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Die Markgrafschaff
Begegnung. Als dies bemerkt wurde, ritt Gagern
vor, einer oder mehrere Oberoffiziere begaben
sich ebenfalls vor. Die Soldaten traten in die
Reihe zurück, nachdem er ihnen etwas zugerufen
hatte; Feuer wurde kommandiert, ein Peleton-
Feuer erfolgte, und nun erst schoß man republi-
kanischerseits . . . Erst nachdem gagernscherseits
gefeuert worden, feuerten unsere Leute, es fiel
Gagern, und fast gleichzeitig mit ihm fielen noch
andere verwundet oder tot, das konnte ich nicht
entscheiden".
Und nun möge noch der in Stephanis Bericht
genannte Kaiser zu Wort kommen. Er schildert
die Ereignisse etwas ausführlicher als Hecker,
doch sollen nur die auf von Gagerns Tod bezüglichen
Sätze hier Platz finden:
„Ich sah den gegen die Geschütze vordringenden
badischen Offizier wild mit dem Säbel gegen
unsere Artilleristen hauen; hörte wiederholtes
Feuerkommando in den gegenüberstehenden
hessischen Reihen, sah einen Schuß im zweiten
oder dritten Gliede der Soldaten fallen, an deren
linker Flanke sich bereits v. Gagern mit geschwungenem
Säbel zurückzuziehen begann, als
in unserem Zentrum die Schüsse krachten, die
den badischen Offizier wie dessen Pferd niederwarfen
. . . Fast gleichzeitig mit dem badischen
Offizier, der unser Centrum mit dem Bajonett
forcierte, vor dem Fähnlein der Constanzer Musketiere
, an der Seite, und nicht vor der Front
seiner Leute, fiel General v. Gagern, das Schwert
in der Hand, nachdem bereits Blut auf seinen
Befehl vergossen worden war.
v. Gagern starb nicht gemeuchelt, sondern
während er seine Truppen zum Angriff trieb,
den Tod eines kühnen Soldaten, der vielleicht
aus militärischem Vorurteil seine Gegner zu sehr
verachtet hatte. Tief hat mich v. Gagern durch
sein rücksichtsloses, schroffes Betragen erbittert,
aber dennoch konnte ich nicht umhin, zu bedauern
, daß ein so ausgezeichneter Offizier in
solchem Amte durch die Hände seiner Mitbürger
fallen mußte".
Seit uns Dr. Fischer in der Oster-Ausgabe
1953 der „Markgräüer Nachrichten" den Eintrag
im Müllheimer Kirchenbuch über die Beisetzung
des Generals v. Gagern mitteilte, ist auch eine
andere Frage geklärt. Es handelt sich um einen
Stich, der die Leiche des Generals aufgebahrt
zeigt. Es konnte nicht der Kanderner Friedhof
sein, den das Bild zeigt. Daß es Müllheim war,
wußten wir damals nicht, als aus Hessen eine
Anfrage kam, ob es sich auf dem Bilde um den
Kanderner Friedhof handle, v. Gagern wurde am
23. April in Müllheim beigesetzt; aber schon am
29. April wurde die Leiche auf Wunsch der Familie
ausgegraben, um in der Familiengruft zu
Hornau bei Frankfurt beigesetzt zu werden.
A. Eisele
Hott» cm eün&efall
Wu Adam un» Eva us em Paradies nus gwiese
.wore sin, do het's Elend agfange. Iberal het's
gfehlt; denn im Paradies hen sy jo allis gha, was
sie bruucht hen un hen sich um nit z'kümmere
bruuche! Aber jetz, o letz! Dr liäb Gott hetene
wohl Fürtüechli gmacht für's Nötigsti, aber kai
Schueh un kai Strümp! Dr Bode im Paradies
isch scheen glatt un ebe un die Weg sin alli mit
feinem Sand gstreit gsi. Aber dusse het's kaini
Weg ge, bloß stainigs Land; un kai Schnieder un
kai Schuester het's ge. Un do hen dene zwai bal
d'Füeß agfange schmerze un z'bluete. Un des het
d'Schlange gsehne, wu aigentli schuld gsi isch an
ihrem ganze Elend; denn die isch niedig uf si gsi
un het gmeint ka, es gieng dene zwai im Paradies
viel z'guet. Wie des Reptil es agstellt het,, daß die
zwai nusgstoße wore sin, isch jo bekannt. Un jetz,
wu sie die zwai barfüeßig un vor Müedigkeit un
Schmerze uf eme Stai sitze gsehne het, het sie
denkt: So chamer die zwai nit rumlaufe lo un
isch hinter eme Ghürscht füregschliche kumme,
het si fründli ablinzelt un gsait: „Meine Lieben,
es ist nicht gut, daß ihr auf dem rauhen Boden
die Füße zerschindet, ist auch gar nicht notwendig
, ich will euch Schuhe geben!" Aber Adam un
Eva hen vu dere garstige Schlange nit welle wisse
un hen gsait: „Mir wenn vu dir nit meh, denn du
bisch schuld an allem; hätte mir din Epfel nit
gnume un dervo gesse, do wäre mir jetz no im
scheene Paradies. Huchh! jetz friert's uns un
düen uns die wunde Füeß weh!" Do sait aber
d'Schlange: „Eben darum braucht ihr Schuhe!
Geht nur nach Hause, ihr werdet dort welche
finden!" Un e Wili druff, wu sie sich äweng us-
grueht gha.hen, hen sie sich langsam zue ihre
Hütte hiigschleppt, wu sie sich notdürftig zämme-
zimmeret hän. Wu sie nächer hü kumme sin, hen
si vu witem am Igang e bar ganz neui Stiefel vu
glänzigem Leder für de Adam un e bar — wie's
jetz haißt — „reizende Stiefeletten" für d'Eva
dert stoh gsehne, die so nett gsi sin, wie's sidder
her kaini meh gmacht wore sin. Un do hen de
Eva ihre Auge agfange z'glänze un do het sie
gsait: „O wie scheen, o wie nett, die will ich gli
probiere!" Aber do sait der Adam: „Nix do, ich sag
der, loß die Schueh stoh, sie sin vu der Schlange
im die het uns schon emol agschmiert!" „O du
dume Lappi, du", sait d'Eva, „mer bruuche doch
Schueh, un schenere un bessere könne mer niene
übercho, lueg doch emol her! Ich glaub, d'Schlange
het dodermit gwiß allis wieder guetmache welle!"
Adam sait aber dunderschießig ufgregt: „Ich will
aifach nit vu de Schlange!" Do packt d'Eva hand-
umkehr die Stiefele, schlupft ni, macht e bar
Schritt fürsi, hintersi, fürsi, fangt a z'tanzel um de
Adam rum, rennt um d'Hütte rum un rüeft all-
wil: „Ach die chosperi Schueh!" Adam luegtere
nooch un luegt dno uff sini Stiefel un denkt: Ha
nu, emol probiere chammer sie jo! un schlupft
miner Seel in d'Stiefel. Un do het'r sich uf aimol
viel wohler gfüehlt. Un vu dert a het er mit siner
Eva higoh könne, wuhii sie hen welle, un d'Füeß
henene nimmi weh due, un sie hen siddem un-
gheit uf schlechte Weg go könne un hen's kuum
gmerkt. Un des het d'Schlange grad ha welle.
H. J. Kl.
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