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Die Markgrafschaft

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Einem lieben alten Basler zum Gedächtnis

Es war im Sommer vor sechs Jahren, als
eines Tages mit der Post eine umfangreiche
Drucksache einlief mit dem Absendervermerk:
„Albert Fiedler, Basel, Weiherweg 52". Die Sendung
enthielt das Sonntagsblatt der Züricher Zeitung
, das in vorzüglichen Beiträgen, die durch
Bilder der entsprechenden Persönlichkeiten illustriert
waren, das Leben an der Universität in
Zürich im Jahre 1848 wiedergab. Der damalige

eher Zeitung mitgegeben hätte. Denn als alter
Druckermeister bei der „Nationalzeitung" in
Basel war er ein belesener Mann und mit allen
Tagesfragen vertraut. Während er bis vor zwei
Jahren noch seine täglichen Ausgänge und dabei
seine Kommissionen machte, war er in der letzten
Zeit, seitdem ihm eine Herzschwäche das
Signal gegeben hatte, nur mehr auf seine übrigens
sehr stilvoll eingerichtete Wohnung ange-

Rektor der Universität war ein Hauinger
Pfarrerssohn, ein Ferdinand Hitzig, ein Neffe
übrigens des Freundes Hebels, des Proteuser
Zenoides.

Mich interessierte die Lebensgeschichte dieses
später sehr berühmt gewordenen Theologen sehr,
und ich beschloß, alsbald einmal den aufmerksamen
und liebenswürdigen Übersender dieser
Zeitschrift zu besuchen und mich bei ihm zu
bedanken. Ich fand in diesem Herrn Albert Fiedler
ein altes, sehr freundliches Männlein vor von
fast 85 Jahren, aber von einer außerordentlichen
geistigen Frische und Lebendigkeit, und der alte
Herr war mir vom ersten Augenblick an sympathisch
. Er erzählte mir dann, daß er Hauingen
auch gut kenne, da er ein Brombacher Lehrers-
sohp. sei und viele liebe Jugenderinnerungen an
das Wiesental habe. Es blieb denn auch nicht bei
diesem ersten Besuch; so alle zwei Monate etwa
kehrte ich im Weiherweg in Basel ein, und wir
unterhielten uns immer aufs köstlichste, und nie
ließ er mich gehen, ohne daß er für meine Kinder
Schokolade, für meine Frau Tee oder Kaffee
und für mich ein Päckchen Stumpen und einen
Bündel von diesen Sonntagsausgaben der Züri-

wiesen. Und er freute sich jedesmal über meinen
Besuch, und wenn einmal die Pausen zwischen
diesen Besuchen länger waren, so fragte er mich
gleich mit leisem Vorwurf über den Grund meines
Fernbleibens. Besonders schön empfand ich
seinen Lebensbericht bei einem meiner letzten
Besuche, der damit schloß, daß er zusammenfassend
sagen konnte er könne ruhig einmal von
dieser Welt scheiden, da er sich bemüht habe,
mit allen Menschen in Frieden auszukommen
und darüber hinaus auch, wo er es vermocht
habe, seinen eigenen Verwandten und anderen
Leuten durch Guttaten Freude zu machen. Und
das war auch so, ich hatte es ja selbst erfahren
dürfen, und man mußte diesen guten alten Herrn
liebhaben. Er hat dann tatsächlich die Vollendung
des 90. Lebensjahres feiern dürfen, aber als ich
bald darauf einmal wieder in die Weiherstraße
in Basel kam und eben läuten wollte, da stand
am Klingelschild ein anderer Name. Also lebte
er nicht mehr, der alte, liebe Herr, und weitergehend
widmete ich ihm ein liebevoll Gedenken.

Aber — als dürfe eine solche geistige Verbundenheit
und Verwandtschaft nicht durch den Tod
abbrechen — da kam ein Brief von Frau Hedwig


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