Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-06/0012
10

Die Markgrafschaft

der Gesangverein und der Musikverein ein röte eines besseren Tages die letzten Stunden

Ständchen brachten, war das ganze Dorf auf den ihrer Erdenwallfahrt überstrahlen!

Beinen und nahm freudigen Anteil an dem TT , AT , * ^ ^ i..

14. ™ ° Hundert Johr ,un froh derbi,

seltenen Ereignis. . , _ . _ ... ..

° jede Dag si Schoppli Wn,

Möge unserer lieben Hundertjährigen noch dasch miseel e rari Gob

mancher Freudentag vergönnt sein, und möge ihr un e Grund zue Dank un Lob!

am Ende ihres arbeitsreichen Lebens die Morgen- Fritz Wolfsberger

Dom ©dji'tffal einet Kljeingernembe

Zienkens Bauern im Kampf mit dem un gebändigten Strom

Unsere markgräfler Heimat hat als Grenzland
immer schon besondere Opfer bringen müssen
. Die Chroniken unserer Gegend legen davon
ein beredtes Zeugnis ab. Und doch scheint es in
diesem Räume Orte zu geben, die der Macht der
Verhältnisse in ganz besonderem Maße ausgeliefert
waren. Es sind das die wenigen Städte und
Dörfer, die unmittelbar von den Fluten des
Rheins bespült waren. Ja, waren, denn heute
sind sie es in den meisten Fällen nicht mehr.
Johann Gottfried Tulla's Rheinkorrektion änderte
diesen Zustand.

In all den Jahrhunderten vorher aber mußten
diese Siedlungen nicht nur die verderbenbringenden
Kriegsläufte über sich ergehen lassen, sondern
führten gleichzeitig einen ausweglosen
Kampf gegen die unersättlichen Fluten des
Rheins, die, in zahlreiche Einzelarme aufgelöst,
unaufhörlich Land fortrissen, verlagerten, überschwemmten
, verwüsteten. Das geschah vor
allem bei Hochwasser, mit dem man mindestens
zweimal im Jahr zu rechnen hatte. Keinen trafen
diese Naturgewalten härter als den Bauern, der
oftmals seiner Felder, häufiger jedoch seiner
Ernte beraubt wurde, auf die er schon so lange
hoffte. Es gab aber Zeiten, in denen nicht nur
Feld und Ernte durch die tosenden Wasser bedroht
waren, sondern Haus und Hof auf dem
Spiel standen.

So war es auch wieder im Jahre 1628, also
mitten im Dreißigjährigen Krieg. Das Frühjahr
war naß. Es regnete und schneite viel. Der Rhein
schwoll so mächtig an, ,,daß also solches wasser
wegen seiner stetigen große disen Sommer über
so starkh auf vnß getrungen, daß wir schon
syben häuser abzuebrechen gezwungen, vnd dadurch
in euserstes verderben gestürzt worden".
Das berichten „Vogt, Geschworene vndt gantze
Gemeyndt des Fleckhens Zienckhen ahn dem
Rhein* * in einem Schreiben vom 11. September
1628 an den Prälaten von Tennenbach und bitten
ihn „vnderthänig hochflehentlich, er wolle gne-
dig geruhen, und in ihrer obligenden noht" . . .
bewilligen, daß die Obdachlosen auf seine Lehengüter
(das Kloster Tennenbach besaß seit alters
Lehengüter zu Zienken) bauen und ihre abgerissenen
„hüttlin" vor dem Winter wieder aufrichten
dürfen. Nun, ungeduldig durften die hart
getroffenen Bürger zu Zienken nicht werden.
Der Winter ging vorüber, ohne daß sich ihre
Bitte erfüllt hatte. Am 20. April 1629 richtete
der Oberamtmann von Badenweiler auf Ansuchen
der Tennenbacher Lehenträger Fritz Ar-

noldt, Georg Bing und Martin Burckhardt, alle
von Zienken, ein weiteres Gesuch an den Prälaten
des mehrfach erwähnten Klosters, in dem
er darum bittet, ihnen den Lehenzins zu ermäßigen
. Er begründet es damit, daß der Rhein nicht
nur Haus und Hof, sondern auch noch über
sechzig Juchert (1 Juchert = 36 ar) ,,hinweggenommen
, verderbt vnd verschwembt" (überschwemmt
) habe. Der Prälat sah die Dringlichkeit
des Gesuches offenbar ein und schlug eine
gemeinsame Beratung der Angelegenheit vor.
Am 8. August 1629 trafen sich der Oberamtmann
Friedrich Jacob von Remchingen und einige
Zinkener Bürger mit dem Prälaten von Tennenbach
im tennenbachischen Hof zu Freiburg und
kamen zu folgender Einigung: Den Lehenmännern
Friedrich Arnold und Georg Bing wird ein
Fünftel ihres Lehenzinses nachgelassen. Die dem
Friedrich Arnold erwachsenden Baukosten werden
von Tennenbach zur Hälfte getragen. Den
übrigen in Not geratenen Bauern wird ein halb
oder ein Juchert Feld gegen einen Zins von zwei
Sester je Juchart, die sie dem jeweiligen Lehenmann
zu entrichten hatten, als Baugelände abgegeben
.

Der Aufbau der zerstörten Höfe konnte nun
auf weniger gefährdetem Boden wieder beginnen
. Was der Strom jedoch mitgerissen hatte,
das blieb für immer verloren.

Wenn man einer Fußnote in Sieverts Geschichte
der Stadt Müllheim", S. 80, glauben
darf, dann war die bisherige Verwüstung lediglich
ein Anfang. Er schreibt nämlich: ,,Dort (in
Zienken) hatte 1638 der Rhein das ganze Dorf
samt 350 Jucherten Garten und Ackerfeld weg-
gerissen". Mir scheint diese Behauptung jedoch
fraglich, umso mehr, als aus den Akten des begüterten
Klosters Tennenbach keinerlei Andeutungen
diesbezüglich zu entnehmen sind, während
über die Verwüstungen des Jahres 1628
ausführlich berichtet wird. Vielleicht bringen
spätere Untersuchungen noch klarere Hinweise.

Fest steht jedenfalls, daß der Rhein auch
künftig immer /wieder Land wegschwemmte, um
es an anderer Stelle liegen zu lassen. So wird in
einem Berain von 1720 darüber geklagt, daß der
Rhein öfter Land wegflöße und 1743 entstand
zwischen Hügelheim und Zienken sogar Steit,
weil bei einem Hochwasser ein großes Stück
Land (14 Juchert) unterhalb Zienken weggeschwemmt
wurde und gleich unterhalb an einer
Insel, das ,,niedere Grün" genannt, liegen blieb.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1955-06/0012