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Die Markgrafschaft
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besteht aus Reisern,
Halmen und Moos. Innen
ist es mit dürrem
Laub ausgepolstert
und hat seitlich das
verhältnismäßig große
Einflugloch. In seiner
Bauart ähnelt es wiederum
dem des Zaunkönigs
. Im Sulzburger
Bach wurde beobachtet
, daß ein Wasseramselnest
unter einem
Wasserüberlauf stand.
Dieser mußte von den
Vögeln durchflogen
werden, wenn sie zum
Nest .wollten.
Die Wasseramsel legt
vÄr bis sechs weiße,
glanzlose Eier und
zwar im Frühling und
im Sommer, so daß
zwei Brüten hochkommen
. Während dieser
Vogelpaar, das sonst jeglichem geselligen Zusammenleben
abgeneigt ist und sich aus dem
Wege geht, häufig unter die Marktbrücke
zur Fütterung seiner Jungen fliegen sehen.
Die letzte Brut im vergangenen Jahr wurde
leider beim Ausfliegen gestört. Buben bewarfen
die Jungamseln mit Steinen und waren
der Meinung, daß es „Wasserhühnchen" seien,
die man ,,essen" könne. Durch jhren Lehrer zur
Rede gestellt, haben sie beteuert, die Wasseramseln
von nun an in Ruhe zu lassen. Die Vögel
wurden daraufhin längere Zeit nicht mehr am
Klemmbach beobachtet. Dafür wurden sie in
diesem Jahre bereits häufig gesichtet, so auf der
Vogelstimmenwanderung, die am 3. April stattfand
. Die Stelle, an der sie in diesem Jahre
nisten, ist noch nicht festgestellt.
Die jungen Wasseramseln fallen nach Verlassen
des Nestes einfach ins Wasser und können
darin ohne jegliche Vorübung tauchen, schwimmen
und laufen wie die alten. Ungefähr vier
Wochen lang werden sie von den Eltern gefüt-
Lipburg, von Süden gesehen
Zeit konnte man das
Foto: F. Glaubrecht
tert und betreut. Darnach werden sie aus elterlicher
Obhut entlassen und sind auf sich selbst
gestellt. Das Familienband ist gelöst, die Wasseramselnatur
setzt sich durch. Da heißt es vor den
Eltern weichen, diese beanspruche^ ihr Revier
wieder für sich allein, die Jungen müssen nun
anderen, eigenen Lebensraum suchen.
Die Wasseramsel steht unter Naturschutz,
darf also weder belästigt noch gefangen oder
getötet werden. Daran sollten alle diejenigen
denken, denen sie ab und zu ein Fischlein oder
ein wenig Fischbrut nimmt und sich dabei etwas
unangenehm bemerkbar macht. Der Schaden und
der Nutzen, den sie anrichtet bezw. gibt, steht in
einem Verhältnis, das sehr zu ihren Gunsten
ausschlägt (1:7).
In jedem Fall ist es für den Naturfreund eine
Freude und ein Genuß, die Wasseramsel in
ihrem Bach zu beobachten und ihrem Leben und
Treiben zuzuschauen. Es ist eben ein Kleinod,
das wir uns in unserer Stadt möglichst lange
erhalten wollen.
Wiemhoff
r
Die Ortsgruppe Müllheim - Badenweiler berichtet:
J
Die Vogelstimmenwanderung am 17. April
zählte 26 Teilnehmer, darunter erfreulicherweise
viele Jugendliche.
Es ist ein schönes Zeichen naturverbundenen
Denkens und Fühlens, wenn die empfindliche
Kühle des Aprilmorgens — die Wanderung begann
um 6 Uhr — die Teilnehmer nicht abhielt,
über die taufrischen Wiesen in den Eichwald zu
wandern.
Noch im Gebiete der Stadt grüßte der Buchfink
. Die Meisen lockten mit ihrem zarten Rufe,
die weiße und die gelbe Bachstelze wippte auf
den Steinen des Klemmbaches. Aber auch die
Wasseramsel hatte in ihrem Revier oberhalb der
Gerbergasse-Brücke ihr Tagewerk bereits begonnen
. Allerdings entzog sie sich rasch den Blicken
der Menschengruppe, die da bachaufwärts wanderte
. In dem hohen Ufergebüsch sang der Zaunkönig
mit dem Rotkehlchen um die Wette, wobei
sich freilich das Rotkehlchen durchsetzte. Vom
Wipfel einer Erle aus erfreute die Mönchsgrasmücke
mit ihrer reizenden Melodie. In der
Brunnmattsiedlung trieben die Rotschwänzchen
ihr munteres Spiel. Daß sich der kecke Sperling
hier auch schon angesiedelt hat, darf uns nicht
wundern. In den Obstanlagen gegen das Himmelreich
gab es außer Krähen, Elstern und Tauben
mancherlei zu sehen und zu hören.
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