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Die Markgrafschaft
Heimat gab ihm den Stoff, und die schöpferische
Kraft seines reinen und reichen Gemütes
formte sie. Darum sprechen uns seine
Verse auch so an, und sind imstande, uns etwas
zu geben; sie sind die begnadeten Geschöpfe seines
gesegneten Innenlebens. Und aus diesem
Grunde hat Hebels Werk bei seinem Volk auch
eine so warme Aufnahme gefunden.
Mit herzlicher und tiefer Dankbarkeit feiern
wir deshalb seinen Geburtstag, und es soll uns
allezeit eine liebe Pflicht sein, sein Leben und
Werk zu ehren und dafür einzustehen, damit es
uns und auch den kommenden Geschlechtern als
ein helles Licht und wärmendes Feuer durch
allen Wandel und in allen Fährnissen der Zeit
erhalten bleibt. Fritz Wolfsberger
(Schluß.)
Die Folge der Glaubensspaltung war der
Dreißigjährige Krieg, da hat Feldberg viel gelitten
, die Dörfer der Herrschaft Badenweiler
aber noch mehr. Die erste kaiserliche Einquartierung
kam 1627 nach Feldberg und Obereggenen.
1628 brachte zwar Erleichterung, doch wafen die
Trauben so hart und sauer, daß man sie mit dem
Holzschlegel zerstoßen mußte. 1629 kam die Pest
hinzu und 1630 die ersten Kämpfe zwischen
Kaiserlichen und Schweden, wobei letztere zunächst
siegten. 1633 kamen kaiserliche Truppen
in großen Mengen ins Markgräflerland. Feldberg,
Kandern und Auggen wurden geplündert, Weil
verbrannt. Am 26. April machten die kaiserlichen
Truppen einen vergeblichen Handstreich auf
Schloß Badenweiler, das noch eine markgräfliche
Besatzung hatte; bei ihrem Rückzug verbrannten
sie Niederweiler, Zunzingen und Müllheim. Im
gleichen Monat wurden in Kandern zwanzig Gebäude
verbrannt, wobei 21 Personen umkamen,
meist Flüchtlinge. Dann wurden die drei Schlösser
Rötteln, Sausenburg und Badenweiler endgültig
eingenommen. Die Truppen plünderten
schrecklich und zwangen den armen Bewohnern
schwere Kriegslasten auf. Mord und Brand,
Schändung und andere Greueltaten kamen täglich
vor, die Leute flüchteten sich in die Wälder,
wo viele im größten Elend starben, wo aber auch
Kinder geboren und getauft wurden. Wer es
irgend ermöglichen konnte, floh nach Basel. Wir
wissen, daß Michel Georg Roßkopf von Feldberg
bei einem Ratsherrn Essig in der hilfsbereiten
Rheinstadt Unterkunft gefunden hat.
Im Juni 1633 griffen die Schweden, vereinigt
mit den Truppen des Markgrafen, kräftig an und
nahmen den Kaiserlichen die ganze Landschaft
zwischen Breisach und Säckingen/Waldshut wieder
ab. Die Einnahme von Breisach selbst gelang
den Feldherren indessen nicht. Nach ihrem großen
Sieg bei Nördlingen (September 1634) bekamen
die Kaiserlichen wieder Oberwasser und
setzten einen Doktor Klingelin als Verweser des
Markgräflerlandes ein. Feuerbach wurde verbrannt
, die Pest wütete im Kandertal und in den
vorderen Dörfern, der Höhepunkt des Elends
war erreicht. Die Dörfer waren fast menschenleer
, von der Bebauung der Äcker konnte keine
Rede sein, die Soldaten hausten bestialisch. Doch
der evangelische Prinz Bernhard von Weimar
hatte wieder ein Heer aufgestellt, eroberte die
Städte am Hochrhein und kam im Januar 1637
in unsere Gegend. Im März 1638 eroberte er
Rötteln und Badenweiler, dann Freiburg, aber
erst im Dezember dieses Jahres ergab sich Breisach
nach heldenhafter Verteidigung, die den
Einwohnern schauerliche Lasten und Leiden auferlegt
hatte. Ruhige Zeiten waren aber mit den
schwedischen Siegen noch nicht eingekehrt; das
Feldberger Kirchenbuch, das im Jahre 1639 wieder
beginnt, zeigt es, denn Martin, Martin Eckensteins
Söhnlein, ist zu Basel auf der Flucht getauft
, Bastian Gennenbach zu Kandern „als man
die Flucht dorthin machen mußte", und noch im
Jahr 4643 wird eine Maria Dattlerin zu Neuenburg
getauft.
Der Westfälische Friede im Jahre 1648 fand
ein verarmtes, wüstes Land, in das schon einige
Jahre vor Friedensschluß viel Schweizer einwanderten
, willkommene Helfer beim Wiederaufbau.
In Feldberg sind dies mit Bestimmtheit die
Brunner, Hollenweger und Joner, wahrscheinlich
auch die Schumacher, Neef, Schwab, Stöcklin,
Wiber und andere. Nach 1650 kommen die Familien
Blüß, Blank, Roth, Stocker, Koch, Häff-
liger (jetzt Häfelinger) und Metzger aus dem
,,Schweitzer Land" nach Feldberg.
Zum Wiederaufbau war nicht gerade viel Zeit,
denn schon 1672 begann ein euer Krieg, den man
den holländischen nennt. Aber in der Zwischenzeit
geschah doch einiges, was erwähnenswert ist.
Es galt, zur Abtragung alter Kriegsschulden
außer den gewöhnlichen Steuern noch sogenannte
Schätzungen zu bezahlen. Die auf Feldberg entfallene
Summe betrug jährlich 22 Gulden
32 Kreuzer, während Obereggenen nur auf 15
Gulden 37 Kreuzer geschätzt war. Auggen und
Tannenkirch standen im Sausenharder Viertel
mit 34 Gulden an erster Stelle.
1663 begann der Reichskrieg gegen die Türken
und ein Jahr später wurde unser Markgraf
Friedrich VI., ein hervorragender Offizier, Vorsitzender
des Kriegsrates. In seinem Lande förderte
der Fürst das Schulwesen und die Wissenschaft
, er ließ die Schlösser Badenweiler, Rötteln
und Hochberg stark befestigen, damit sie in
Kriegszeiten vielen Landleuten und ihren Familien
Zuflucht gewähren konnten. Langsam hob
sich der Wohlstand, was man in Feldberg daran
merkte, daß Kirchenkollekten zur Förderung des
Durlacher Gymnasiums und zum Wiederaufbau
einer fernen Kirche ganz ansehnliche Summen
ergaben. Auch eine neue Glocke wurde 1667 angeschafft
. Die Kirchenzucht hob sich, alle Personen
gingen zum Abendmahl. Feldbergs Kinder
gingen damals in Obereggenen zur Schule.
Der Krieg, dessen Beginn wir oben andeuteten
, spielte sich zunächst im Elsaß ab, dann, im
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