glücksgütern wenig
gesegneten Menschen seines Heimattales ist unerschütterlich
. Aus seinen Versen lesen wir aber
auch eine tiefe Ehrfurcht vor der Allmacht
Gottes. Der Dichter will uns lehren, uns einzufügen
in die unabdingbaren Gesetze eines allweisen
und gütigen Schöpfers. Es ist dies keine

Frömmelei, sondern der unverbrüchliche Glaube
an die letztlich allein gültige Führung durch eine
unerforschliche überirdische Macht.

Viele Markgräfler verehren in ihm einen
Dichter von gültigem Range; aber der Dichter
selbst möchte nicht gefeiert sein, sondern als das
gelten, was er am Schlüsse seines Gedichtes
„Zwei Ähri" selbst zum Ausdruck bringt:

„Mehr sii, wie schine, das isch richtig
Nit glänze welle vor der Welt;
Nimm du di selber nie so wichtig
Un denk an d'Ähri uf em Feld".

#

Eugen Kehl

I weiß ne schöne Erdefleck,
ne chleine, ganz verschwiege,
vo allem Trubel wit eweg
im Wald verborge liege.

Ne Bächli bruscht im Übermuet
vom Berg mit lust'ge Sprünge,
wie duet em doch si Freiheit guet,
wie cha's so fröhlich singe.

Es wimslet hurtig her un hi
un schlänglet si dur d'Matte;
bal glitzeret's im Sunneschi,
bal schlieft's in d'Hürst an Schatte.

Forelle triebe munter Spiel
in silberklare Gümpe,
un flitze flüchtig wie ne Pfil
dur St ei un Wurzestümpe.

So friedli grase Reh un Has
in saft'ge Matte umme,
am Sunnerai im Blüemligras
duet 's flißig Immli summe.

Ne Summervogel schwebt im Glast
un glänzig Chäfer sure,
am Waldrand duet in Ldebesjascht
ne wilde Chuder gure.

Ne Lerchli stigt in's duftig Blau
un will si Freud verchünde;
si Liedli duet in Wald un Au
vielstimmig Echo finde.

Es bruscht der Bach, es ruscht der Wald'
so weich un zart Begleitig,
das singt un klingt un widerhallt
dur 's Tal so lebensfreudig.

Der Duft vo Blueme, Gras un Laub,
der harzig Ruch der Tanne,
kei Stroßelärm, kei Rauch un Staub,
es mueß eim d'Sinne banne.

Me ahnt ne Huch vom Paradies,
ne friedli Giücksempfinde;
o möcht doch mehr dä chöstli Priis
dr Weg in d'Menschheit finde.

Ernst Niefenthaler


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-01/0009