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Die Markgrafschaft
Unter dieser Überschrift berichtet Karl Seith
in Heft 1 des 17. Jahrgangs der von ihm herausgegebenen
Zeitschrift „Das Markgräflerland" ausführlich
über die Gründe, die zur Einwanderung
führten. Wer sich ein Bild machen will, was es
bedeutet, wenn Seith schreibt, daß es vom Jahre
1633 an schlimm wurde und daß die Flucht nach
Basel und ins dahinter liegende Schweizerland
bis ins Bernbiet hinauf der einzige Ausweg war,
der lese aus den „Beiträgen zur vaterländischen
Geschichte der Historischen Gesellschft zu Basel"
(Band 8) folgende Angaben: die Stadt Basel beherbergte
im Jahre 1633 nicht weniger als 5256
Flüchtlinge, die 1776 Stück Vieh mitgebracht
hatten, und im März 1638 betrug ihre Zahl sogar
7561 Personen. Einzelheiten über die in Klein-
Basel sich aufhaltenden Flüchtlinge gab Pfarrer
Mennicke in Heft 1 der „Blätter aus der Markgraf
schaftu 1915. Alle diese Aufzeichnungen erinnern
uns an die Jahre, als die Bewohner der
näher am Rhein gelegenen Orte zweimal bei uns
als Flüchtlinge weilten. Wir wundern uns auch
nicht, wenn nach dem Trauregister in Kandern
zwischen 1648 und 1730 bei 37 Ehen die Männer,
bei 10 Ehen die Frauen aus der Schweiz kommen.
Wir wollen sie hier nicht namentlich nennen,
sondern auf eine andere Quelle hinweisen, die
uns für die Frage der Einwanderung manche
Auskunft gibt und manchen Namen nennt, der
im Trauregister nicht erscheint. Es ist das Zunftbuch
der Maurer und Zimmerleute im Kanderner
Stadtarchiv.
„Die Ehrenzunft beeder Handwerker, Zimmerleuten
und Maurer" hatte bei Kriegsende einige
tüchtige Meister, die auf alten Handwerksbrauch
hielten. Hans Meyer, Maurer zu Kandern, bestellte
1655 beim Schreiner eine Zunftlade, und
Hans Schleit von Wollbach ließ sie beim Schlosser
beschlagen. Da „aber in dem leidigen Kriegswesen
alles verloren worden*', haben sie keine
Mühen gescheut, um wieder zu einem Zunftbrief
zu kommen. In Durlach, dem Sitz der Regierung,
ist „Bericht funden worden zu Karlsburg von
den Freiheiten und von den Zunftbriefen und ist
erneuert worden. Hat Kosten geben". Hans Konrad
Schüttenwürfel, Maurer und Zunftmeister zu
Kirchen, trug nun aus dem alten Register und
dem Zunftbuch in das neue Buch von 1655 an
alle Lehrjungen ein, die ledig gesprochen oder
aufgedingt wurden. Greifen wir ein paar Beispiele
heraus:
In Auggen hat der Maurer G. Wohlleb zweimal
Lehrlinge; beide stammen aus dem Wiesental
. Ob der Peter Zorn, der 1657 von Brombach
kommt und bei Wohlleb Maurer lernen will, ein
Bruder ist von Daniel Zorn, der im selben
Jahr aus Brombach von Zimmermann Engler
in Auggen als Lehrling angenommen wird? 1655
hatte derselbe Meister Engler einen Lehrling
aus dem Kanton Basel ledig sprechen lassen und
im folgenden Jahre einen aus dem Bernbiet als
Lehrling angenommen. 1655 hatte auch Lorenz
Zacher, der Zimmermann, einen Lehrling aus
dem Bernbiet ledig sprechen lassen. Auch die
beiden Meister Rottra zu Wintersweiler haben
Lehrjungen aus dem Baselbiet. Unter sieben Lehrjungen
, die 1655 ledig gesprochen wurden, ist
nur einer aus der Gegend, Hans Störchlin von
Schallbach, der bei Hans Traber in Fischingen
das Maurerhandwerk lernt. Im folgenden Jahre
erscheint zuerst Hans Baumgartner, Zimmermann
in Wollbach, mit einem Lehrjungen von Arlesdorf
(Baselland) — es ist sein Bruder! Während
der Maurer und Zunftmeister Hans Schaatz zu
Tannenkirch im Jahre 1656 einen Jungen aus
"* dem Bernbiet hatte, lernte Zacharias Schindelin
von Binzen dasselbe Handwerk bei Klaus Fründ
in Otlingen. 1657 auf Weihnachten wurde Hans
Georg Hummel aus Scherz (Bernbiet), der bei
Hans Rottra zu Binzen das Zimmerhandwerk gelernt
hatte, „ledig und losgesprochen vor dem
ganzen Handwerk zu Rötteln". Dieser Hummel
ließ sich in Egringen nieder, wie aus einem Eintrag
des Jahres 1688 hervorgeht. Denn in diesem
Jahre hat dort ein Hans Georg Hummel einen
Lehr jungen aus Schinznach angenommen, einem
Nachbardorf von Scherz, woher Hummel stammte.
In Wollbach-Egisholz nimmt der Maurer Erhard
Ginnat 1657 einen Lehr jungen aus Hasle bei
Entlebuch (Bern) und 1669 wieder einen aus
demselben Ort, nachdem er dazwischen zwei aus
Wollbach hatte. Und in Kandern hatte der
Maurer David Kaufmann 1662 den Gebhard
Gießler und 1667 den Hans Jakob Sulzer, beide
aus Winterthur als Lehrlinge.
Eine Ubersicht
über
die
Zeit
von
1655
bis
1671 etwa ergibt:
Zimmerleute:
Maurer:
Zahl
der
Meister
Lehrlinge
Meister
Lehrlinge
Auggen
2
4
( 3)
1
2
Binzen
2
3
( 2)
1
2
( 2)
Blansingen
1
2
( 2)
Egringen
1
1
( 1)
Eimeidingen
1
1
( 1)
Feldberg
1
3
( 1)
Fischingen
1
3
( 1)
Kandern
2
2
3
8
( 4)
übereggenen
1
2
( 2)
1
1
( 1)
Otlingen
1
1
Tannenkirch
1
1
( 1)
Weil
1
1
Wintersweiler
4
10
( 8)
Wittlingen
1
2
Wollbach
2
6
( 1)
2
6
( 3)
zusammen:
17
33
(19)
13
28
(14)
Die Zahlen in Klammern bedeuten die Zahl
der Lehrlinge aus der Schweiz unter der Gesamtzahl
, also 33 Lehrlinge im Zimmerhandwerk,
davon 19 aus der Schweiz. Orte, die hier nicht
genannt sind, hatten in diesem Zeitraum entweder
keine Maurer und Zimmerleute, oder aber
sie gehörten nicht zur Zunft, wie etwa Liel,
Schliengen, Neuenburg usw. A. Eisele
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