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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-02/0009
Die Markgrafschaft

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ren der Geistlichen und anderes mehr. Denn der
neue Markgraf bedarf seiner Landvögte zu den
von ihm auf große Sicht geplanten militärischen
Aufrüstungen. Christoph zeigt sich des Vertrauens
würdig und verwaltet seine verantwortungsvollen
Ämter „mit Sanftmut und milde". Besonders
erfreut ist er über die durch Georg Friedrich
betriebene Rückführung der Kirche zum lutherischen
Bekenntnis, weil ihm diese Gottesdienstordnung
wieder eine reichere Betätigung auf der
Orgel gestattet. Er war indessen in dieser seiner
lieben Musika nie müßig gewesen und mit seinem
Heilbronner Oheim in dauernder brieflicher Verbindung
geblieben, und eines Tages erlebt er es
zu seiner großen Freude, daß jenes große
Tabulaturwerk des Organisten Johannes Woltz,
an dem er so fleißig mitgearbeitet hatte, nun
gedruckt erschien, und in dem Vorwort war seiner
in Dankbarkeit und Liebe gedacht und er als
großer Orgelmeister gepriesen. Dieses Tabulaturwerk
ist neben der übrigen Bücherei des Christoph
Leibfried auf der Basler Universitätsbibliothek
aufbewahrt.

Im häuslichen Leben der Leibfrieds war zwar
bei der großen Kinderschar bisweilen Schmalhans
Küchenmeister, und verschiedene Eingaben des
Christoph um Erhöhung seiner Kompetenzen
blieben erfolglos. Aber die rührige Frau Dorothee
hatte sich einen kleinen Nebenverdienst dadurch
zu verschaffen gewußt, daß sie in ihrer Wohnung
auf der Vorburg eine Apotheke im Kleinen eröffnet
hatte, darin es allerhand Heiltränklein,
Pillen und Pülverlein zu kaufen gab. Und sie
hatte guten Zuspruch, dieweil die ganze Bevölkerung
großes Vertrauen in die Heilkunde der Frau
Landschreiberin setzte. Diese pharmazeutischen
Kenntnisse hatte sie wohl von ihrem Großvater
mütterlicherseits überkommen, der auch in
Tübingen Arzt gewesen war und bei dem sie als
Kind besonders gern geweilt hatte. Ihre Mädchen,
die nun schon keine Kinder mehr waren, gingen
ihr in Haus und Wald tüchtig zur Hand. Die
Älteste, die der Mutter Namen trug, zog zu den
Großeltern nach Tübingen, die ihr einen braven
Mann gesucht hatten. Auch die zweite mit Namen
Anastasia verehelichte sich, und zwar mit dem
Burgvogt von Rötteln, derrf Jakob Zangmeister.
Für die Weiterbildung seiner Söhne war Christoph
eifrig besorgt, und wohl mit der Unterstützung
der Basler Freunde war es ihm möglich, sie auf
der dortigen hohen Schule studieren zu lassen.
So durfte der vierzigjährige Christoph es erleben
, und er wußte es mit aufrichtiger Dankbarkeit
gegen Gott zu schätzen, daß er — nun auf
der Höhe seines Lebens — auch auf der Höhe
seines Glücks und seiner verantwortungsvollen
Wirksamkeit stand.-Jedermann im Lande schätzte
den Landschreiber ob seiner Umsichtigkeit und
Milde, die doch gleichwohl niemand auszunützen
wagte. Auch einen Studienfreund aus der Tübinger
Zeit zog er als Geistlichen ins Markgräfler-
land, den Martin Mauritii, der zu Hauingen
Pfarrer ward, und der mußte es lobend anerkennen
, daß noch zu keiner Zeit die den Hauinger
Bürgern auferlegte, höchst widerliche Pflicht so
selten habe ausgeübt werden müssen, die zu

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Christoph Leibfried an der Orgel

Hotteln hingerichteten Malefikanten auf ihrem
Friedhof zu bestatten, da offenbar Christoph als
Gerichtsherr sehr sparsam mit Todesurteilen
umging.

Allein die vom Markgrafen mit Ernst und
Eifer betriebenen militärischen Zurüstungen ließen
auf einen baldigen Krieg schließen, der den
Eingeweihten schon in der Luft zu liegen schien.
Auch auf Burg Rötteln wurden Befestigungsanlagen
unter Aufbietung aller verfügbaren
Kräfte geschaffen, und zu Christophs Leidwesen
stiegen die Kontributionen, die er einzuziehen
hatte, um ein Beträchtliches. Der ahnungsvolle
Markgraf sollte nur* zu sehr Recht behalten. Jener
unselige dreißigjährige Krieg brach aus, in dessen
ersten Jahren Georg Friedrich in unverbrüchlicher
Treue zur protestantischen Sache und als
einer ihrer fähigsten Köpfe an der Seite des
Pfälzer Kurfürsten kämpfte und zwei schwere
Niederlagen erlitt. Um sein eigen Land vor Verwüstung
zu bewahren, übergab er die Herrschaft
seinem Sohne Friedrich. Dieser Rücktritt hinderte
den Kaiser jedoch nicht daran, die Markgrafschaft
mit seinen Truppen zu belegen und
die markgräflichen Lande zur Rückkehr in die
katholische Kirche zu zwingen. Allein Friedrich
blieb seinem protestantischen Glauben treu und


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