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Die Markgraf Schaft
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immer tieferes und rettungsloseres Versinken in
die Preisgegebenheit erfolgen. Es vollzieht sich
vor unseren Augen ein unabwendbares Schicksal,
das schließlich dahin führen muß, das uns nun
noch zu schildern bleibt.
Es erhält aber sein versöhnendes Moment dadurch
, daß es zum tragischen Schicksal wird; daß
•durch Schuld und Führung nicht die Hoffnung
auf einen endlichen Sieg gelöscht ist. Einst wird
die preisgegebene Stadt sich aus den Trümmern
wieder erheben, nicht nur aus den Trümmern
ihres eigenen Gemäuers, sondern aus den Trümmern
eines ganzen Zeitgefüges, und sie wird ihre
eigentliche Bestimmung erfüllen, Bindeglied und
Brücke zwischen den jungen Völkern einer neuen
Zeit zu sein. K. S.
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Wenn man von Badenweiler aus nach Südwesten
wandert, etwa auf der schönen Straße in
Richtung Sehringen—Kandern, erblickt man zur
Rechten einen Berg, dessen Flanken im Herbst
rot und golden schimmern, das Hörnle. Hinter
diesem aus Jurakalk aufgebauten Waldberg liegt
das stattliche Dorf Feldberg, das im Markgräfler-
land einen guten Namen hat. — Warum aber
lautet sein Name gerade so wie der des höchsten
Schwarzwaldberges?
Feldberg im Schwarzwald soll „Feld auf dem
Berg" bedeuten, Feld im Sinne von freiem, waldlosem
Land, Weidefeld. Unser Dorf aber hieß
früher Velperg, Veldperc oder Veldtberg, das
Wort „Feld" steckt also nicht drin. Ein alter
Gewann-Name südlich des Ortes heißt „Pfilb".
Pfilben oder Felben aber sind Weiden, also wird
der Name Feldberg mit Weidenberg gleichzusetzen
sein. Nicht weit vom Gewann Pfilb entspringt
der Gennenbach, an dessen Ufern jetzt
noch Korbweiden gepflanzt werden und der durch
die Häusergruppe Gennenbach führt, die zur
Gemeinde Feldberg gehört. Genno war ein alemannischer
Vorname, Gennenbach ist später auch
Familienname geworden.
Ein anderer Filialort Feldbergs liegt in einem
anmutigen Tälchen westlich des Hörnle, Rheintal
. Vom Rheinstrom kann der Name unmöglich
abgeleitet werden, der Name Rintel, so wie er
von den Einheimischen ausgesprochen wird, gefällt
uns besser. Es gab auch einen Vornamen
Rindo oder Rindolt. Das kleine Frauenkloster,
das im 13. Jahrhundert dort stand, wurde früh
nach Müllheim verlegt.
Am südlichen Abhang des Hörnle liegt die
Alpenaussicht, von der aus man — wenn man
Glück hat — ein Stück der Berner Alpen sieht.
Darunter breitet sich die Feldberger Hexmatt,
auf der nachts die Hexen tanzen. Sie haben
feurige Augen und trinken Rotwein. In Wirklichkeit
wird der Name der Wiesen auf einen
Alemannen namens Hesso (Hasso, Hezzo) zurückzuführen
sein, der duch fleißige Waldrodung
jene Matten und auch die auf der Sehringeii Seite
schuf (der Familienname Heß ist in Südbaden
häufig, kommt auch in Feldberg vor). Auch an
Hexenringe hat man gedacht, an die ringförmige
Anordnung junger Pilze, deren Mittelpunkt der
Standort des vorjährigen Pilzes ist.
Das Dorf Feldberg wird in deutschen Urkunden
im Jahr 890 erstmalig genannt, ist also eine
sehr alte Siedlung. Ein Ururenkel Karls des
Großen, Arnulf von Kärnten, wurde im Jahre
888 zum deutschen König gewählt und hielt
Reichstag in Regensburg. Bei dieser Gelegenheit
schenkte er seinem Vasallen, dem Ritter Egino,
in weit auseinanderliegenden Ortschaften Grundbesitz
und Rechte. In Feldberg scheint Egino ein
Bauerngut bekommen zu haben, vielleicht 'mit
einer Mühle, dem Fischwasser und anderem Zubehör
. Einen anderen Besitz erhielt er zu Vögis-
heim. König Arnulf, ein mächtiger Kriegsmann,
starb 899 in Regensburg und hinterließ das Reich
seinem unmündigen Sohn, der als „Ludwig das
Kind" in die Geschichte eingegangen ist. Unter
der schwachen Regierung dieses Knaben entsteht
ein heilloses Durcheinander in Deutschland, jeder
Adelige und jeder Graf sucht sich zu bereichern,
die Stammesherzöge werden fast selbständig.
Das germanische Bauerntum zahlt die Zeche,
doch gerade im Markgräflerland kann sich freies
Bauerntum noch leidlich behaupten.
In diesen unruhigen Zeitläuften haben auch
die Breisgaugrafen, die Bertholdinge, Macht und
Ansehen gewonnen. Sie gründeten im Jahre 997
das Kloster Sulzburg und spalteten sich um das
Jahr 1061 in die Linie der Herzöge von Zähringen
und in die der Markgrafen von Baden.
Zum Machtbereich der letzteren gehörte von nun
ab Feldberg mit dem Eggener Tal, Kandern usw.
Es ist das die spätere Herrschaft Sausenberg. Ein
Zweig der Markgrafen regierte später selbständig
auf dieser Herrschaft und erwarb durch Heirat
die Herrschaft Rötteln hinzu (1315). Die nördlich
von Feldberg gelegene Herrschaft Badenweiler
hingegen blieb zähringisch bis 1218, kam
dann an die Grafen von Freiburg und an andere
Geschlechter, bis sie 1444 mit Sausenberg-Rötteln
vereint wurde. Feldberg ist also „altbadisch" im
besten, ältesten Sinne.
Die Bewohner des Ortes unterstanden einem
Bauerngericht, dem Ding, das zu Obereggenen
dreimal im Jahre tagte, Recht sprach, kleinere
Frevel sühnte, Verkäufe und Grundstücksstreitigkeiten
regelte. Das große Gericht (über Mord,
Totschlag, Aufruhr und so weiter) gehörte dem
Markgrafen. Dingrichter war lange Zeit der
Probst von Bürgeln. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg schlief dieser germanische Rechtsgebrauch
ein. Der Bauer mußte Abgaben leisten an den
Probst von Bürgeln, besonders aber an den
Landesherren, den Markgrafen. Ihm mußten die
Bauern frohnen, die herrschaftlichen Matten bei
Malsburg mähen, die Herrschaftsreben. bauen, -
bei den Jagden als Treiber dienen und so weiter.
Selbstverständlich mußte auch Kriegsfolge geleistet
werden. Obwohl die Steuern beträchtlich
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