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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-01/0018
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Die Markgrafschaft



Salm an mich, und ich erinnerte mich, 'wie oft
der alte Herr Fiedler mit Freude und Verehrung
von dieser seiner dichterisch so begabten Nichte
gesprochen hatte, und nun wurde diese Verbindung
von uns Lebenden wieder aufgenommen.
In Badenweiler begegneten wir uns zum erstenmal
, und im Laufe der folgenden Korrespondenz
stellte sich heraus, daß uns sogar verwandtschaftliche
Bande verknüpfen durch einen gemeinsamen
Ahnherrn, den Pfarrer Paul Chehrler
von Binzen, der als bedeutender Dichter seiner

Zeit galt und neben vielen Gelegenheitsgedichten
zwei große religiöse Dichtungen schrieb, die ihn
bekannt gemacht haben.

Kein Wunder also, daß mir schon der alte
Herr Fiedler von allem Anfang an so lieb und
vertraut war, daß neben der geistigen auch noch
eine blutmäßige Verwandtschaft besteht. Und
würde er noch leben, ich würde den alten Herrn
Fiedler bitten, ihn Onkel anreden zu dürfen, wie
Hedwig Salm es tat.

Richard Nutzinger

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Der Landrat Kröger sah von seinem hohen
Haus, daran auf der abgeschrägten Ecke ein
mächtiger Adler gemalt war, aus einem Fenster
auf den geschlossenen Marktplatz hinunter zwischen
den beiden Stadttoren und auf sein Amtshaus
gegenüber: mit einem Blick konnte er alles
wahrnehmen, was sich in seiner Stadt begab. Er
pflegte mit seinen klugen Augen scharf hinter
die Wände zu sehen und lenkte seine hartschädligen
Bauern gerecht dahin, wo er sie haben
wollte.

Er sah den Dingen auf den Grund und fand
noch im Becherboden die schimmernde Perle,
wenn der Wein ausgetrunken war.

In seinem Zimmer hingen Gemälde von alten
und neuen Meistern, denn er war ein Kunstfreund
und Kenner, dabei Waidmann und
Praktikus, der keine Tinte und Papier unnütz
verspritzte, sondern aus dem Ärmel und dem
lebendigen Leben schüttelte, was zu entscheiden
war.

In einer nahen Straße an einem Bürgerhause
waren seit alters zwei blaue Bilder gemalt, links,
wie der Walfisch den Jonas verschluckte und in
seinem Rachen verschwinden ließ, — rechts, wie
er ihn ausspuckte.

„Wie lange hat der Jonas im Walfischbauch
gelegen?", fragte Kröger einen Bürgermeister,
der wußte, daß es eine Prüfungsfrage war auf
Blitz und Witz. Aber er fand keine Antwort.

„Drei Wochen!", entschied der Landrat. „So
lange braucht der Schuster hier, bis er einen
rechtschaffenen Rohrstiefel gefertigt hat". — Der
Bürgermeister wunderte sich, aber er witterte
einen Spaß.

„Seht Ihr: den Jonas hat der Walfisch mit
bloßen Füßen verschluckt; sie schauen noch aus
seinem Maul heraus; und beim Ausspucken tragen
sie' Kanonenstiefel. Also muß im Walfischbauch
ein Schuster gesessen haben!" —

„Dunderblitz!", wunderte sich der Bürgermeister
.

Sein Städtle hatte ein neues Krankenhaus
gebaut, und er dachte, eine Wandmalerei darin
anbringen zu lassen; dazu nahm er die Gelegenheit
wahr, auf Reisen Malereien in anderen
Städten zu besichtigen. Im Krankenhaus der

alten Stadt W. war um diese Zeit ein großes
Freskobild zu sehen, das einen gleichnishaften
nackten Mann in Überlebensgröße darstellte.

„Wie klug von dem Maler", sagte Kröger zu
dem ihn begleitenden Arzt, „daß er Sie gleich
symbolisch zu einer Operation aufforderte!"

„Operation?", fragte der Chirurg betroffen.
„Nicht daß ich wüßte!"

„Nun, — sein Genius hat die großen Zehen
neckisch nach außen gestellt!", lachte der Landrat.

„Und ich bin drei Jahre lang jeden Tag an
ihm vorbeigegangen", sagte der Doktor, „mit
all meinen gelehrten Kollegen, die es bewunderten
, — und ich habe nichts gemerkt; bis da
so ein Laie ..."

„Sagen Sie's ruhig: hergeloffen kommt! —
Dafür bin ich auch der Landrat", sagte Kröger
ernsthaft. Ludwig Finckh.

Gute Antwort

In Segringen im Wirtshaus klagte ein Krämer
über seinen Sohn, daß er ihm so viel Geld durchbringe
und doch zu keinem Geschäft zu gebrauchen
sei. „Ganz recht", sagte darauf der liederliche
Zirkelschmied, dessen sich der Leser noch
aus dem Kalender von 1810 erinnern wird; „so
ein Einkommen", sagte er, „wie das Eurige ist,
braucht zwei Schelme, einen, der es erwirbt, und
einen, der's vertut". Dem anwortete der Krämer:
„Da macht Ihr eine artige Bemerkung, Zirkelschmied
! Es ist mir schon lange vorgekommen,
in Euren Schuhen gehe ein zweifacher Spitzbub,
denn was Ihr vormittags in der Werkstatt verdient
, das versauft Ihr nachmittags im Wirtshaus
selber, und wenn man's Euch gibt, noch mehr
dazu". J. P. Hebel

Herausgeber: Hebelbund Lörrach und Müllheim (Baden)
Gesamtredaktion: L. Börsig, Müllheim
Verantwortlich für den Lönacher Heimatteil: Max Demmler

Telefon: Lörrach 2900 — Müllheim 358
Anzeigen-Annahme: F. Wolfsberger, Müllheim, Wehrgasse 3
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Druck: Markgräfler Druckerei, Müllheim (Baden)

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