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Die Markgrafschaft
weiler nach Schloß Bürgeln mit dem Wegzeichen
B auf weißem Grund. Eine mit weißem B
auf blauem Grund bezeichnete Markierung führt
den Wanderer von Schloß Bürgeln weiter zum
Blauen. Wege, die vom Schwarzwaldverein nur
markierungsmäßig betreut werden, sind der
N - Weg von Badenweiler zur Ruine Neuenfels
und über den Kohlplatz nach Schweighof, sowie
der Eichwald-Rundweg bei Müllheim.
Pfl.
(5m ^leinob am ^lemmbadj
Dort an der Stelle, an der der_ Klemmbach
unsere Stadt Müllheim erreicht, bietet sich demjenigen
, der offenen Auges draußen geht, häufig
ein kleines Naturschauspiel. Am Bach und im
Bach, von der Marktbrücke bis weit oberhalb der
Brunnmattbrücke lebt ein mittelgroßer Vogel,
der ein wenig kleiner als der Star ist (ca. 19 cm)
und in seiner Körperform als naher Verwandter
dem Zaunkönig gleicht. Es ist dies die Wasseramsel
(Cinclus aquaticus), die in den Vogelbüchern
auch unter dem Namen Wasserstar oder
Wasserschmätzer zu finden ist.
Des öfteren sitzt sie, in der Paarungszeit auch
manchmal zu zweit, unter der Handelsschule auf
den Steinen im- Bach. Je nach Stellung leuchtet
das helle Weiß ihrer Kehle und Brust klar im
Dunkel des Gewölbes auf, während sich das
braunschwarze übrige Gefieder nur konturen-
haft abhebt. Plötzlich ist sie verschwunden und
sitzt kurze Zeit darauf auf einem anderen Stein
außerhalb des Gewölbes. Während dieser Zeit
ist sie unter Wasser getaucht, um am Grund des
Baches ihr Vesper einzunehmen. Sie ist eine
große Tauchkünstlerin, obwohl sie zu den Singvögeln
gehört und nicht wie die anderen
Schwimm- und Tauchvögel mit Schwimmhäuten
zwischen den Zehen ausgerüstet ist. Mit ihren
langzehigen Füßen hält sie sich an den Steinen
des Grundes fest und benützt zum Laufen und
Schwimmen unter Wasser ihre Flügel. Die Strömung
des Wassers nützt sie durch geschickte
Körperstellung aus und läßt sich durch sie unter
Wasseramsol
Wasser auf den Grund drücken. Sogar gegen
starke Strömung läuft sie bachaufwärts. Das
Wasser selbst kann ihr nichts anhaben, ihr dichtes
fettiges Gefieder schützt sie davor.
Am Bachgrund zwischen und unter den Steinen
, von denen sie die kleinen mit ihrem etwas
nach unten gebogenen Schnabel umwenden kann,
sucht sie eifrig nach Wasserinsekten und deren
Larven, die ihre Nahrung bilden. Der Fischbrut
und den kleinen Fischen, die sie sonst in anderen
Gebieten gelegentlich fängt und deswegen
von Fischern und Anglern nicht gern gesehen
ist, kann sie in unserem Stadtklemmbach keinen
Abbruch tun, da diese wegen der Verschmutzung
dort nicht mehr vorkommen.
Fröhlich zwitschernd sitzt sie noch auf ihrem
Stein und macht ihre „Knickse", ungefähr wie
ein Rotkehlchen. Dabei stelzt sie ihren kurzen
Schwanz keck wie der Zaunkönig in die Höhe,
dem sie auch in ihrem Betragen in vieler Hinsicht
gleicht. Ihr Lied besteht aus fortlaufenden
Tönen, die pfeifend, zwitschernd und schwirrend
vorgetragen werden. Der Lockruf klingt wie
,,zerb". Auch in der kalten Zeit kann man häufig
ihren Gesang hören, da sie wie der Zaunkönig
auch im Winter singt.
Nun erhebt sie sich und fliegt schnurrenden
Fluges bachaufwärts, um kurze Zeit darauf wieder
auf einem Stein zu landen oder um plötzlich
selbst aus dem Flug heraus ins Wasser zu
tauchen. Von ihrem Bach fliegt sie aber nicht
fort, immer kann man sie im Bach oder am
Bachrand finden. Der Bach
allein ist ihr Lebensrevier oder
wie der Naturwissenschaftler
sagt, ihr Biotop. Selbst im Winter
, wenn der Bach zufriert,
verläßt sie ihn nicht. Sie sucht
die offengebliebenen Stellen,
wie Wasserüberfälle und dergleichen
auf. Aber unterhalb
der Marktbrücke ist die Was-
seramsel kaum zu finden.
Wahrscheinlich ist der Bachlauf
von dort ab bereits durch chemische
und andere Abwässer
so verunreinigt, daß hier keine
Lebewesen existieren können
und sie deswegen kein Futter
findet.
Unter der Marktbrücke stand
im vergangenen Jahr die Wiege
der Wasseramsel. Dort hatte
das Pärchen in einer Mauerspalte
sein Nest. Im allgemeinen
ist dieses ein umfang-
Federzeichnung von H. Dittes reicher, überwölbter Bau und
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