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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-06/0005
Die Markgrafschaft

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<5m Dotfämpfer beutfdjet Kulturpolitik

Jum 36. TLobzßtag Rani ©tortfa am 9. 5. 55

Männer, die sich einmal um die Bewahrung
und Wertschätzung edelster Güter eines Volkes
verdient gemacht haben, die sich in ihrer Generation
nicht nur Achtung und Aufmerksamkeit,
sondern auch Verehrung und Liebe erwarben,
dürfen gewiß beanspruchen, daß ihrer — und sei
es auch im Abstand einer Generation — mit
Dank gedacht wird. Karl Storck, der unvergeßliche
Schriftleiter des ,,Türmer", dessen hochgeistiges
Niveau er bestimmte, der Verfasser
zahlreicher kulturpolitisch wichtiger Bücher,
Schriften und Aufsätze, der Wegbereiter für den
Einbau künstlerischer Belange in das geistige
Bedürfen unseres Volkes, gehört zweifellos zu
diesen Männern.

Mit großer Sorge, ja mit Bangigkeit bemerkten
um die Jahrhundertwende die für unsere
künstlerische Kultur Interessierten, daß Dichtung,
Musik, bildende Kunst sich ähnlich wie die Wissenschaft
mehr und mehr vom inneren Leben des
Volkes zu lösen und unbekümmert eigene Wege
einzuschlagen begannen. Durch Popularisierung
des von der Wissenschaft Erarbeiteten, in künstlerischem
Bemühen Gewonnenen suchte man
dem Übel zu begegnen. Die hohen Auflageziffern
populär naturwissenschaftlicher Bücher und
Schriften, das große Interesse, dem die Wanderausstellungen
des von Ferdinand Avenarius gegründeten
Dürerbundes begegneten, schienen
einen nachhaltigen Erfolg zu verheißen. Die
Devise all dieser unermüdlichen und unentmutigt
um das Kulturgut unseres Volkes wie auch des
Abendlandes Ringenden lautete kurz und bündig:
„Die Wissenschaft, die Kunst dem Volke!"

Es sollte also gleichsam von oben her das
reichere Wissen wie das vollkommen in der
Kunst Geschaffene an das Volk herangebracht
werden.

Karl Storck, 1873 geboren, war nur wenige
Jahre jünger als Ferdinand Avenarius, Paul
Schultze - Naumburg, dessen Bemühungen das
Gesetz gegen die Verunstaltung des Landschaftsbildes
zu verdanken ist, und andere um die abgesunkene
deutsche Kulturpolitik verdiente Schriftsteller
, aber ihm schien der von diesen eingeschlagene
Weg nicht recht erfolgverheißend. Seine
Devise lautete: „Es genügt nicht, gute Kunst an
das Volk heranzubringen. Es muß vielmehr das
Volk befähigt werden, aus seinem eignen Innern,
aus seinem Seelentum neue Kunst hervorzubringen
' Nur auf diesem Wege schien ihm eine
Gesundung und Erstarkung unserer künstlerischen
Kultur mit Sicherheit gewährleistet. Die
ganze Macht und Fülle seines reichen, in gründlicher
literaturwissenschaftlicher Gelehrtenarbeit
errungenen Wissens wie auch seiner organisatorischen
Fähigkeiten setzte er für die Erreichung
des hiermit gewiesenen Zieles ein.

Erstaunlich jung war er zu jener Erkenntnis
gekommen, es müsse das Volk selber wieder
schöpferisch angeregt und zur Freude am eignen
Schaffen erzogen werden. Der von ihm aufgezeigte
Weg war ja ungleich steiniger und gewiß
auch dorniger als der etwa vom Dürerbund
betretene. Daß Storck ihn bereits in einem Alter
von knapp 25 Jahren mit geradezu unglaublicher
Energie und Zielsicherheit beschritt, ist gewiß
nur aus den glücklichen Temperaments- und
Chrakteranlagen seiner Geburt zu erklären. Es

Karl Slorck / Nach einem Ölbild von Alfred Fendel

begegneten und vereinten sich in ihm von seiten
des Vaters rheinisch-westisches, von seiten der
Mutter schweizerisch-alemannisches Erbgut.

Wer ihm einmal in die dunklen, gleichsam von
verzehrendem Feuer glühenden Augen geschaut
hat, wird den Eindruck eines persönlichen Angesprochenseins
nie vergessen können.

Sein Vater hatte sich zwei Jahre vor seiner
Geburt im Elsaß ansäßig gemacht. Die größere
Nähe des schönen Heimatlandes seiner Frau
mochten den Rheinländer wohl zu diesem Schritt
veranlaßt haben. Für des Sohnes stets aufnahmefreudige
und für schöne Eindrücke aufgeschlossene
Wesensart war es zweifellos ein Gewinn,
daß er seine Jugendjahre im Wechsel zwischen
zwei charaktereignen landschaftlichen Umgebungswelten
verbringen durfte. Romanische
Geisteskultur wurde ihm durch nahe Berührung
schon in frühen Jugendjahren wohlvertraut. Seine
kulturell anregende und aufbauende Arbeit wurde
dadurch ähnlich segensreich befruchtet wie
etwa das dichterische Schaffen eines Conrad
Ferdinand Meyer. Dem schriftstellerischen Werk
Karl Storcks haftet etwas Fluktuierendes in


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