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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-01/0015
Die Markgrafschaft

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Dieses Volk hat die Grundlage zu unserer Kultur
gelegt und hat uns — durch Vermischung mit
den Alemannen — einen beträchtlichen Anteil
seines Blutes vererbt. Man nimmt vielfach an,
die Kelten seien dunkel und kleinwüchsig gewesen
, hingegen bezeugen uns griechische und römische
Schriftsteller, auch Bildwerke, daß sie groß,
hellblond und sehr hellhäutig waren. „Blutsbrüder
der Germanen" nannte sie Professor
Georg Kraft, der als Urgeschichtsforscher gern
und oft unser Gebiet durchstreifte. Eine Anzahl
von Fluß-, Berg- und Ortsnamen entstammen
der keltischen Sprache: der Belchen hat seinen
Namen von dem keltischen Gott Belenus, der auf
Bergen verehrt wurde; Kandel ist keltisch,
Blauen fraglich. Die Flußnamen Rhein, Neumagen
und Kander sind keltisch, die Ortsnamen
Kandern, Liel, Schliengen, Kerns, Tunsei ebenfalls
; östlich von Freiburg .liegt Zarten, die ehemals
befestigte Keltenstadt Tarodunum.

Daß die Römer in ganz Baden eine große
Rolle spielten, ist bekannt, darum wollen wir hier
weder die römischen Bäder Badenweilers beschreiben
, noch von den vielen Kämpfen reden,
die mit den Alemannen ausgefochten werden
mußten, bis letztere endlich hier seßhaft werden
konnten. Statt vieler Worte mögen zwei Zahlen
genügen: die Römer betraten unser Markgräfler-
land ums Jahr 50 nach Christi Geburt und konnten
sich halten bis etwa 350. Von ihrer Heerstraße
, die einen ähnlichen Verlauf hatte wie die
heutige Bundesstraße Schliengen — Schallstadt,
zweigte eine Straße nach Badenweiler ab und
dieser bedeutende Ort war wieder mit kleinen
römischen Siedlungen der Umgebung durch Wege
verbunden. Ein solcher ging über die Schwärze,
lief aber bei der Straßenkurve am Härder
geradeaus nach Muggardt und durch den
Vorderwald nach Sulzburg. Hier war eine römische
Siedlung, wahrscheinlich kannten die Römer
die Silbergruben hinter der Sadt, die sie durch
keltische Bergleute bearbeiten ließen: Auch das
Salz am Westausgang der Ortschaft wird damals
eine Rolle gespielt haben, denn Sulzburg hieß
noch im Jahr 840 „Sulzibergeheim", was Salz-
berg(heim) bedeutet.

Da aber in Britzingen drei römische
Münzen gefunden worden sind, müssen die Römer
auch unseren Ort gekannt haben; wahrscheinlich
haben sie den Weinbau hier eingeführt.
Bevor aber weitere Funde gemacht werden, wäre
es gewagt, von einem römischen Britzingen zu
reden, eher von einem römischen Laufen, denn
hier findet man dauernd Ziegelstücke und Scherben
von Gefäßen, auch von zwei römischen
Ziegelöfen war schon die Rede.

Es gibt wenig Orte im Landkreis Müllheim,
in denen keine römischen Münzen gefunden worden
sind; außer Britzingen nennen wir nur
Buggingen und Müllheim; in Badenweiler sind
Geldstücke aller Herrscher von Augustus (gest.
14 nach Chr. Geb.) bis Gratian (gest. 383 nach
Chr. Geb.) zu Tage gekommen.

Die Alemannen sind hier im 3. und 4. Jahrhundert
seßhaft geworden. Nach anfänglicher

Leichenverbrennung begruben sie ihre Toten in
Reihengräber-Friedhöfen. Wenn die Gräber mit
Steinplatten umgeben und abgedeckt sind, spricht
man von Plattengräbern oder Steinkisten. Solche
Gräber finden sich nun in Britzingens
Nähe zahlreich: Dattingen, Müllheim,
Niederweiler, Vögisheim, Betberg, Buggingen,
Grißheim, Wettelbrunn. Die Gegend scheint
ziemlich dicht besiedelt gewesen zu sein.

Die Alemannen dehnten ihre Züge weit nach
Nordwesten aus, bis an die Mosel. Dort kamen
sie mit den Franken in Konflikt und wurden im
Jahr 496 von ihrem König Chlodwech (Ludwig)
geschlagen. Sie mußten nach Süden zurückweichen
bis in die Gegend von Rastatt und Baden-
Baden. Von Frankreich aus wurden die fremden
Sendboten unterstützt, die den heidnischen Alemannen
das Christentum predigten. Als im Jahr
746 der Widerstand der Alemannen gebrochen
war, errichteten die Franken allenthalben Stützpunkte
(Verwaltungssitze, Königshöfe). Badenweiler
war ein solcher, dort befand sich auch
früh schon, etwa zur Zeit Karls des Großen (768
bis 814) eine Kirche. Die Klöster, die vielerorts
entstanden, wurden reich beschenkt; ein gewisser
Rutpert und seine Söhne schenkten dem Kloster
Lorsch in Hessen Güter, besonders Reben
, in Britzingen. Bei dieser Gelegenheit
, im Jahr 773, wird unser Dorf erstmalig
in deutschen Urkunden erwähnt.

Das alemannische Land zerfiel in Gaue, unsere
Gegend gehörte zum Breisgau. An Königs Statt
geboten Grafen in den Gauen, vor und nach dem
Jahr 1000 hießen die Breisgaugrafen Berthold
(Bezzelin oder Birthilo). Einer von ihnen gründete
im Jahr 997 das Kloster Sulzburg und
schenkte ihm Höfe1 zu Oberweiler, Buggingen u. a.
Ein anderer erbaute ums Jahr 1050 das Schloß
Baden, später Badenweiler genannt. 1061 erhielt
Graf Berthold die Herzogs- und Markgrafenwürde
, sein Sohn nannte sich Herzog von Zähringen
. Damals bildete sich die Herrschaft
Badenweiler heraus mit sieben Vogteien, deren
eine unser Britzingen war (mit Da«t-
tingen, Muggardt und Güttigheim).

In jener Zeit war die hochentwickelte römische
Münzprägetechnik verloren gegangen, die
Gebietsherren des 12. und 13. Jahrhunderts ließen
daher sogenannte Brakteaten herstellen, einseitig
geprägte Stücke aus dünnem Silberblech.
Solche fand man auch in Britzingen! Vielleicht
hat sie ein Herzog von Zähringen in
Breisach aus heimischem Silber prägen lassen.

Ein Constans von Brizzinc - hovin wird im
Jahr 1130 genannt. Falls es ein Priester war,
müßte Britzingens Kirche sehr alt sein. Vielleicht
war es ein Gutsherr, ein kleiner Ortsadeliger
. Ein Priester ist erstmalig 1262 erwähnt,
er hieß Johannes. Die Grund- und Kirchherren,
die Neuenfelser, werden im Jahr 1307 erstmalig
genannt. Uber sie, ihr Verhältnis zu Britzingen
und über ihren einst stattlichen Besitz im ganzen
Markgräflerland ist nachzulesen in einer unlängst
erschienenen Broschüre „Der Neuenfels; Geschichte
einer kleinen Burg". Ernst Scheffelt.


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