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Die Markgrafschaft
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Jahre 1674 wurde der Markgraf zum Reichsgene-
ralfeldmarschall ernannt und nahm Philippsburg
ein, trotzdem seine Truppen schlecht ausgebildet
und schlecht versorgt waren. Eine andere rechtsrheinische
Festung, die Frankreich vom Dreißigjährigen
Krieg her noch inne hatte, war Breisach.
Zur Vorbereitung ihrer Belagerung und um mehr
Geschütze und Geld anzufordern, reiste der
Markgraf im Dezember 1677 nach Wien. Dort
erkrankte er und starb vor Erreichung seines
60. Lebensjahres in Durlach.
Er hat es nicht verhindern können, daß die
Franzosen ins Markgräflerland eindrangen und
es brandschatzten. Aus Breisach kam eine Streifpatrouille
nach der andern, im Jahre 1675 wurden
über 10 000 Rationen Hafer, Heu und Stroh,
dazu eine Geldkontribution von 11 000 Gulden
von der Herrschaft Badenweiler verlangt. Rheinweiler
und Bellingen wurden verbrannt, Neuenburg
von den Franzosen erobert und aus strategischen
Gründen dem Erdboden gleichgemacht.
Viele Einwohner unserer Dörfer flohen wieder
nach Basel oder in den Schwarzwald.
Im folgenden Jahr führte der kaiserliche
Feldherr* Herzog Karl von Lothringen das Reichsheer
in unser Oberland und ließ die Truppen
Quartier nehmen zwischen Freiburg und Rhein-
felden.
„Allgemeiner kaiserlicher Landruin" nennt ein
Kirchenbuch unserer Gegend die nun folgenden
Monate. Alles was die Franzosen nicht zerstört
hatten, wurde nun schonungslos geraubt oder zu
Grunde gerichtet, denn man befand sich ja im
Lande eines evangelischen Fürsten. Am schlimmsten
trieben es die Kroaten, die es besonders auf
die Pfarrhäuser und Kirchen abgesehen hatten.
Den alten Pfarrer von Tannenkirch trieben sie
barfuß in den Schnee, die Pfarrer von Kandern,
Feuerbach, Hertingen, Ober- und Niedereggenen
melden arge Greuel. Weil der Pfarrer von Feldberg
von seinen armen Gemeindemitgliedern
nicht zu einem Hochzeltsmahl eingeladen werden
konnte, schickte ihm der Brautvater einen Sechs-
bätzner. „Dafür hab ich mir aus dem Schloß
Badenweyler zwo Maß Wein und ein Laiblein
Brot holen lassen", schrieb der Geistliche. Fleisch
und Wein fehlten den Leuten ganz, überhaupt
war die Ernährung dürftig, denn das Kirchenbuch
verzeichnet. mehrfach „Mangel der Nahrungsmittel
" als Todesursache. Mehrere Menschen
sind buchstäblich verhungert, zum Beispiel
im Spätherbst 1676 „ein Bettelmägdlein" in
Gennenbach. Oft war es kaum möglich, die Toten
zu beerdigen, weil man immer wieder fliehen
mußte. „Magdalena, Baschi Blumens Eheweib,
lag an der hitzigen Krankheit, starb in der
Flucht, da die Franzosen Freyburg erobert, ward
ohne Leichenpredigt und ohne Totenbaum begraben
". Polli Hölstin starb im Herbst, als der
Pfarrer gerade wieder fliehen wollte, „doch tät
ich ihm noch die Leichpredigt". — An Mißhandlungen
starben auch mehrere, zum Beispiel Jörg
Schwalm, ein junger Schmied, „ist von den Franzosen
übel geschlagen worden". Hans Blöchlin,
ein frommer und ehrlicher Mann, ist von „der
kayserischen Armee im Voltel dahinten erwischt
und übel geschlagen", dann wohl mit Gepäck
beladen worden und später zusammengebrochen.
Manche Einwohner Feldbergs haben sich bis
in die Schweiz durchgeschlagen, sind aber dort
gestorben und nachträglich, soweit es dem Pfarrer
bekannt wurde, ins Kirchenbuch eingetragen.
Von einigen weiß man, daß sie in Liestal begraben
sind, zum Beispiel Gregory Fritz, „seines
Handwerks ein Weber, war lange Jahre Sigrist,
starb in der Franzosen Flucht im Julio zu Lichtstal
, wo er auch begraben liegt. Gott gebe ihm
eine fröhliche Auferstehung". Michel Joner starb,
84 jähr ig, in Zofingen, ein anderer „weit droben
in der Schweiz". Mehrere kehrten aus der
Schweiz zurück und starben an Entkräftung in
Wuebeufpfooctf
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Unfer UolF vo inne s'fdjöne,
muefrt) Du alles übertöne,
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