Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-03/0015
Die Markgrafschaft

13

er ein Blappert und von Ferkeln das Zehnte.
Wiesen und Äcker hat er nicht zu nutzen, nur
ein Krautgärtlein.

Der Bauernkrieg brachte Unruhen. Wir betonten
schon, daß das Verhältnis zwischen den
Bauern und der Herrschaft bei uns nicht schlecht
war, aber gerade in Feldberg rührte sich ein
unzufriedener Mann namens Utz, der ein langes
Schwert mit Muschelknauf trug und die Bauern
aufwiegelte. Er wurde im Jahre 1517 schon unschädlich
gemacht. 1525 brach der eigentliche
Bauernkrieg aus. Die Aufständischen bemächtigten
sich der Schlösser Rötteln, Sausenburg und
Badenweiler, wo sie aber wenig Schaden anrichteten
. Schlimmer betroffen wurden, die Klöster
Bürgeln und Sitzenkirch; mancher Feldberger
wird da bei der Plünderung ein wenig mitgeholfen
haben eingedenk der harten Besteuerung,
die der Abt von St. Blasien den Bauern von
jeher auferlegt hatte. Im übrigen war das Einvernehmen
zwischen Herrschaft und Bauern
schon im Spätherbst 1525 wieder einigermaßen
hergestellt.,

(Schluß folgt.)

Noch einmal:

fcae Oefedjt auf bec ©djetbetf

Darstellungen beider Parteien

Es bedarf gar keiner Begründung, weshalb
die Beurteilung der politischen Vorgänge der
letzten dreißig oder vierzig Jahre durch die verschiedenen
Menschen ganz verschieden ausfällt.
Man sollte aber annehmen, daß Vorgänge, die
vor hundert Jahren die Gemüter erregten, heute
abgeklärt sind. Doch ist dem nicht immer so. Der
Grund liegt darin, daß wir in Deutschland seit
der Gründung des Kaiserreiches im Jahre 1870
schon mehrmals die Staatsform gewechselt haben.
Ein Beispiel dafür ist die Darstellung der Ereignisse
in den Jahren 1848/49 in Baden. Für das
Kaiserreich war es das „tolle" Jahr. Die Weimarer
Republik dagegen schaute voll Stolz auf
jene Männer. Das nationalsozialistische Deutschland
hatte für das Werk von 1848/49 nichts
übrig.

Greifen wir einen Einzelfall heraus: das Gefecht
auf der Scheideck am 20. April 1848, inj dem
General von Gagern fiel. General von Gagern
führte die Regierungstruppen gegen die Aufständischen
, die sich unter Führung von Hecker
bei Kandern aufhielten. Es ist damals viel und
vielerlei geschrieben worden über den Tod des
Generals. Es sollen deshalb hier diejenigen zu
uns sprechen, die persönlich an diesem Gefecht
teilgenommen haben. Zuerst aus dem Bericht des
den Truppen beigegebenen Civilkommissärs, Regierungsrat
Stephani, die am Abend des Gefechtstages
geschriebenen folgenden Sätze:

„Wir sind morgens drei Uhr nach Kandern
von Schliengen aus aufgebrochen, ein Bataillon
Hessen, ein Bataillon vom Leibregiment, * ein
Bataillon vom zweiten Regiment,, zwei oder drei
Schwadronen Dragoner und Geschütze. Vor Kandern
erfuhren wir, daß die Rebellen das Städtchen
noch besetzt hielten. Ich ■ ging allein mit
einem hessischen Hornisten hinein, obgleich man
mich vor dem ersten Hause nicht durch die Vorposten
lassen wollte.

Ich ließ den Kommandierenden rufen, es war
Literat Kaiser aus Konstanz. Er versprach, mich
zu Hecker zu führen. Wir gingen ihm fast durch
den ganzen Ort nach, wo es hieß, er sei mit 600
Mann bereits abgezogen. Dies, sowie die Wahrnehmung
, daß ihre zwei Kanonen (vielmehr
Böller) mit der Kasse und dem Pulverwagen,

alles schlechte Karren, noch unangespannt waren,
veranlaßte mich, vor dem Rest der Truppen,
ungefähr 200 Mann, die Aufruhrakte zu verkünden
und sie aufzufordern, die Waffen niederzulegen
. Ungefähr fünfzehn bis zwanzig antworteten
mit Nein, die anderen waren still.

Zu unseren Truppen zurückgekehrt, erklärte
ich dem General von Gagern, daß nun sein Amt
beginne, teilte ihm aber die mir gewordene Nachricht
mit, daß wir oben auf der Scheide des
Berges durch Scharfschützen, die rechts und links
im Walde aufgestellt seien, empfangen werden
würden. Mit Eifer ging das ganze Korps vor;
oben am Berge gegen Schlechtnau (Stephani
meint Schlechtenhäus) zu ritt von Gagern und
Major Kunz noch an der Spitze der Kolonne. Da
trat Hecker vor und meinte, man solle auf seine.
Leute nicht schießen lassen, v. Gagern erwiderte,
daß Leute ohne Waffen geschont würden, andernfalls
nicht.

Hecker zog sich zurück, und in dem Augenblick
begann der Kampf. Der Edle von Gagern
fiel sogleich; er ist tot und wir führten die Leiche
in einem Wagen mit. Wir werden ihm in Freiburg
die letzte Ehre erzeigen".*

Und wie berichtet die Gegenseite? In Heckers
Buch „Die Erhebung des Volkes in Baden im
Frühjahr 1848" lesen wir über die Begegnung
von Gagerns mit Hecker:

„Ich traf mit Gagern auf der Mitte einer vor
der Stadt Kandern befindlichen Brücke zusammen
, wo er mich anredete: „Sie, das heißt die
Republikaner, müssen die Waffen niederlegen",
was ich natürlich ablehnte; darauf fuhr er fort:
„Sie sind ein gescheiter Mann, aber ein Fanatiker
", worauf ich erwiderte: „Wenn die Hingebung
für die Befreiung eines großen Volkes
Fanatismus ist, dann gibt es aber auch einen
Fanatismus auf der anderen Seite, dem Sie
dienen; übrigens bin ich nicht hier, um hierüber
zu streiten, sondern frage, ob Sie mir sonst etwas
mitzuteilen haben". Hecker begab sich zu seinen
Leuten, die Truppen folgten. Die Aufständischen
versuchten, die Truppen auf ihre Seite* zu bringen
. Hecker berichtet weiter: „Schon traten aus
den vordersten Reihen der Hessen acht bis zehn
Soldaten vor, offenbar in der Absicht friedlicher


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-03/0015