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Die Markgrafschaft
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weiternden völkerkundlichen und medizinischen
Studien.
Schon der Titel der. Doktorarbeit zeigt, daß
ein „Studierter" darob seine Heimat nicht vergessen
muß; er schreibt über „Die Tierwelt der
Schwarzwaldseen''. Das Leben der Fische und die
Seenforschung beschäftigen ihn dann 1913 bis
1926 als Assistent der Biologischen Versuchsanstalt
für Fischereiwesen am Chiemsee und als
Wissenschaftlicher Leiter des Institutes für Seenforschung
in Langenargen am Bodensee. Viele
Artikel aus jenen Jahren berichten über seine
Arbeit, aber auch geologische und vogelkundliche
Aufsätze entstehen bereits in dieser Zeit. Auch
der Weltkrieg, den Dr. Scheffelt von 1914 bis
1919 mitmacht, unterbricht die schriftstellerische
Tätigkeit nicht: völkerkundliche Beobachtungen
aus Osteuropa finden ihren Weg in die Heimat.
Von 1926 ab weilt Dr. Scheffelt dann wieder
in Badenweiler. Und nun mehren sich die Themen,
die der Markgräfler Heimat gewidmet sind.
,,Z' Staufen uffem Märt" wie ,,z' Bürgle uff
der Höh", droben auf dem Blauen wie drunten
am Rheinstrom, ist er zu Hause in „unseres1 Herrgotts
Sonntagsstube", in unserem Markgräfler-
land.
Viele Ehrenämter wurden ihm im Laufe der
Jähre angetragen. Mehrere Jahre war er Vorstand
des Gesangvereins Badenweiler und Obmann
des Unteren Markgräfler Sängergaues. Als
Gemeinderat stand Dr. Scheffelt in den Jahren
1931 bis 1936 und darüber hinaus als Waldmeister
bis 1944 im Dienste seines Heimatortes. Als Bezirkspfleger
für Ur- und Frühgeschichte von 1929
bis 1950 war er zugleich Betreuer der Römischen
Badruinen in Badenweiler, deren Bedeutung er
vielen Fremden und Einheimischen nahebrachte.
Sein liebstes Amt war wohl das des Vorsitzenden
der Ortsgruppe Müllheim-Badenweiler des
Schwarzwaldvereins, dessen Ehrenvorsitzender er
nach der Neugründung wurde. Kein Weg auf
seiner Wanderkarte der Umgebung Badenweilers,
den er nicht selbst erwandert hätte, keine Angabe
in dem unter seiner Mitarbeit oft neuaufgelegten
„Führer von Badenweiler", die er nicht selbst
überprüft hätte. Und seine Bücher sind gleichfalls
Zeugen unendlicher Heimatliebe, so etwa „Die
Vogelwelt unserer Heimat" (Herder 1928), „Badenweiler
in Vergangenheit und Gegenwart" (1933),
„Der Kurpark von Badenweiler" (1936), „Aus
der Geschichte des Dorfes Lipburg - Sehringen"
(Festschrift zum 1200. Geburtstag des Dorfes,
1954) und als neuestes „Der Neuenfels" (1954).
Nun ist dieser Schaffens- und lebensfrohe
Mann siebzig Jahre alt. Doch möchte er das Wort
„alt" nicht gern hören — ein Zeichen, wie ungebrochen
die Geisteskräfte des Jubilars noch
sind, wenn er auch manchen Tag an seine Studierstube
gefesselt ist. Und noch immer ergeht sein
Ruf an alle Freunde der Heimat: Bleibt der Heimat
treu — öffnet Augen und Herzen für ihre
Schönheiten — schöpft eure Kraft aus ihrem
Reichtum! So mag am Schluß dieser Zeilen der
Dr. Ernst Scheffelt
Wunsch stehen, daß dem Freunde des Mark-
gräflerlandes noch manches Jahr vergönnt sein
möge, im Dienste der Heimat zu schaffen und zu
forschen, auf daß viele ihm noch danken dürfen,
den Weg zur Heimat gefunden zu haben, wie es
der Verfasser dieser Zeilen hiermit tut.
J. Helm
Wo in Feld und Flur die Vöglein singen,
stockt mein Schritt, und zögernd steh ich stille,
lausch dem Lied in tausendfacher Fülle,
meinend, abertausend Flöten gingen
durch mein Ohr und alle Stimmen hingen
wohlverteilt in Busch und Baumes Hülle,
wo sie eines Dirigenten Wille
brächte zu so vielfach-ein'gem Klingen.
Doch schon werden neue Bilder mächtig,
und ich folge ihnen ohne Klagen.
Sind die Tage so erlebnisträchtig,
muß man raschen Wechsel hurtig wagen!
Sieh! dort drüben! Ist dies Land nicht prächtig,
wo die Hügel goldne Reben tragen?
Aus dem „Sonettenkranz" von J. Helm,
Dr. Ernst Scheffelt zum 70. Geburtstag
gewidmet.
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